Essen. In seinem neuen Film „Honig im Kopf“ erzählt Til Schweiger eine tragikomische Alzheimer-Geschichte, die souverän zwischen Komik und Trauer balanciert.

„Ich finde ja nicht mal mehr den Weg nach Dingsbums. Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen!“ Nach dem Tod seiner Frau geht es mit Tierarzt Amandus Rosenbach (Dieter Hallervorden) in Til Schweigers neuem Film „Honig im Kopf“ geistig rapide bergab. Als er mit seinem Alltag immer schlechter zurecht kommt, holt ihn Sohn Niko (Til Schweiger) ins luxuriöse Familienheim auf dem Land.

Mit dem Opa nach Venedig

Die Ehefrau reagiert zunehmend gereizt, umso mehr freut sich Enkelin Tilda (Schweiger-Tochter Emma) über den Besucher. Sie zeigt instinktiv Empathie und findet den richtigen Umgang mit ihrem vergesslichen Opa. Als der Senior ins Pflegeheim abgeschoben werden soll, reist die Elfjährige spontan mit dem Großvater nach Venedig, wo er einst seine Flitterwochen verbrachte. Die Odyssee des ungleichen Paares gerät zum Road Movie über die Alpen, zuerst per Zug und im Tiertransporter, bis das Ziel schließlich zu Fuß erreicht wird.

Wie bei „Knockin’ on Heaven’s Door“ macht Schweiger das bittere Thema einer tödlichen Krankheit zum Gegenstand einer Tragikomödie, die souverän die Balance zwischen Trauer und Komik hält. Klar, es gibt die üblichen Hochglanzbilder sowie den ohrwurmigen Soundtrack – Schweiger ist eben kein Haneke!

Realistisch fällt derweil die Darstellung des Krankheitsverlaufs aus, was auch von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft attestiert wird.

Slapstick, der an die Schmerzgrenze geht

Eigentlich ist längst Ende mit lustig, wenn der verwirrte Amandus in den Kühlschrank pinkelt oder fast die Küche abfackelt – doch gerade dieser Slapstick, der an Schmerzgrenzen geht, erzeugt jenen emotionalen Effekt, dem man sich kaum entziehen kann. Er zeigt, welche Belastung für Angehörige entsteht. Zugleich, mit welcher intuitiven Leichtigkeit Kinder auf solche Situationen reagieren.

Eine Geschichte wie diese kann nur funktionieren mit einem glaubwürdigen Charakter-Darsteller. Ursprünglich standen Michael Caine und John Hurt auf dem Casting-Wunschzettel. Dann kam, „Palim, Palim“, Dieter Hallervorden und zeigte in „Sein letztes Rennen“, dass weit mehr als „Nonstop Nonsens“-Können in ihm steckt. Als hätte er sich dort erst warmgelaufen, präsentiert sich der 79-Jährige hier in Höchstform mit Gänsehaut-Faktor. Mit dieser Darbietung dürfte das Publikum das berühmte Kafka-Zitat realisieren: „Im Kino gewesen. Geweint!“

Wertung: Drei von fünf Sternen