Sirte. .
Nach dem Tod des langjährigen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi rief US-Präsident Obama die libysche Bevölkerung zum Aufbau eines „demokratischen und toleranten“ Landes auf. Gaddafis Tod markiere „das Ende eines schmerzvollen Kapitels“.
Der Tod des langjährigen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi wurde in Libyen und international mit Erleichterung aufgenommen. „Das ist ein historischer Moment. Es ist das Ende der Tyrannei und der Diktatur. Gaddafi hat sein Schicksal ereilt“, erklärte der Sprecher des Übergangsrats, Abdel Hafes Ghoga. Regierungschef Dschibril sagte, Übergangsratspräsident Mustafa Abdel Dschalil werde „die Befreiung des Landes erklären“. Im ganzen Land feierten die Menschen.
Obama: Übergangsrat muss „freie und faire“ Wahlen organisieren
US-Präsident Barack Obama rief die libysche Bevölkerung zum Aufbau eines „demokratischen und toleranten“ Landes auf. Gaddafis Tod markiere „das Ende eines langen und schmerzvollen Kapitels“. Der Nationale Übergangsrat müsse nun „freie und faire“ Wahlen organisieren.
Obama räumte ein, dass Libyen vor einem „langen und kurvenreichen Weg zu einer vollen Demokratie“ stehe. Die Vereinigten Staaten seien aber gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft bereit, der libyschen Bevölkerung zur Seite zu stehen. Für die arabische Welt zeige der Tod Gaddafis einmal mehr, dass „die Herrschaft der eisernen Faust“ unweigerlich zu einem Ende komme.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einem „historischen Übergang“. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy sprach von einem „großen Schritt“ im libyschen Freiheitskampf. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte, Gaddafis Tod mache den Weg frei „für einen politischen Neuanfang in Frieden“.
Genaue Todesumstände weiter unklar
Nach dem Tod des langjährigen libyschen Machthabers liegen die genauen Todesumstände weiter im Dunkeln. Während der Regierungschef des Übergangsrats, Mahmud Dschibril, am Donnerstag davon sprach, Gaddafi sei bei einem Schusswechsel tödlich am Kopf getroffen worden, sagte ein Kommandeur der Gaddafi-Gegner, der Ex-Machthaber sei an Bein und Schulter verwundet worden und „danach“ gestorben.
„Als er gefunden wurde, war er bei guter Gesundheit und hatte eine Waffe“, sagte Dschibril. Er sei anschließend auf einen Pickup gebracht worden. Als das Fahrzeug losfuhr, sei jedoch eine Schießerei zwischen Gaddafi-Anhängern und Gegnern ausgebrochen. Dabei habe Gaddafi einen Kopfschuss erlitten. Bis zu seinem Eintreffen im Krankenhaus in Misrata sei er jedoch am Leben gewesen.
Der Kommandeur der Truppen des Übergangsrats in Sirte, Mohammed Leith, hatte zuvor gesagt, Gaddafi habe aus einem Jeep zu fliehen versucht, als dieser beschossen wurde. Er habe sich in einem Abwasserkanal versteckt, sei dann jedoch mit einer Kalaschnikow und einer Pistole in den Händen herausgekommen und habe sich umgeschaut. Da sei er von Kämpfern des Übergangsrats an der Schulter und am Bein getroffen worden. „Danach starb er“, sagte Leith.
Videoaufnahmen, die von den arabischen Fernsehsendern El Arabija und El Dschasira ausgestrahlt wurden, zeigten Gaddafi nach seiner Festnahme lebend inmitten von Kämpfern des Übergangsrats. Er wirkte bereits verletzt und hatte Blut auf Gesicht und Schultern. Ein Kämpfer schien ihm eine Pistole an den Kopf zu halten. Ob er abdrückte, war nicht zu erkennen. Anschließend ist auf den Aufnahmen zu sehen, wie Gaddafi auf einen Pickup gezogen wird.
Donnerstagabend befand sich die Leiche Gaddafis sowie die seines ebenfalls in Sirte getöteten Sohnes Mutassim in einem Haus in der weiter westlich gelegenen Küstenstadt Misrata, wie zwei AFP-Fotografen berichteten. Die Leiche lag demnach mit entblößtem Oberkörper und blutverschmiertem Bauch da.
Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet sagte, französische Kampfflugzeuge hätten am Morgen einen Konvoi von rund 80 Fahrzeugen „gestoppt“, die Sirte zu verlassen suchten. Erst Gaddafi-Gegner hätten die Fahrzeuge zerstört und Gaddafi herausgeholt. Laut einem US-Vertreter feuerte auch eine US-Drohne eine Rakete auf den Konvoi.
Nato berät über Ende des Libyen-Einsatzes Brüssel
Die Nato will am Freitag über ein Ende der Luftangriffe in Libyen beraten. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte nach dem Tod des früheren libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi am Donnerstag, ein Ende des Einsatzes sei „sehr viel näher gerückt“. Eine Entscheidung werde gemeinsam mit den UN und dem libyschen Nationalen Übergangsrat gefällt. Aus Diplomatenkreisen verlautete, beim Treffen am Freitag werde entschieden, wann und wie die Operation eingestellt werde. Wenn die Nato-Kommandeure befänden, dass eine Fortsetzung nicht länger nötig sei, könnten die Angriffe schon am Freitag oder Samstag eingestellt werden, hieß es. (dapd/afp)