Köln. . Fritz Bauer gehört zu den vergessenen Helden. Der hessische Generalstaatsanwalt jagte Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann. Er stand fast allein da – und dennoch schaffte er es. Jetzt wird der Stoff fürs Kino verfilmt. Der aufrechte Jurist wird von einem der besten deutschen Schauspieler verkörpert: Burghart Klaußner.

Es ist eine böse Ironie der Geschichtsschreibung. Während Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann auch mehr als 50 Jahre nach seinem Todesurteil eine feste Größe im kollektiven Bewusstsein ist, geriet der Mann, der ihn jagte, beinahe in Vergessenheit: der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Doch jetzt erfährt der längst verstorbene Eichmann-Jäger gleich eine doppelte Würdigung seines Lebenswerks. Der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ läuft bereits im Kino, eine weitere Produktion mit dem Arbeitstitel „Fritz Bauer“ entsteht gerade in Köln. Der aufrechte Jurist ist ein „Held“ für denjenigen, der ihn spielt: Burghart Klaußner.

Manchmal ein Querkopf

Im Rollen-Dress steht der 65-jährige Schauspieler Rede und Antwort. Schwarzer Anzug, weißes Hemd und schwarze Krawatte signalisieren: Da sitzt ein Mann, der die Seriosität seines Amtes verkörpert. Wären da nicht zu kurze Ärmel und Socken in einem unkonventionellen schwarz-grau-weißen geometrischen Muster im Stil der Bauhaus-Meister. Auch sein wirr zurückgekämmtes Haupthaar wirkt ein wenig widerborstig. Und zwar ganz bewusst. „Der Bürger“, erläutert Burghart Klaußner seine Rolle, „versucht kleine Ausbrüche modischer Art.“ Fritz Bauer – Jude, Schwabe, manchmal ein Querkopf und immer ein Gerechtigkeitsfanatiker.

Fritz Bauer – Klaußner kannte den Namen bereits, bevor er wieder in aller Munde war. Der Schauspieler gehört zur Generation ‘68. Die Studenten von einst verehrten den aufrechten Juristen: „Er war einer der wenigen deutschen Helden, die fast im Alleingang versucht haben, deutsche Geschichte aufzuarbeiten“, stellt Klaußner fest.

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„Bauer gehört zur Generation der zornigen, alten Männer“

Obwohl der Generalstaatsanwalt vom hessischen Ministerpräsidenten eingesetzt und damit einer der höchsten Repräsentanten des Landes war, stand Bauer allein gegen alle. Mit Ausdauer, Durchsetzungskraft und diplomatischem Geschick fand er schließlich Unterstützung beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden und später auch beim israelischen Geheimdienst Mossad. Bauer brauchte beide, um Eichmann in Argentinien fassen zu können.

„Bauer gehört zur Generation der zornigen, alten Männer“, sagt Klaußner mit konzentriertem Blick. Aber der Jurist wollte keine Rache, er wollte Gerechtigkeit. „Ihm war wichtig“, weiß Klaußner, „von Eichmann nur ein einziges Wort der Reue zu hören.“ Doch genau das verweigerte der Organisator der Massenmordes an jüdischen Bürgern.

Die Rolle sieht Klaußner als „Geschenk“, und seine Augen blitzen dabei. „Es ist so, als fielen Weihnachten und Ostern auf einen Tag.“ Das sagt ein Schauspieler, der auf eine stattliche Zahl von Toprollen zurückblicken kann, auf der Bühne wie vor der Kamera.

„Beste Vorbereitung ist das Leben“

Die Frage nach der Vorbereitung auf den Film von Regisseur Lars Kraume nutzt der Schauspieler, um schelmisch ein paar schnelle Lacher zu produzieren: „Die beste Vorbereitung ist das Leben selbst“, sagt Klaußner verschmitzt, „das jedenfalls sagen Hannelore Hoger und andere Hollywood-Stars.“ Tatsächlich aber ist Klaußner die Lebensgeschichte Bauers bis ins Detail vertraut.

Wichtige Szenen des Films entstehen in einem ehemaligen Kinderheim, das den Geist der 50er-Jahre atmet. Drei Motive sind dort hergerichtet: Bauers bescheidene Wohnung in einem Frankfurter Mehrfamilienhaus, das Büro des BKA-Chefs in Wiesbaden und ein Hotelzimmer in Jerusalem, alles erreichbar mit wenigen Schritten, alles liebevollst mit Schätzchen der Nachkriegsjahre ausgestattet. Über der ganzen Szenerie liegt ein Hauch von Tabakrauch. Kein Wunder: Bauer war ein starker Raucher. Selbst neben seinem Kopfkissen steht ein Aschenbecher.

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Natürlich wird Klaußner gefragt, ob er den anderen Fritz-Bauer-Film mit Alexander Fehling schon gesehen habe. Klaußner verschränkt seine Arme, verengt seine Augen zu kleinen schwarzen Schlitzen und sagt listig: „Den gucke ich mir an, wenn wir fertig sind.“ Zur Entspannung habe er ein Hollywood-Werk aus einem ganz anderen Genre genossen: das Weltraum-Epos „Interstellar“.