Berlin. Ein Film mit Claudia Michelsen kann nicht in die Hose gehen. Den Beweis dafür tritt die Schauspielerin unter anderem in der neuen ZDF-Krimiserie "Flemming", an der Seite von Samuel Finzi an. Michelsen muss nicht immer die Erste sein, ist aber deshalb oft die Beste.
Claudia wer? Claudia Michelsen. Grüne Augen, kluge Ausstrahlung, erwachsene Ansichten. Aber bitte, vergessen Sie das alles wieder. Denn die 40-Jährige hat keine Lust auf den Promizirkus. Sie ist eine der besten deutschen Schauspielerinnen und eine der Besten darin, den Publicity-Ball flach zu halten. Tut uns leid, Frau Michelsen, aber in diesem Herbst wird das verdammt schwer.
Ein grauer Dienstagmorgen in Berlin. Sie will sich nicht im Café treffen, da ist es ihr zu laut. Außerdem: Bloß kein Aufsehen. Also sitzt sie jetzt auf dem Bürosofa ihrer Agentur. Die Lederjacke bleibt an, die dunklen Locken sind streng zurück gebunden, die grünen Augen blicken gefährlich aufmerksam.
Was man über sie weiß: Dass sie keine Lust hat auf Interviews über Kusstechniken oder Diätversuche. Reden wir also erst mal über die Arbeit. Am 22. Oktober kommt „Die Päpstin” ins Kino, am 4. November der ARD-Spielfilm „Sieben Tage”, am 13. November startet die neue ZDF-Krimiserie „Flemming” mit Samuel Finzi und Claudia Michelsen in den Hauptrollen.
Ein Film mit Claudia Michelsen kann nicht in die Hose gehen
„Nein”, sagt Michelsen. „Die Päpstin kann man nicht ernsthaft dazu zählen.” Ihre Rolle sei enorm klein, die wichtigste Szene übel eingedampft. Angeberei klingt anders. Den ARD-Film „Sieben Tage” dagegen lässt sie gelten. „Das ist ein ganz besonderer Film geworden, ich bin total überrascht.” Die Kritiker dagegen verwundert so was nicht mehr. Ein Film mit Claudia Michelsen kann nicht in die Hose gehen.
Die gebürtige Dresdnerin, die schon mit 16 nach Ostberlin in die Schauspielschule ging und dann in der hochpolitischen Wendezeit an der Volksbühne zum Nachwuchsstar wurde, spielt hier ebenfalls zusammen mit Samuel Finzi ein Ehepaar, das nach dem Verschwinden seiner 14-jährigen Tochter in eine schwere Krise gerät. Wer sich erinnert, wie Michelsen in der Liebesgeschichte „Zwölf heißt: Ich liebe dich” die Beziehung zwischen einer Gefangenen und ihrem Stasi-Offizier gespielt hat, weiß, was ihn erwartet: Können.
Schauspielerin aus politischen Gründen
Zehn Tage später taucht die Paarung Michelsen/Finzi beim ZDF wieder auf: Finzi spielt den Polizeipsychologen Vincent Flemming, Claudia Michelsen ist Ann Gittel, seine geschiedene Frau und vorgesetzte Kommissarin. Eine für sie ganz besondere Arbeit – dank der außerordentlichen Drehbücher und der hervorragenden Besetzung. Aber auch hier: Bloß keine Allüren. „Letztlich heißt die Serie Flemming und nicht Ann Gittel und trotzdem hat es enormen Spaß gemacht.”
Drei Sätze sind es, die das Ganze erklären. Erstens: „Ich bin nicht Schauspielerin geworden, um berühmt zu werden, sondern aus politischen Gründen.” Zweitens: „Solange ich noch am Bügelbrett stehe, ist alles in Ordnung.” Den Satz hat sie von Meryl Streep. Drittens: „Sei immer gut in der zweiten Reihe.” Claudia Michelsen muss nicht immer die Erste sein, ist aber deshalb oft die Beste. Was sie natürlich nicht hören will. „Ich kam immer leise daher. Und leise gehe ich auch wieder nach Hause.” Pause. Breites Grinsen. „Und da wird es dann laut.”
Auf der Straße wird sie selten erkannt
Zusammen mit dem Schweizer Schauspieler Anatole Taubman, der im letzten „James Bond” den Vize-Bösewicht spielte, und ihren beiden Töchtern Lina und Tara lebt Michelsen in Berlin. Auf der Straße wird sie selten erkannt. „Ich tue aber auch nicht viel dafür.”
Mehr gibt es dazu im Grunde nicht zu sagen. Aber sie kennt die Spielregeln der Branche: „Ein Film wie Sieben Tage hat es schwer. Das Thema ist nicht ohne.” Was macht man da? Zieht man los, am besten als Schauspielerpaar, und erzählt den Illustrierten ein paar nette Details aus der Abteilung „Was unsere Liebe zusammenhält” – und hofft dann, dass die Leute abends den Fernseher einschalten? Sie rollt die grünen Augen.