Berlin. Die Ruhe bei Borussia Dortmund ist nach der 1:2-Niederlage gegen Union Berlin dahin. Spieler und Verantwortliche kritisieren die Mannschaft.
Die Werbetafel hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Sie hatte still in einer Ecke des Stadions an der Alten Försterei gestanden, Hatte geduldig auf ihren Einsatz gewartet, auf die Interviews nach dem Spiel, wenn sie im Rücken der Spieler und Trainer stehen sollte.
Verbaler Rundumschlag von Mats Hummels
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Unglücklicherweise war der erste, der zum Interview kam, Mats Hummels. Und der Abwehrchef von Borussia Dortmund war so geladen über die 1:2 (0:0)-Niederlage bei Union Berlin, dass er mit geballter Faust und voller Wucht gegen die unschuldige Werbebande schlug. Danach entlud sich der Zorn auch verbal – und er traf jene, die die Verantwortung trugen für die letztlich verdiente Niederlage des Favoriten.
„Es waren unter anderem die Standards“, schimpfte Hummels, nachdem die Gegentore durch Taiwo Awoniyi (57.) und Marvin Friedrich (78.) nach Eckbällen zustande gekommen waren – bei denen die Dortmunder den Torschützen erschreckend viel Raum ließen. „Das hat auch was damit zu tun, wie sehr man unbedingt einen Sieg will“, zeterte Hummels. „Bei der zweiten Ecke ist der stärkste Kopfballspieler des Gegners zehn Meter frei. Das kann ich nicht verstehen. So etwas darf nicht passieren. Das ist unverzeihbar.“
Die Ruhe beim BVB ist schon wieder dahin
Die erhoffte Ruhe nach dem 2:1-Sieg gegen Werder Bremen im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Edin Terzic, sie war nach dem erschreckend schwachen Auftritt in Berlin schon wieder dahin. Die Dortmunder hatten erkennen müssen, dass noch immer vieles im Argen liegt, dass die am vergangenen Wochenende erfolgte Trennung von Trainer Lucien Favre allein keine Besserung bringen wird. Sportdirektor Michael Zorc war deswegen auch einen Tag später die Ernüchterung noch anzumerken. „Das ist unprofessionelles Verhalten“, haderte er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es darf nicht sein, dass man zweimal in kurzer Zeit ein Spiel nur durch zwei Gegentore nach Eckbällen verliert.“ Denn auch gegen den 1. FC Köln hatte der BVB vor drei Wochen nach zwei Eckball-Gegentoren 1:2 verloren.
Eklatante Aussetzer in der Defensive
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„Das ist doch einfach zu verteidigen, das schaffen die anderen Mannschaften gegen uns doch auch“, schimpfte Zorc. „Da fehlt uns die richtige Haltung und Konzentration.“ Beim ersten Gegentreffer setzte sich am kurzen Pfosten Grischa Prömel gegen Thomas Meunier durch, im Zentrum ließ Giovanni Reyna den Berliner Awoniyi allzu leicht ziehen – und der drückte den Ball per Kopf über die Linie. Beim zweiten Gegentor war es wohl Emre Can, der dem Torschützen Friedrich zugeteilt war – aber diesen vollkommen aus den Augen verlor.
Das schlimme aus Dortmunder Sicht: Es waren nicht die einzigen eklatanten Defensiv-Aussetzer – und sie wurden flankiert von einem behäbigen, ideenlosen Offensivspiel. Jadon Sancho, Marco Reus, Giovanni Reyna - die Hochbegabten enttäuschten durch die Bank. „Wir haben viel zu selten das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben“, bilanzierte ein enttäuschter Terzic. Nämlich die Bälle schnell zu spielen, schnell zu verlagern, die Berliner Abwehrformation so in Bewegung zu versetzen und dann die entstandenen Lücken zu nutzen. „Aber wir mussten oft gegen eine stehende Formation anrennen, weil wir nicht gut und viel zu langsam gespielt haben“, klagte Terzic.
Der BVB verliert nicht allzu viel an Boden
Zweimal zeigten die Dortmunder, wie es hätte gehen können. Zweimal lief der Ball flott durch die Reihen und am Ende spielte Raphael Guerreiro einen hübschen Steilpass. Beim ersten Mal donnerte Youssoufa Moukoko den Ball an den Pfosten (45.), beim zweiten Mal mit sattem Linksschuss ins Tor (60.). Dass er mit 16 Jahren und 28 Tagen nun Bundesliga-Rekordtorschütze ist, geriet allerdings zur Nebensache. Dass er in seinem zarten Alter bester Dortmunder Offensivspieler war, war nur ein weiteres Zeichen dafür, wie viele beim BVB im Argen liegt und auch durch einen Trainerwechsel nicht behoben ist. Die Ligaspitze gerät in immer weitere Ferne, das Minimalziel Champions-League-Qualifikation wackelt bedenklich – immerhin in dieser Hinsicht aber gab es am Wochenende gute Nachrichten für den BVB: Weil Borussia Mönchengladbach 1:2 gegen die TSG Hoffenheim verlor und RB Leipzig nicht über ein 0:0 gegen den 1. FC Köln hinauskam, wurde wenigstens nicht allzu viel Boden verloren.