Misrata. . Gaddafis Leiche wird derzeit in einem Kühlraum zur Schau gestellt. Viele Menschen fotografieren den Toten mit ihren Handys. Die Familie des libyschen Ex-Diktators will dem jetzt ein Ende setzen. Sie fordert die Herausgabe des Leichnams.

Die Familie des getöteten libyschen Machthabers Muammar Gaddafi hat von der Übergangsregierung die Herausgabe seines Leichnams verlangt. Der Körper müsse an Gaddafis Stamm in der Stadt Sirte übergeben werden, um ihn nach islamischem Regeln beerdigen zu können, hieß es in einer Erklärung, die von einem syrischen Fernsehsender veröffentlicht wurde. Die Familie forderte auch den Leichnam von Gaddafis Sohn Motassim, der wie sein Vater am Donnerstag getötet wurde, als Kämpfer der Übergangsregierung die Stadt Sirte einnahmen. Die Nato will unterdessen ihren Einsatz in dem nordafrikanischen Land Ende Oktober offiziell einstellen.

Nach wie vor ist unklar, wie genau Gaddafi getötet wurde. Er wurde zunächst in einem Wasserrohr unter einer Straße in der Nähe von Sirte entdeckt und lebend gefangengenommen. Nach Darstellung des Übergangsrates starb Gaddafi später in einem Krankenwagen. Der Fahrer des Wagens sagte allerdings der Nachrichtenagentur Reuters, Gaddafi sei bereits tot gewesen, als er den Körper in Empfang genommen habe. Diese Aussage würde die weit verbreitete Annahme stützen, dass der frühere Machthaber gelyncht wurde. Die UN-Menschenrechtsorganisation forderte eine Untersuchung.

Bischof Zollitsch kritisiert "Zurschaustellen" des toten Gaddafis

Die halbnackte Leiche Gaddafis mit Einschusswunde am Kopf wurde am Freitag in einem Kühlraum in der Stadt Misrata zur Schau gestellt. Etliche Menschen fotografierten den Körper mit ihren Mobiltelefonen. Ein Kommandeur in Misrata sagte, Gaddafi werde wie jeder Muslim seine Rechte bekommen und würdevoll behandelt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, kritisiert den Umgang mit dem toten lGaddafi. Die weltweit verbreiten Fotos und Videos seien "moralisch inakzeptabel", sagte der Freiburger Erzbischof dem Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabbericht. Den Rebellen sei es dabei weniger um einen Beweis für Gaddafis Ende gegangen als vielmehr um das "sensationalistische Zurschaustellen". Er könne diese Haltung nicht nachvollziehen, sagte Zollitsch. Er bete dafür, dass das libysche Volk "seinen ersehnten Frieden" finde.

„Stolz auf das Erreichte“

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen äußerte wie andere westliche Vertreter kein öffentliches Bedauern über den Tod Gaddafis. Die Nato habe den Einsatz schnell und mit größter Vorsicht durchgeführt. „Ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben“, sagte Rasmussen auf einer Pressekonferenz am späten Freitagabend. Der Einsatz, der offiziell mit dem Schutz der Bevölkerung begründet wurde, soll nach seinen Worten am 31. Oktober offiziell beendet werden.

Am Donnerstag hatten französische Kampfflugzeuge eine Wagenkolonne Gaddafis angegriffen, als er sich mit Gefolgsleuten aus Sirte absetzen wollte. Seitdem gibt es keine Angriffe auf libysche Ziele mehr. Im UN-Sicherheitsrat begannen bereits Gespräche, die Flugverbotszone über dem Land aufzuheben. Sie wurde im Rahmen der Resolution 1973 vom 17. März eingerichtet, um nach offizieller Darstellung die Bevölkerung zu schützen. (rtr/dapd)