Madrid. Die Behörden haben Mallorca nach dem Anschlag auf eine Polizeikaserne dicht gemacht. Damit sollen die Terroristen an der Flucht gehindert werden. Von 660 heute geplanten Flügen soll wohl ein Drittel abgesagt worden sein. Urlauber, die festsitzen, sollen freie Kapazitäten in Hotels nutzen.

Nach dem Autobombenanschlag auf Mallorca mit zwei Toten haben die spanischen Behörden die Ferieninsel abgesperrt. Die Flughäfen und Häfen würden dichtgemacht, damit die «Terroristen» nicht fliehen könnten, teilte die Präfektur am Donnerstag mit. Von den 660 für heute geplanten Flügen ist nach Berichten der spanischen Zeitung El Pais ein Drittel abgesagt. Auch der Seehafen ist abgeriegelt.

23 Flugzeuge von Air Berlin sollten am Donnerstag nochvon der Ferieninsel starten

Der Flughafen von Mallorca ist nach Angaben von Air Berlin derzeit komplett gesperrt. Flugzeuge dürften weder landen noch starten, sagte eine Sprecherin der Airline am Donnerstag auf Anfrage. Nach derzeitigem Stand solle der Flughafen voraussichtlich um 22 Uhr wieder geöffnet werden.

Eine Sprecherin der Fluggesellschaft Air Berlin sagte am Donnerstag, 23 Maschinen des Unternehmens sollten noch am Donnerstag vom Flughafen Palma de Mallorca starten, um Urlauber wieder nach Hause in Deutschland zu bringen. Wieviele Passagiere allein von Air Berlin betroffen waren, konnte sie zunächst nicht sagen. Urlauber, die am Donnerstag nach Mallorca fliegen wollten, mussten sich gedulden: Air Berlin wollte nach Angaben der Sprecherin noch 23 Maschinen auf die Insel schicken. Schon in der Luft war davon demnach aber keine.

Die Lufthansa, die zwölfmal die Woche Mallorca anfliegt und zwölfmal von der Insel Richtung Deutschland startet, war von der Sperrung des Flughafens dagegen nicht betroffen. Die Maschine nach Düsseldorf war am Nachmittag bereits gelandet, die nach Hamburg bereits unterwegs, wie eine Sprecherin sagte. Insgesamt fertigt der Flughafen von Palma jährlich 22,8 Millionen Passagiere ab. Wie die Flughafenbehörde AENA mitteilte, werden Flugzeuge, die schon in der Luft Richtung Mallorca waren, nach der Absperrung der Insel nun auf andere Flughäfen umgeleitet. Nach spanischen Angaben sollte der Flughafen für eine unbestimmte Zeit gesperrt bleiben.

Urlauber des Reiseveranstalters Thomas Cook, die nach dem Anschlag auf Mallorca festsitzen, müssen nach Angaben des Unternehmens die Nacht nicht im Freien verbringen. Die meisten Hotels hätten noch freie Kapazitäten, die Reiseleiter würden die betroffenen Urlauber umgehend informieren und für Quartier sorgen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Sobald Flugzeuge und Schiffe die Balearen-Insel wieder verlassen dürften, würden die Urlauber nach Hause gebracht.

Bei dem Attentat in der Nähe einer Kaserne im Touristenort Palmanova waren zwei Angehörige der Guardia Civil getötet worden. Nach Angaben der Regionalregierung gab es mehrere Verletzte. Medienberichten zufolge trug der Anschlag die Handschrift der baskischen Untergrundorganisation ETA.

Zwei Tote nach Explosion

Eine Explosion vor einer Polizeikaserne auf Mallorca hat am Donnerstag mindestens zwei Beamte in den Tod gerissen. Das bestätigte ein Sprecher der Guardia Civil der AP. Mehrere Menschen wurden verletzt, wie die Regionalverwaltung der Balearen mitteilte. Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez erklärte, alle Anzeichen ließen auf einen Anschlag der baskischen Separatistenorganisation ETA schließen. Sie verurteilte den «schrecklichen Anschlag» auf das Schärfste.

Die Explosion ereignete sich in Palmanova, südwestlich der Hauptstadt Palma de Mallorca, nicht weit von dem bei Touristen beliebten Strand Magaluz entfernt. Nach örtlichen Medienberichten explodierte gegen 14.00 Uhr MESZ eine Bombe unter einem Geländewagen der Guardia Civil.

Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, zunächst lägen keine Erkenntnisse vor, dass Deutsche von dem Anschlag betroffen seien. Das Generalkonsulat sei mit dem Fall befasst und stehe in engem Kontakt zu den spanischen Behörden. Palmanova gehört zur Gemeinde Calvià, unweit der Inselhauptstadt Palma de Mallorca.

ETA-Terror hat bislang mehr als 800 Menschenleben gekostet

Am Mittwoch war bei einem Autobombenanschlag eine Polizeikaserne in der nordspanischen Stadt Burgos verwüstet worden. Etwa 60 Menschen wurden bei dem Anschlag leicht verletzt. Hinter dem Anschlag wurde die ETA vermutet, die im Nordosten Spaniens seit Jahrzehnten einen blutigen Kampf für ein unabhängiges Baskenland führt.

Mehr als 800 Menschen fielen dem Terror seit 1968 zum Opfer, auf den die spanische Bevölkerung mit Empörung und zahlreichen Großdemonstrationen reagierte. Der schwerste Anschlag war eine Autobombenexplosion vor einem Supermarkt in Barcelona im Jahr 1987 mit 21 Todesopfern. Die Buchstaben im Namen der 1959 gegründeten Organisation stehen für «Euskadi Ta Azkatasuna», was in der baskischen Sprache «Das Baskenland und seine Freiheit» bedeutet. (afp/ap)