Berlin. .
Die Armut in Deutschland zeigt sich immer deutlicher anhand der Geldprobleme von Mietern. 2008 waren knapp 16 Prozent der Deutschen nach Erhebungen des Statistischen Bundesamts armutsgefährdet. Jeder Dritte von ihnen sieht sich nach eigener Einschätzung durch die Wohnkosten „finanziell schwer belastet“, wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten „Datenreport 2011“ hervorgeht.
Bei dem Anteil der Bevölkerung, die nicht von Armut bedroht ist, empfand noch knapp jeder Fünfte (18 Prozent), dass ihn die Miete schwer belaste. Wie aus der Erhebung weiter hervorgeht, sind 16 Prozent der armutsgefährdeten Frauen und Männer nicht in der Lage, „ihre Wohnung angemessen warm zu halten“. Fast jeder Dritte aus dieser Bevölkerungsgruppe (30 Prozent) sieht sich außerdem nicht imstande, wenigstens an jedem zweiten Tag eine warme Mahlzeit einzunehmen.
Armut verfestigt sich
Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) verwies auf die sich seit Jahren verfestigende Armut. Das Risiko für die unterste Einkommensgruppe, dauerhaft arm zu bleiben, habe sich seit den 80er-Jahren von 57 auf 65 Prozent deutlich erhöht, sagte Roland Habich, Datenmanager vom WZB. Sein Fazit: „Weniger Menschen gelingt es, ihre Einkommenssituation zu verbessern.“ Zudem reichten heute „kurzfristige Armutserfahrungen bis weit in mittlere Einkommenslagen hinein“.
Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, sagte, das Besondere am „Datenreport“, dass statistische Zahlen kombiniert würden mit Erkenntnissen aus der Sozialforschung. Diese moderne Fragestellung gehe weit über bisherige Ansätze hinaus, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als „Alleinindikator“ für die Messung etwa von Wohlstand und Armut heranzuziehen.
Rohstoff Bildung
Auf die Bedeutung der Bildung für die Entwicklung des Landes verwies der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger. Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands hänge in der globalisierten Welt in hohem Maße vom Bildungsstandort ab. Bildung habe „als Rohstoff im ansonsten eher rohstoffarmen Deutschland eine enorme ökonomische Relevanz“.
Akademiker unter sich
Kritisch sieht Krüger, dass hierzulande der Bildungserfolg der Kinder noch immer wesentlich abhängt vom Ausbildungsstand der Eltern. Die Gebildeten bleiben bisher weitgehend unter sich. So kamen laut Krüger 2009 nur zehn Prozent der Gymnasiasten aus Familien, in denen die Eltern einen Hauptschulabschluss oder gar keinen Schulabschluss vorweisen konnten. Im Gegenzug besuchten 59 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten ein Gymnasium.
Wie aus dem statistischen Datenmaterial deutlich wird, gibt es auch eine Verbindung zwischen Bildung und Gesundheit. Die weniger gebildete Bevölkerung raucht im Schnitt häufiger und treibt weniger Sport, lebt also insgesamt ungesünder. Die Lebenserwartung der gut ausgebildeten Bürger ist letztlich auch um Jahre höher als die von Frauen und Männern mit einem niedrigen Schulabschluss.
Datenreport seit 1985
Der Datenreport erscheint seit 1985 alle zwei Jahre. Herausgeber sind das Statistische Bundesamt, die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Der Datenreport 2011 kann unter www.destatis.de oder www.wzb.eu/de kostenfrei heruntergeladen werden. Die zweibändige Sammlung ist außerdem unter www.bpb.de/publikationen gegen eine Gebühr erhältlich. dapd