Essen. Kochbuch-Autor Attila Hildmann kocht aus Überzeugung ohne Tierprodukte. Aber auch bei ihm kommt Wurst und Bolgonese-Sauce auf den Teller - aus Tofu.
Gesünder, schlanker, jünger – das sind Schlagworte, die so gar nicht zum Zeitgeist des Advents passen wollen. Und dann auch noch Rezepte ganz ohne Fleisch und Fisch! Wie geht das denn? Doch wenn es so läuft, wie es bei Attila Hildmann immer läuft, wird auch sein neues Kochbuch „Vegan to go“ an Weihnachten verschlungen werden. Petra Koruhn sprach mit Attila Hildmann darüber, warum Veganer beim Anblick von Rindersalami Pickel kriegen, aber trotzdem gerne in die tofugeformte Wurstattrappe beißen.
Vegan essen, also ganz ohne Tierprodukte, das klingt nicht nur hip, sondern auch etwas verbissen.
Attila Hildmann: Auch wenn ich Millionen Bücher zum Thema verkauft habe, ich will nicht, dass das wie eine Art Ersatzreligion rüberkommt. Ich gehöre auch nicht zu denen, die sagen: Fleischesser sind Mörder!
Also sind Sie kein Erbsenzähler.
Hildmann: Egal, ob vegan oder nicht – es geht mir eigentlich nie ums Prinzip, sondern um Qualität. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Leute Fleisch essen. Wenn sie es bewusst tun. Und eben nicht maßlos.
Warum nicht?
Hildmann: Die intensive Fleischproduktion in Europa ist qualvoll für die Tiere, sie belastet die Umwelt und frisst riesige Mengen an Rohstoffen.
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Warum sieht denn ein Tofu-Gericht aus wie eine ganz normale Wurst oder ein Schnitzel? Warum nicht einfach, sagen wir, wie eine Blume?
Hildmann: Es geht ja um das Ethische. Man möchte kein Tier töten. Aber andererseits sind wir mit dem Anblick von Wurst aufgewachsen. Eine Tofuwurst ist also eine Art Ersatzdroge, das Methadon der Veganer.
Sind Ihre Freunde auch so wie Sie?
Hildmann: Unter meinen Freunden ist ja nur ein Veganer. Aber solange ich als Veganer nicht zur Sau gemacht werde, ist mir das sowieso alles wurscht.
Warum haben Sie sich von Gänsebraten und Fleischspieß verabschiedet?
Hildmann: Ich bin aus gesundheitlichen Gründen Veganer geworden. Ich hatte davor 35 Kilo mehr. Und mein Vater war an einem Herzinfarkt gestorben. Sein Cholesterin war hoch, seine Herzkranzgefäße verstopft. Ich habe dann einfach eine gesunde Alternative gesucht, obwohl ich sehr gerne Spaghetti Bolognese gegessen habe. Aber dann esse ich heute eben Spaghetti Bolognese statt mit rotem Fleisch mit Tofu. Ist genauso lecker. Man weiß doch, dass der Verzehr von zu viel rotem Fleisch nicht gesund ist und sogar zu Darmkrebs führen kann.
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Waren Sie immer so vernünftig?
Hildmann: Gut, als Jugendlicher habe ich auch Fastfood gegessen. Meine Mutter hat es natürlich immer mit gesundem Essen probiert, aber ich fand damals auch Geburtstagspartys bei McDonalds cool. Mit unbegrenzt Softeis vom Automaten, Burgern und Pommes.
Die arme Mutter.
Hildmann: Ja, meine Mutter hat dann schon gesagt: Mensch, Junge, dann können wir ja beim Kaffeeklatsch keine Torte essen, da ist ja Ei drin. Heute nimmt meine Mutter statt Sahne weißes Mandelmus. Oder mein Onkel, der ist 72 Jahre, Weihnachten war für ihn die Gans immer Pflicht. Aber jetzt freut er sich schon auf meinen Chicoree-Salat, die Kürbissuppe, die Lasagne mit Rosenkohl und Orangencreme gefüllt.
Da sage noch einer, vegan ist langweilig.
Hildmann: Es geht mir ja genau nicht um eine langweilige Küche. Ich wollte keine Grünkernbratlinge machen, sondern Salate und Pasta, die schmecken, von denen meine Freunde schwärmen.
Aber viele brauchen ein schönes Schnitzel mit Soße, um sich wohl zu fühlen. Was sagen Sie denen?
Hildmann: Natürlich kann man die Meinung haben, dass man Fleisch braucht. Aber ich weiß ja, wie gut ich mich durch den Fleischverzicht fühle. Da kann man noch so viel vom Pferd erzählen, es ist durch zig Studien bewiesen, dass man ohne Fleischkonsum leistungsstärker ist, dass man besser schläft und sich einfach besser fühlt.