Madrid. Sicherheitskräfte haben laut einem Medienbericht eine zweite Bombe in der Stadt Calvia auf Mallorca kontrolliert gezündet. Mehrere Hotels, umliegende Geschäfte und Wohnungen mussten evakuiert werden. Der Flughafen von Mallorca ist wieder geöffnet. In Düsseldorf entstanden viele Verspätungen.

Laut der Zeitung El Mundo haben speziell ausgebildete Sicherheitskräfte gegen 19.40 Uhr eine zweite Bombe in einem Polizeiauto in der Stadt Calvia auf Mallorca kontrolliert gezündet. Das Auto, ein Nissan Patrol, habe dort bereits seit einem Monat geparkt. Laut erster Ermittlungsergebnisse war die Bombe zwar scharf, explodierte jedoch nur nicht, weil das Auto nicht gefahren worden war. Mehrere Hotels, umliegende Geschäfte und Wohnungen mussten evakuiert werden. Polizeihunde wurden eingesetzt. Laut der Internetseite des deutschen Mallorca-Radios haben Sicherheitskräfte die Wohnungen von zwei verdächtigen Männern mit baskischem Akzent durchsucht.

Die Ferieninsel Mallorca ist derweil nicht mehr abgeriegelt. Seit 17.55 Uhr sind wieder Starts und Landungen ab dem Flughafen Mallorca erlaubt - der erste Flieger hat bereits angehoben. Weder zu Wasser noch per Flugzeug konnten Menschen für einige Stunden ein- oder ausreisen. Die Flughäfen und Häfen wurden dichtgemacht, damit die «Terroristen» nicht fliehen könnten, teilte die Präfektur am Donnerstag mit. Laut El Pais sind die Häfen von Palma und Alcudia noch gesperrt. Bei einem Autobombenanschlag vor einer Polizeikaserne wurden zwei Beamte (27 und 28 Jahre alt) getötet.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air-Berlin meldete am Abend, dass alle Mallorca-Flüge abgewickelt werden konnten - wenngleich mit teils stundenlangen Verspätungen. „Es gab bislang keine Stornierungen. Momentan gehen wir davon aus, dass jeder Reisende heute noch sein Ziel erreicht”, sagte eine Sprecherin der NRZ. Von der Flughafen-Sperrung seien insgesamt acht Flüge von Deutschland nach Palma, 18 Flüge von Palma nach Deutschland und 21 Flüge zwischen Palma und der Iberischen Halbinsel betroffen gewesen. Air Berlin bietet zudem eine Hotline an für besorgte Bürger, deren Angehörige sich derzeit auf Mallorca befinden. Auch Informationen zu den Flugzeiten gibt es unter der Telefonnummer 0080057378000.

Zahlreiche Verspätungen ab Düsseldorf

Am Flughafen Düsseldorf entstand bis zu etwa zweieinhalb Stunden Verspätung für Mallorca-Urlauber. Die drei Flüge mit Ziel Palma mussten von 16.40 Uhr und 17.20 Uhr auf 19.00 bis 20.00 Uhr verschoben werden, wie der Sprecher Christian Witt mitteilte. Aus Mallorca wurden für den späten Abend zwei Maschinen erwartet. Die geplante Ankunft um 22.40 und 22.55 Uhr sei möglich, sagte Witt. Nach 24.00 Uhr wäre eine Ausnahmegenehmigung durch die Bezirksregierung nötig.

Am Flughafen Köln/Bonn sollten laut Flugplan am Donnerstagabend noch zwei Maschinen Mallorca ansteuern, zwei weitere würden noch aus Mallorca erwartet, sagte ein Sprecher. In München musste ein nach Palma abgehender Flug von 17.10 auf 20.00 Uhr verschoben werden, wie der Sprecher Edgar Engert sagte. Bei einem ursprünglich für 22.30 Uhr in München erwarteten Flug aus Mallorca sei die Ankunft dagegen fraglich. In Frankfurt am Main mussten die Passagiere von zwei Flügen auf den Abflug nach Palma warten, in Hamburg war laut Abflugplan für den Abend noch ein Flug angesetzt.

Szenario nach dem Anschlag: "Wie in der Hölle"

Augenzeugen berichteten der spanischen Zeitung "El Mundo" von "einer starken Explosion" und einer "riesigen Rauchsäule, die aufstieg". Eine Krankenschwester, die als eine der ersten bei der Versorgung der Verletzten half, sagte der Zeitung: "Das, was wir dort vorfanden, war wie in der Hölle." Sie habe zertrümmerte Arme und Beine gesehen: "Es war furchtbar".

Anwohner gaben gegenüber der Zeitung "El País" an: "Es gab einen großen Knall und es fühlte sich an, als würde die Erde beben. Überall waren Autoteile verstreut."

Eine 14-Jährige, die sich in einem Haus in der Nachbarschaft der Kaserne befand, wurde laut "El País" von einem "starken Schlag" aus dem Schlaf gerissen. Als sie aus dem Bett aufstand, bemerkte sie, dass Stücke der Hauswand und des Fußbodens fehlten. Die Tochter eines Polizeibeamten hatte jedoch nur einen Kratzer im Gesicht und konnte das Gebäude zu Fuß verlassen.

Bei dem Attentat in der Nähe einer Kaserne im Touristenort Palmanova waren zwei Angehörige der Guardia Civil getötet worden. Nach Angaben der Regionalregierung gab es mehrere Verletzte. Medienberichten zufolge trug der Anschlag die Handschrift der baskischen Untergrundorganisation ETA.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, das Generalkonsulat sei mit dem Fall befasst. Reisende sollten die Medienberichterstattung verfolgen und sich an ihre Reiseveranstalter wenden. Es sei unklar, wie viele Reisende betroffen sind.

Steinmeier verurteilt Anschlag "auf das Schärfste"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den «feigen Anschlag» im Namen der Bundesregierung «auf das Schärfste». Die Täter und Hintermänner dieses Anschlags müssten gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden. «Wir teilen die Trauer der Familien und Freunde der Opfer und hoffen auf baldige Genesung der Verletzten.» (jhi/mit Material von ap/afp/ddp)