London. . Wikileaks-Gründer Julian Assange kann laut der Entscheidung eines britischen Gerichts nach Schweden ausgeliefert werden. Die Frage, die im Raum steht, ist allerdings nicht, ob Assange ein Sex-Täter ist, sondern warum er sich den Vorwürfen nicht freiwillig stellt.
Wird Julian Assange in Schweden erst der Prozess gemacht und er dann an den Terrorknast Guantánamo weitergereicht? Ist der Star-Hacker gefangen in einem Sex-Komplott, hinter dem in Wahrheit die CIA steckt? Wohl kaum - doch Argumente der Assange-Anhänger sind so abstrus wie oberflächlich. Leider gilt dies auch für sein Londoner Anwaltsteam.
Am Ende der Anhörung gab es zwar weiterhin viele offene Fragen, doch eines war klar: Gründe, warum Assange weiter in England Unterschlupf gewährt werden soll, gibt es im Prinzip keine. Das Argument, der Australier werde von Schweden gleich an die USA durchgestellt, scheint beispielsweise wenig plausibel. Wenn die schwedische Staatsanwaltschaft dazu befugt wäre, dann wäre es wohl auch die britische. Genauso wenig leuchtet ein, warum Assange ausgerechnet in einem Rechtsstaat wie Schweden keinen fairen Prozess bekommen sollte.
Bisweilen vergriff sich Assanges Verteidigung gar in hanebüchenen Vergleichen, nur um ihm die Auslieferung zu ersparen - etwa als sein Anwalt eine Gewaltschilderung eines der mutmaßlichen Opfer als das bezeichnete, was „man landläufig unter der Missionarsstellung versteht.“ Das muss in den Ohren von Vergewaltigungsopfern wie blanker Hohn geklungen haben.
Die Frage, die im Raum steht, ist nicht, ob Assange ein Sex-Täter ist, sondern warum er sich den Vorwürfen nicht freiwillig stellt und das Gericht in Schweden endlich von seiner Unschuld überzeugt. Darüber kann ohnehin kein britisches Gericht entscheiden. Je länger Julian Assange die Klärung dieser Frage hinauszögert, desto mehr ruiniert er seinen Ruf - als integrer Zeitgenosse, aber auch als Verfechter von Transparenz und Aufklärung.