Essen. . Der Chemiekonzern will sich von seiner Mehrheit an 130 000 Wohnungen aus THS und Evonik Wohnen trennen. Nach Informationen von DerWesten gehen die Anteile an die RAG Stiftung und an den Evonik-Pensionssicherungsfonds.

Der Essener Evonik-Konzern hat im Zuge seiner Vorbereitungen auf den Börsengang eine Lösung für das drittgrößte deutsche Wohnungsbau-Unternehmen aus THS und Evonik Wohnen gefunden. Nach Informationen dieser Zeitung gibt Evonik die Mehrheit an den insgesamt 130 000 Wohnungen ab. Dies hat der Aufsichtsrat den Informationen zufolge am Freitag einstimmig beschlossen, eine Absichtserklärung werde noch im August von den beteiligten Gesellschaftern unterschrieben.

Das Modell: Evonik will mindestens 25 Prozent an den Evonik-Pensionsfonds verkaufen. Der Fonds hat für die Sicherheit der Mitarbeiter-Pensionen Sorge zu tragen und ist mithin an einer sicheren, langfristigen und stabilen Einnahmequelle interessiert. Des weiteren will die RAG-Stiftung, Muttergesellschaft von Evonik, 25 Prozent der Anteile übernehmen.

Die Stiftung ist von der öffentlichen Hand dazu verpflichtet, über stabile Einnahmen die Ewigkeitslasten des deutschen Steinkohlebergbaus (wie das Abpumpen des Grubenwassers) zu finanzieren. Auch die Stiftung ist damit an sicheren und stabilen Zinseinnahmen interessiert. Die Rendite von Wohnungsbauvermögen werden auf vier bis fünf Prozent im Jahr geschätzt.

Reines Chemieunternehmen

Mit diesen Schritten hält Evonik nicht mehr die Mehrheit an dem Wohnungsbestand und könnte mithin als reines Spezialchemieunternehmen an die Börse gehen, was Analysten begrüßen. Der Pensionsfonds Evonik-Pensions-Treuhand e.V. soll eine größere Unabhängigkeit bekommen.

Im kommenden Jahr soll es zudem wie geplant zu der Fusion aus THS, die derzeit je zur Hälfte der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und Evonik gehört, sowie der Evonik-Tochter Wohnen kommen. Je nach Bewertung des Vermögens dürften dann für die IGBC­E aus den derzeit 50 Prozent an THS schätzungsweise 20 bis 25 Prozent an dem Gesamtunternehmen THS/Evonik werden. Damit ist die IGBC­E der dritte Ankeraktionär der Wohnungen. Evonik hält den Rest, den das Unternehmen mittelfristig ebenfalls an einen langfristigen Investor wie Versicherungs- oder Pensionsfonds abgeben will.

Sozialcharta

In der Vereinbarung sind auch Punkte einer Sozialcharta festgelegt: Instandhaltungsmaßnahmen, energetische Sanierung, Erhalt der Rechte der Mitarbeiter von RAG und DSK in den Bergmannswohnungen seien garantiert wie auch der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen im Zuge der Fusion.

Hintergrund dieser Regelungen sind die öffentlichen Debatten, die es um das Verhalten von angelsächsischen Investoren bei Wohnungsunternehmen wie der Gagfah oder LEG gegeben hat. Die RAG-Stiftung, IGBCE und Evonik wollten derartigen Befürchtungen keinen Raum lassen, hieß es. Auch die Landesregierung sei in die Gespräche eingebunden gewesen. Die RAG Stiftung unterliegt zudem der politischen Kontrolle. Die Gesellschafter haben die Parole ausgegeben, dass sich für die Mieter nichts ändern dürfe, hieß es weiter. Im Gegenteil seien solide und langfristig stabile Verhältnisse garantiert.

Ewigkeitslasten aus dem Bergbau

Die RAG-Stiftung bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung: „Wir bestätigen, dass wir beabsichtigen, uns nach einem Börsengang von Evonik Industries an Evonik Wohnen zu 25 Prozent zu beteiligen. Ein künftiger Erwerb steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung unseres Kuratoriums. Mit dieser Beteiligung sichert sich die Stiftung einen langfristig stabilen Zahlungsstrom zur Finanzierung der Ewigkeitslasten.“

Die IGBCE wollte dazu keine Stellung nehmen, bestätigte aber entsprechende Verhandlungen.

Evonik wollte sich zu dem konkreten Modell auf Anfrage nicht äußern, teilte aber mit: „Wir haben immer gesagt, dass wir für die Immobilien ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Geschäftsmodell verfolgen, das die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt. Dieser Linie sind wir verpflichtet und danach handeln wir.“ Dabei, so hieß es aus dem Unternehmen weiter, „werden die Interessen der Mieter einen hohen Stellenwert haben“.