Essen. Der Monumentalfilm “Exodus: Götter und Könige“ ist ein bildgewaltiges Bibel-Spektakel mit erzählerischen Schwächen und unterbeschäftigten Schauspielern.

Im Frühjahr erst durften wir mit Darren Aronofskys „Noah“ die Sintflut im Kino gemäß der Genesis erleben. Und nun drängt mit Ridley Scotts Verfilmung des zweiten Buch Mose schon wieder ein Stoff des Alten Testaments auf die Leinwand: „Exodus: Götter und Könige“ soll wohl in 3D so etwas wie die zeitgemäße Antwort sein auf Cecil B. DeMilles Monumentalfilm „Die Zehn Gebote“ aus den 1950er-Jahren, in dem schon einmal farbenprächtig der Auszug der Israeliten aus Ägypten thematisiert wurde.

Ähnlichkeiten mit „Gladiator“

Die Unterschiede sind tiefgreifend und nicht nur auf die Machart beschränkt. Glaubte man beispielsweise damals dem gottesfürchtigen Moses in Gestalt von Charlton Heston jederzeit, dass er ein ganzes Volk dazu bewegen kann, mit ihm gen Kanaan zu ziehen, so hat der eher zaudernde, mit Gott hadernde Christian Bale in dieser Rolle nun ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem.

In der Tat glänzt Ridley Scotts Spektakel weniger durch seine Schauspieler als durch seine Bilder. Immer wieder sucht Kameramann Dariusz Wolski („Pirates of the Caribbean“) die großen Totalen, sei es um die Prachtbauten von Memphis zu präsentieren oder die gigantischen Arbeitsfelder der israelitischen Sklaven. Gleich zu Beginn wird der Zuschauer bei der Schlacht der Ägypter gegen die Hetiter in die Vogelperspektive gehievt, um danach mitten zwischen die kämpfenden Truppen zu fallen. Seinen optischen Höhepunkt findet der Film schließlich bei den zehn Plagen, mit denen der rächende Gott des Alten Testaments die Ägypter straft.

Christian Bale als blasser Moses

Vom Erzählerischen her sind von Anfang an die Schwierigkeiten im Drehbuch zu suchen. Denn Scotts Film beginnt nicht etwa am Anfang der Geschichte, als Moses als Findelkind am Hofe zu Memphis aufwächst, vom Pharao wie ein zweiter Sohn behandelt wird und ihn mit dem echten Sohn Ramses eine tiefe Freundschaft verbindet. Das alles muss nun über schwerfälligen Dialog transportiert werden, während man erstaunt registriert, dass der Regisseur bei sich selbst abpaust: Schon „Gladiator“ begann als biblisch-geerdetes Brüder-Drama, die Rollen sind exakt austauschbar.

Nur dass Russell Crowe als Maximus den Film damals an sich riss, während Christian Bale als blasser Moses diesem hier nun überhaupt kein Feuer verleihen kann. Überhaupt die Schauspieler: Joel Edgerton als Ramses mit stets exaktem Lidstrich schürt die Sehnsucht nach Yul Brynner in den „Zehn Geboten“, John Turturro als alter Pharao kommt kaum gegen die starke Mascara-Schicht auf seinem Gesicht an. Viele andere namhafte Darsteller wie Sigourney Weaver, Aaron Paul (als Joshua), Ben Kingsley oder Maria Valverde (als Moses-Gattin Zipporta) sind zum Teil sträflich unterbeschäftigt.

Scott will allen religiösen Pomp vermeiden, weshalb er seinen Moses auch als Zweifler an Gott anlegt. Wenn der ihm dann am brennenden Dornbusch tatsächlich erscheint, ist dieser Gott ein finster dreinblickendes Kind, das mit großer Gelassenheit die brutalsten Strafen ausspricht. Moses nimmt das nicht gerade für diesen Gott ein, er scheint vielmehr aus Angst seiner Berufung zum großen Menschenführer nachzukommen.

Tsunami teilt des Rote Meer

Wenn man ihn später sieht, wie er die zehn Gebote dieses Kindgottes in Stein meißelt, dann wirkt er eher wie ein beflissener Lohnschreiber als ein vom Glauben durchdrungener Mensch.

Die Durchquerung des Roten Meeres, hier sehr rational als Meteor-Einschlag mit nachfolgendem Tsunami erklärt, hätte zumindest einen eindrucksvollen Schlusspunkt setzen können. Doch Scott findet in seinen 150 Minuten einfach kein Ende.

Wertung: Drei von fünf Sternen