Essen. . Claudia Michelsen und Silvester Groth sind großartige Schauspieler. Ihre Gegensatz-Figuren im „Polizeiruf 110“ überzeugen. Aber ihr aktueller Fall ist dagegen ziemlich schlapp. Immerhin wartet der Krimi in einer Supermarkt-Szene mit einem ordentlichen Knalleffekt auf.

Los geht es mit einem Knall. Ein Supermarkt fliegt einigermaßen kinogerecht in die Luft, und der Polizei werden weitere Anschläge angedroht. Aber, man ahnt es schneller als die Beamten, das Ganze ist ein Ablenkungsmanöver, um die Behörde auf Trab zu halten. Ein recht vielversprechender Anfang im „Polizeiruf 110 – eine mörderische Idee“ (So., ARD, 20.15 Uhr). Es bleibt aber auch der Höhepunkt für die nächsten 90 Minuten.

Mit Claudia Michelsen als salopper Motorradbraut im Polizeidienst und Sylvester Groth als blitzgescheitem, unterkühlten Paragrafenreiter ermittelt in Magdeburg weiß Gott nicht das schlechteste Gespann. Das Aufeinanderprallen völlig unterschiedlich tickender Charaktere, die sich im Dienst der Sache finden müssen, ist mittlerweile zwar so alt wie der deutsche Fernsehkrimi und gehört längst zur Grundausstattung. Aber wer beispielsweise an das leider so schnell gesprengte Frankfurter „Tatort“-Duo Nina Kunzendorf/Joachim Król denkt, der weiß, wie viel Honig sich aus so einer Konstellation saugen lässt. Bei Michelsen und Groth klappte das im ersten Fall, im aktuellen spielt es nur eine untergeordnete Rolle.

Spur führt zu einer Batterie von Verdächtigen

Der junge Regisseur und Co-Autor Stephen Rick hat für die beiden einen ziemlich verwursteten Fall inszeniert, der für Randnotizen keinen Platz lässt. In der Nacht des Anschlags in der City wird ein Wachmann im Hafen getötet. 12.000 Handys verschwinden aus einem Container, Überwachungskameras wurden manipuliert und Computer gehackt, selbst die der Polizei. Die Spur führt zu jungen Tüftlern samt arrogantem Prof. (Tonio Arango) in die Uni und zum muffigen Spediteur (Oliver Korittke) samt Freundin (Judith Rosmair) und damit zu einer Batterie von Verdächtigen. Und weil man für technischen Ermittlungsschnickschnack bei den hoffnungslos analogen Ermittlern einen Experten braucht, stößt ein Computer-Cleverle mit vietnamesischen Wurzeln (Paul Jumin Hoffmann) zum Team.

Natürlich werden routiniert falsche Fährten gelegt, aber es fehlt am Wichtigsten für einen Krimi: Spannung. Stattdessen verfolgt man mit wachsender Müdigkeit, wie Michelsen und Groth sich, jeder auf seine Weise, an den Verdächtigen abarbeiten. Ehe ein aufgeblasenes Finale in der Technikzentrale der Uni, wo es ein bisschen aussieht wie auf der Kommandobrücke der Enterprise, die Schuldigen von den Unschuldigen trennt. Etwas dürftig.