Lybien. Die Schreckensherrschaft ist beendet, Gaddafi ist tot. Doch unserer Kommentatorin Gudrun Büscher ist sich sicher: Den schwierigsten Weg hat Libyen jetzt erst noch vor sich. Das Volk muss einen neuen Weg in eine bessere Zukunft finden.
42 Jahre hat Muammar el Gaddafi Libyen terrorisiert. Jetzt ist er tot. Erschossen vom eigenen Volk, das seine Diktatur, die Unfreiheit, die Bevormundungen, die Willkür des Regimes so satt hatte. Die Libyer feierten die Nachricht auf den Straßen. Endlich können die Waffen schweigen, endlich kann die Zukunft beginnen.
Wieder hat ein Volk einen Tyrannen besiegt, und es war richtig, dass die Nato die Freiheitskämpfer aus der Luft unterstützt hat. Das Bild des Westens war durch die jahrzehntelange Kumpanei mit Diktatoren schwer beschädigt. Die Hilfe der Alliierten, an der sich die Deutschen nicht beteiligen möchten, hat es ein wenig zurecht gerückt.
Kampf bis zum Ende
Gaddafi ist tot. Er wollte in seinem Land, in seinem Heimatort kämpfen bis zum bitteren Ende. Das ist ihm gelungen. Sein Tod bringt sein Volk um eine große Chance eines historischen Gerichtsprozesses, in dem die leidvolle Vergangenheit dieses Landes hätte aufgearbeitet werden können. Tot aber ist Gaddafi weiter gefährlich, weil er als Märtyrer oder Mythos wieder auferstehen und sich als Schatten über sein Land legen könnte.
Denn den schwierigsten Weg hat Libyen erst noch vor sich. Das Land ist nicht nur vom Krieg zerschossen. Die stark von stammesdenken geprägte libysche Gesellschaft ist innerlich zerrissen. Sie zu versöhnen und einen gemeinsamen Weg in eine bessere Zukunft zu finden, wird die eigentliche Aufgabe sein. Dabei hat es Libyen schwerer als Tunesien oder Ägypten. Es gibt praktische keine belastbaren Institutionen, die den Übergang meistern könnten. Dafür aber viele Menschen, die bewaffnet sind.
Gaddafis Tod markiert das Ende einer dunklen Epoche. Was die Libyer daraus machen, entscheiden sie selbst.