Berlin. . Bei einem Video- Auftritt auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin kontert Julian Assange die Vorwürfe gegen Wikileaks. Kritische Nachfragen waren nicht erlaubt. Er schiebt die Schuld für die Informanten-Panne Journalisten zu.
Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, hat die alleinige Schuld für die ungeschwärzte Veröffentlichung brisanter US-Botschaftsdepeschen der britischen Zeitung „The Guardian“ gegeben. „Der ‘Guardian’ war nachlässig“, sagte Assange am Dienstag in einer Video-Schaltung bei der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Mit der Veröffentlichung eines Passwortes für die ungeschwärzte Version der Depeschen habe das Blatt das Vertrauen von Wikileaks missbraucht und den miteinander geschlossenen Vertrag „verletzt“. Die Veröffentlichung der unredigierten Fassung könne aber „keine großen Schäden“ anrichten.
Der „Guardian“ gestand zwar ein, dass das Passwort im Buch eines seiner Journalisten abgedruckt wurde, erklärte aber, dieses hätte eigentlich nur einige Stunden gültig sein sollen. Nach Bekanntwerden der Panne stellte Wikileaks die unredigierten Dokumente am Freitag selbst ins Netz.
Leben von Informanten in Gefahr
Damit setzte sich die Enthüllungsplattform über Warnungen der US-Regierung, aber auch über Bedenken von Menschenrechtsorganisationen hinweg. Diese befürchten, dass jetzt das Leben von Informanten der USA gefährdet ist. Auch die Medienpartner von Wikileaks - neben dem „Guardian“ die „New York Times“, „Le Monde“, „El País“ sowie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ - schrieben in einer gemeinsamen Erklärung, sie könnten die Veröffentlichung der gesamten Daten nicht gutheißen, weil dadurch Gefahr für Informanten bestehe.
Assange, der in Großbritannien wegen Vergewaltigungsvorwürfen aus Schweden unter Hausarrest steht, verteidigte in der Video-Schaltung die Arbeitsweise seiner Plattform. Diese habe noch nie gefälschte Informationen veröffentlicht und seines Wissens habe bislang niemand wegen der Veröffentlichungen Schaden erlitten. „Wir konzentrieren uns täglich auf die Gerechtigkeit“, sagte der Australier. Und auch wenn das vollständige Erreichen dieses Ziels eine „Illusion“ sei, habe Wikileaks schon „bedeutende Siege“ wie eine neue US-Untersuchung eines Blutbads im Irak errungen.
„Hinter jeder Regierung steht eine Verschwörung“
Assange äußerte die Überzeugung, dass hinter jeder Regierung eine „Verschwörung“ stehe. Diese „Professionalität in Verschwörungen“ erfordere eine „professionelle Gruppe“, um die geheim gehaltene Wahrheit über das Regierungshandeln ans Licht zu bringen. Forderungen nach einer Zerschlagung von Wikileaks seien „Ausdruck der Schwäche und Angst von Gegnern der Redefreiheit“. (afp)