Heiligenhaus. .
„Dem Mangel trotzen – Kindern eine Zukunft geben.“ Unter diesem Motto stand der Jugendhilfetag 2010. Ein Jahr später (am 8. Oktober) wird dieses Leitmotiv zum Thema Kinderarmut ergänzt durch das energische Bekenntnis „Wir bleiben dran!“
Nicht ohne Grund knüpft die sechste Veranstaltung dieser Art, die erneut von der städtischen Kinder- und Jugendhilfe organisiert wird, an den Vorgänger an. „Denn Kinderarmut begegnet uns in ganz vielen Facetten“, sagt Michael Beck, als Erster Beigeordneter auch Sozialdezernent der Stadt Heiligenhaus. Über 2,3 Millionen junge Menschen gelten in Deutschland als arm, ihre Grundversorgung ist nicht sichergestellt. Von rund 800 Mädchen und Jungen aus Heiligenhauser Hartz-IV- und Wohngeldbezieher-Haushalten weiß Sozialamtsleiter Jörg Saborni, „doch die Dunkelziffer ist sehr hoch.“
Der Begriff Kinderarmut bedeute nicht zwingend, dass ein Kind hungert. Oft fehle es an Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung, erklärt Beigeordneter Beck. Und ergänzt: „2010 haben wir das Thema das erste Mal im Rahmen eines Jugendhilfetages eingehender beleuchtet, seitdem ist einiges passiert.“
Diskussion im „Offenen Raum“
Nachdem sie ihren Blick für die Kinderarmut geschärft haben, möchten die Teilnehmer des Jugendhilfetages nämlich endlich aktiv werden. Dazu gehen die Vertreter pädagogischer und schulischer Einrichtungen, Ärzte und Sozialarbeiter neue Wege. Statt vortragender Referenten gibt es einen Open-Space-Teil. Dieser bildet den Beginn der Veranstaltung, die im Club an der Hülsbecker Straße stattfindet. Ideen und Vorschläge können und sollen frei diskutiert werden. Ohne Moderation, so Jugendamtsmitarbeiterin Almuth Schildmann-Brack, komme man bei diesem dynamischen Verfahren allerdings nicht aus. Martina Leshwange, Fachberaterin des Landschaftsverbandes Rheinland, sei eine Expertin in dieser Methode.
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Ging es im Jahr 2010 hauptsächlich noch darum, wie man Kinderarmut erkennt, suchen die Teilnehmer nun nach Mitteln und Wegen, die Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen in dieser Stadt aufzubrechen. Etwa durch Aktionen, integrative Hilfen oder die Verstärkung bereits bestehender Maßnahmen.
Wissen, wo der Schuh drückt
Gut funktioniere beispielsweise die Kommunikation bei der „Tafel für Niederberg“, berichtet Diakonie-Geschäftsführer Werner Starke als Träger des Angebots. „Unsere Mitarbeiter bekommen viel mit, wissen wo Familien der Schuh drückt.“ Ein Gleiches gelte für die Schuldnerberatung der Caritas, weiß Saborni. Bereits erfolgreich habe der Sozialverband die Aktion „Kinder in Not“ (WAZ berichtete) eingerichtet. Weitere Aktivitäten im Rahmen eines Netzwerkes sollen folgen – fußend auf den beim Jugendhilfetag erzielten Ergebnissen.
Gefragt sind am 8. Oktober von 9.30 bis 16 Uhr im Übrigen nicht nur Fachleute. „Jeder kann sich anmelden. Wir brauchen Input von den Bürgern!“, fordert Saborni zum Mitmachen auf.