Essen. . Mieterbund und Mieterforum Ruhr sorgen sich um Immobilientöchter von Evonik. Der Chemie-Konzern will die Einwände ernst nehmen und die Verselbstständigung seiner Töchter verantwortungsvoll gestalten.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) sorgt sich um die Mieter in Evonik-Immobilien. Der Essener Mischkonzern schleppe nun doch seine Immobilienbestände mit an die Börse, erklärte der DMB in einer Stellungnahme. Auch das Mieterforum Ruhr forderte mit Blick auf den Evonik-Börsengang: „Wohnungen gehören nicht an die Börse.“ Die Mieterschützer fürchten eine Vernachlässigung der Wohnquartiere. Die RAG-Stiftung als Evonik-Eigner reagierte umgehend – und versprach eine verantwortungsvolle Verselbstständigung ihrer Immobilientöchter.
Man wolle ökonomische Effizienz in Einklang mit der Verantwortung für Mieter, Mitarbeiter und die Region bringen, sagte ein Sprecher der Stiftung gegenüber dieser Zeitung. Die Evonik-Tochter Evonik Wohnen und THS Wohnen, eine Immobiliengesellschaft, die zu gleichen Teilen Evonik und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) gehört, sollen zusammengelegt werden. Die neue Gesellschaft soll laut Evonik autark bleiben und somit nicht vom Börsengang der Mutter betroffen sein. „Die Sorge des Mieterforums Ruhr, dass die Wohnungen nach einem Börsengang verschärften Renditeinteressen ausgesetzt sein werden, ist daher nicht begründet“, so der Stiftungssprecher. Auch die IG BCE wolle die zusammengeführte Gesellschaft „als Referenz für soziale Verpflichtung gegenüber Mietern und Beschäftigten in der Wohnungswirtschaft erhalten“.
Mieterinteressen sollen hohen Stellenwert haben
Das Mieterforum Ruhr hatte sich erst kürzlich über den anstehenden Börsengang von Evonik besorgt gezeigt. „Ob Annington, Gagfah, Immeo oder LEG – es gibt inzwischen genug Erfahrungen mit Finanzinvestoren, dass man eindeutig sagen kann: Wohnungen gehören nicht an die Börse“, sagte Aichard Hoffmann vom Mieterforum Ruhr.
Die RAG-Stiftung als Eigner von Evonik erklärte, man nehme „die Sorgen des Mieterforums Ruhr ernst“. Man werde mit den Immobilien-Töchtern verantwortungsvoll umgehen. Hierin sei sich die RAG-Stiftung mit CVC Capital Partners als dem Mitgesellschafter bei Evonik einig. „Bei der Auswahl künftiger potenzieller Partner werden die Interessen der Mieter einen hohen Stellenwert haben“, sagte der RAG-Stiftungssprecher.
Mieten müssen nicht zwingend steigen
Ein Verkauf der Immobilie bedeutet allerdings noch lange nicht, dass die Mieten steigen müssen und dass Investitionen ausbleiben. „Allein wegen eines Verkaufs ändert sich für den Vermieter nichts“, sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund.
Der neue Eigentümer trete mit allen Rechten und Pflichten in den Mietvertrag ein. Häufig beklagten sich Mieter nach der Privatisierung aber über die schlechte Erreichbarkeit des Vermieters. Evonik-Immobilien-Chef Robert Schmidt versprach allerdings, beim Service nicht kürzen zu wollen.