Athen. . Zufrieden ist die Troika mit Griechenland noch lange nicht: Die wirtschaftliche Lage des Landes sei dramatischer als angenommen. Zugleich geben die Experten aber grünes Licht für die neue Hilfstranchen. Anfang November sollen acht Milliarden Euro nach Athen fließen.

Die internationalen Gläubiger Griechenlands haben grünes Licht für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche an Athen gegeben. Damit könne die nächste Rate der vereinbarten Notkredite in Höhe von acht Milliarden Euro vermutlich Anfang November überwiesen werden, teilte die Troika aus Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) am Dienstag in Athen mit. Ohne das Geld wäre Athen im kommenden Monat pleite.

Nun müssen noch die Finanzminister der Euro-Länder und das IWF-Direktorium der Überweisung nach Athen zustimmen. Durch die positive Bewertung der Troika ist aber ein wichtiger Schritt genommen. Mit der Regierung in Athen sei eine Einigung erzielt worden, um das Wirtschaftsprogramm des hoch verschuldeten Landes wieder auf Kurs zu bringen, hieß es in der Erklärung.

Die Fachleute gaben sich zugleich optimistisch, dass das Mittelmeerland bei einer entschlossenen Umsetzung der Sparziele das Defizit-Ziel für 2012 erreicht. Allerdings mahnten sie auch weitere Schritte an. Die Fortschritte bei den bisherigen Reformen seien holprig. Vor allem die Privatisierungseinnahmen würden niedriger sein als zunächst erwartet. Zugleich betonten die Troika-Inspektoren, ein Erfolg des griechischen Reformprogramms sei von der Beteiligung des privaten Sektors abhängig.

Rezession Griechenlands dramatischer als erwartet

Für das hochverschuldete Griechenland war im vergangenen Frühjahr ein erstes Programm mit Notkrediten vereinbart worden, damit das Land nicht von seinem Schuldenberg erdrückt wird. Vor Auszahlung der Raten muss die Regierung in Athen jedoch nachweisen, dass sie die im Gegenzug vereinbarten Reform- und Sparmaßnahmen erfüllt. Dabei war Griechenland wiederholt in Verzug geraten.

Grund dafür ist auch die am Boden liegende griechische Wirtschaft. Die Rezession sei tiefer als noch im Juni erwartet, teilte die Troika mit. Eine Erholung könne erst ab 2013 erwartet werden. Durch das Schrumpfen der Wirtschaft - und die ungenügende Umsetzung mancher Reformen - seien die Haushaltsziele für das laufende Jahr „nicht mehr zu erreichen“. Die von der Regierung in Athen für das kommende Jahr angekündigten Maßnahmen sind nach Ansicht der Troika bei voller Umsetzung jedoch ausreichend, um das Programm „zurück in die Spur zu bringen“.

Troika fordert weitere Anstrengungen

Auch beim angekündigten Verkauf von Staatsbesitz liegen die griechischen Behörden Fortschritten zum Trotz hinter den vereinbarten Zielen zurück. Die Regierung hält demnach aber daran fest, bis Ende des Jahres 2014 durch den Verkauf von Staatsbesitz 35 Milliarden Euro einzunehmen. Die von Athen für das kommende Jahr angekündigten Maßnahmen sind nach Ansicht der Troika bei voller Umsetzung jedoch ausreichend, um das Programm "zurück in die Spur zu bringen".

Doch für die kommenden Jahre sieht die Troika weitere Aufgaben für Griechenland. Sie hält es für "wahrscheinlich", dass weitere Anstrengungen nötig sind, um in den Jahre 2013 und 2014 die vereinbarten Ziele zu erreichen. Angemahnt werden Strukturreformen im aufgeblähten öffentlichen Sektor sowie für die marode griechische Wirtschaft. Die Regierung in Athen wird aufgefordert, den Hebel "auf der Ausgabenseite" anzusetzen, ein Wachstum der Wirtschaft dürfe nicht abgewürgt werden.

An dem im Juli ausgehandelten zweiten Hilfsprogramm für Griechenland sollen sich den Troika-Experten zufolge auch die privaten Gläubiger des Landes wie Banken "angemessen" beteiligen. In der Eurozone wird bereits darüber diskutiert, von den Banken einen größeren Verzicht als die bislang vereinbarten 21 Prozent bei der Rückzahlung ihrer Kredite durch Athen zu verlangen. (rtr/afp)