Berlin. Deutsche Schulen schneiden im weltweiten Vergleich schlecht ab, wenn's um die digitale Ausstattung geht. Zu wenig Computer, veraltete Geräte, keine “Neuen Medien“ als Unterrichtsthema. Deutsche Schüler bringen sich den Umgang mit moderner Technik weitgehend selbst bei.

Achtklässler in Deutschland liegen mit ihren Computer-Kompetenzen im internationalen Mittelfeld. Jedoch gibt es weit weniger Spitzenschüler als in vielen anderen Industrienationen, dafür mehr Jugendlichen mit nur geringsten PC-Kenntnissen. Das zeigt die am Donnerstag in Berlin vorgestellte ICILS-Studie, die die Kenntnisse von 12- bis 13-jährigen Jugendlichen in 24 Staaten vergleicht. Und deutlich stärker als in vielen anderen Ländern sind in Deutschland die Fähigkeiten der Schüler im Umgang mit Neuen Medien von ihrer sozialen Herkunft abhängig.

Harsche Kritik üben die Schulforscher Wilfried Bos (Dortmund) und Birgit Eickelmann (Paderborn) an einer veralteten Computer-Ausstattung in den Schulen. Fast jeder zweite Lehrer klagt über unzureichenden Internetzugang und instabile Verbindungen. Im Bundesschnitt müssen sich 11,5 Schüler einen PC in der Klasse teilen - wie schon bei einer Vorläufererhebung im Jahr 2006. Es gebe zu wenig Tablets oder andere mobile Geräte. Zudem spielten in vielen Fachlehrplänen Neue Medien noch kaum eine Rolle. Bos: "Hierzulande lernen Schüler den Umgang mit Computern trotz Schule."

Tschechischen Republik, Dänemark und Polen deutlich besser

Deutlich besser als die Achtklässler aus Deutschland schnitten Gleichaltrige aus der Tschechischen Republik, Kanada, Australien, Dänemark, Polen, Norwegen, Korea und den Niederlanden ab. Leistungsschlusslichter bei der Studie sind Thailand und die Türkei. In Deutschland hatten sich bei dem 2013 durchgeführten Test 142 Schulen beteiligt. Einen Bundesländervergleich wird es nicht geben.

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Deutschland, die Schweiz und die Niederlande sind laut Aussage von Eickelmann die einzigen Staaten, in denen der regelmäßige Einsatz Neuer Medien im Unterricht nicht zu verbesserten Fachkompetenzen der Schüler führt. Computer würden vor allem zur Informationsbeschaffung eingesetzt, es werde zu wenig "kompetenzorientiert und fachübergreifend gearbeitet", kritisierte Bos.

Zugleich äußert der Großteil der Lehrer die Sorge, dass der Computereinsatz die Schüler lediglich zum Kopieren von Quellen animiert, Inhalte aus dem Internet nur unreflektiert aufgegriffen und nicht in Verbindung mit anderen Darstellungen gesetzt werden. In keinem Teilnehmerland wird von Lehrern darüber so häufig geklagt, wie in Deutschland. Gleichwohl zeigt sich laut Befragung die Mehrzahl der deutschen Lehrer "durchaus aufgeschlossen" gegenüber dem Einsatz von Informationstechnologien im Unterricht. Die Zahl der Befürworter ist allerdings geringer als in den anderen Nationen.

Deutsche Lehrer bekommen zu wenig IT-Fortbildungen

Lehrer, die in Deutschland in der achten Klasse unterrichten, haben zudem weit weniger häufig an IT-Fortbildungen teilgenommen als ihre ausländischen Kollegen. Nur wenige Schulleitungen in Deutschland messen solchen Fortbildungen einen hohen Stellenwert zu.

Mädchen erzielten bei dem Test in allen Teilnehmer-Staaten höhere Kompetenzwerte als die Jungen. Bei den Aufgaben sei es nicht um rein technische Dinge gegangen, sondern um die Anwendung von Wissen, erläuterte Eickelmann. In Deutschland finden sich zudem deutlich mehr Mädchen als Jungen in der obersten Leistungsgruppe. "Nur die Mädchen machen zu wenig aus ihren Kompetenzen", fügte Bos hinzu.

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Fazit der Schulforscher: "Die weit verbreitete Annahme, dass Kinder und Jugendliche durch das Aufwachsen in einer von neuen Technologien geprägten Welt automatisch zu kompetenten Nutzern digitaler Medien werden, trifft nicht zu."

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Sylvia Löhrmann (Grüne/NRW) sagte, Medienbildung sei "Pflichtaufgabe des schulischen Bildungsauftrages". Dies müsse auch bei der Ausbildung der Lehrer stärker berücksichtigt werden. Die Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, Cornelia Quennet-Thielen, sagte: "Ich wünsche mir, dass die Studie den Ländern Impulse gibt, damit es an den Schulen zu dringend notwendigen Veränderungen und Verbesserungen kommt." (dpa)