Oberhausen. Vereinssport verboten, Schulsport erlaubt – die Corona-Regelung löst Verwunderung aus. Oberhausen hält Bäder und Hallen nur für Schulen offen.

Trotz der massiven Corona-Einschränkungen, die seit dieser Woche gelten, findet an Oberhausener Schulen derzeit Sport- und Schwimmunterricht statt. Ist das wirklich sinnvoll? Das fragen sich nicht nur Familien. Fakt ist: Laut aktueller Coronaschutzverordnung und Ansage des NRW-Schulministeriums ist Sport an Schulen nicht nur erlaubt, sondern Teil des Bildungspakets, das aufrechterhalten werden soll – sofern die Hygienebestimmungen eingehalten werden und die Sporthallen Corona-tauglich, also ausreichend belüftbar sind.

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Trotzdem sorgen sich manche Eltern. So schreibt ein Vater an die Redaktion, dass es für ihn nicht nachvollziehbar sei, warum 20 bis 30 Jugendliche in einer Turnhalle Sport treiben sollen – angesichts der sonst geltenden Kontakteinschränkungen. „Es steht außer Frage, dass während des Sportunterrichts und auch in den Umkleiden die Mindestabstände nicht eingehalten werden können“, ist der Oberhausener überzeugt.

Akzeptanz für andere Maßnahmen könnte schwinden

„Das Infektionsrisiko dürfte aufgrund der deutlich erhöhten Atemtätigkeit signifikant erhöht sein. Das Tragen von einfachen Masken bei Anstrengung durch Bewegung ist ebenso in Frage zu stellen, zumal die Masken innerhalb kürzester Zeit durch die Atemfeuchtigkeit unwirksam werden dürften“, vermutet der besorgte Vater. Der Leser stellt die Regelung für den Sportunterricht in Frage, auch deshalb, weil sonst die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Einhaltung der anderen Maßnahmen schwinde.

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Anrufe von irritierten Bürgern erhält auch Jürgen Schmidt, nicht nur Schul-, sondern auch Sportdezernent bei der Stadt Oberhausen, die fragen, warum denn Schulsport erlaubt sei, aber Vereinssport nicht? „Eltern und Kinder erleben den Widerspruch ja hautnah, wenn zum Beispiel die Freunde vormittags in der Schule zusammen im Sportunterricht sind, aber nachmittags nicht gemeinsam zum Training können, weil das nicht stattfinden darf“, sagt Jürgen Schmidt.

Vereine haben sich an Hygienekonzepte gehalten

Die Fragezeichen im Kopf der Betroffenen versteht der Verantwortliche im Rathaus nur zu genau – zumal sich die Sportvereine in der Stadt akribisch an die Hygienevorschriften und -konzepte gehalten hätten, um die Infektionsgefahr einzudämmen. „Mir bleibt letztlich nur der Verweis auf die geltende Coronaschutzverordnung des Landes.“ Und danach darf organisierter Sport außerhalb des Schulunterrichts, bei dem mehrere Menschen zusammenkommen, aktuell nicht stattfinden.

Bewegungsmöglichkeiten in der Schule schaffen

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Der Sportunterricht aber eben schon, er ist sogar ausdrücklich erwünscht. In der Schulministeriums-Mail an die Schulen vom 8. Oktober heißt es: „Es ist wichtig, dass der Schulsport und insbesondere der Sportunterricht gerade in der aktuellen Situation stattfinden, um Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen, gesundheitsförderlich zu wirken, Ausgleich zur außergewöhnlichen Situation im Schulbetrieb zu bieten und die Vorbereitung auf sportpraktische Prüfungsteile des Abiturs sowie im Rahmen weiterer Bildungsgänge zu ermöglichen.“ Voraussetzung für die Nutzung der Sporthallen sei „eine Belüftungssituation, die einen Luftaustausch ermöglicht und die Aerosolkonzentration in der Sporthallenluft herabsetzt“.

Belüftungssituation in den Hallen hat Stadt geprüft

Die Stadt Oberhausen hat nach einer Prüfung die 70 Sporthallen, fünf Lehrschwimmbecken von sieben (zwei werden derzeit saniert) und die drei Oberhausener Bäder (Süd, Sterkrade, Aquapark) für die Schulen freigegeben. Die Infrastruktur steht bei Bedarf den Schulen zur Verfügung. „Wir haben das geklärt und können guten Gewissens sagen, dass an dieser Stelle nichts passieren kann“, sagt Jürgen Schmidt.

Keine Kontaktsportarten

Das NRW-Schulministerium hat den Schulen weitere Empfehlungen für den Sportunterricht unter Coronabedingungen gegeben. So raten Wissenschaftler und Experten dazu, „Sportarten und Bewegungsformen, die zu hoher körperlicher Belastung bei gleichzeitig engem Körperkontakt führen, in Sporthallen nicht zu betreiben. Kontaktintensive Übungs- und Wettkampfformen sollen demnach nicht durchgeführt werden (z.B. Fußball, Handball, Basketball)“.

Der Schwimmunterricht soll ebenfalls stattfinden. „Besondere Berücksichtigung müssen nach wie vor die Ausbildung von Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmern sowie prüfungsrelevante Schwimmkurse finden.“

Die Hallen seien daraufhin getestet worden, ob die Belüftungssituation so ist, dass die Aerosole abgeleitet werden. „Wir gehen nicht leichtfertig mit der Situation um“, sagt Schmidt, die Stadt wolle nicht etwas verbieten, was laut Landesverordnung erlaubt sei. Letztlich müssten die Schulen entscheiden, ob der Unterricht stattfinde. Eine Maskenpflicht gebe es beim Sport ja nicht, aber auch kein Verbot – wenn sich dann die Beteiligten sicherer fühlten. Essen handhabt die Situation ähnlich wie Oberhausen, Duisburg allerdings hat Schulsport in Hallen verboten. Derweil steigen in ganz NRW die Corona-Fälle auch an Schulen.

Theoretischen Sportunterricht

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Verunsicherung bei Eltern und Schülern erlebt auch Markus Veh. Der 43-Jährige leitet kommissarisch das Sophie-Scholl-Gymnasium in Sterkrade und ist wie seine Kollegen an die Vorgaben des Ministeriums gebunden. Wie für den übrigen Unterricht gibt es auch für die Sportstunden Hygiene-Konzepte, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren: Keine Kontaktsportarten, regelmäßige Reinigung, Lüften, fürs Umkleiden nicht nur die eigentlichen Umkleideräume nutzen, sondern auch andere, um Abstand zu halten. „Und wir können ja auch Sporttheorie statt Bewegungsunterricht machen“, sagt Veh. Aber ausfallen lassen dürfen die Schulen die Sportstunden nicht.