Oslo. Der nach dem Doppelanschlag festgenommene Norweger gibt den Ermittlern Rätsel auf: Er soll Biobauer und ein Rechter mit islamfeindlichen Ansichten sein
Der 32-jährige nach einer Schießerei mit mindestens 84 Toten und einer Explosion in Oslo mit sieben Toten festgenommene Verdächtige gibt der Polizei Rätsel auf. Er soll ein Rechter mit islamfeindlichen Ansichten sein, aber keine Verbindung zur rechtsextremen Szene haben. "Er kam aus dem Nichts", sagte ein Polizist der Nachrichtenagentur AP.
Der norwegische Fernsehsender NRK und andere Medien identifizierten den Verdächtigen als Anders Behring
Breivik, einen Betreiber einer Gemüse-Gärtnerei. Die in Medien veröffentlichten Bilder des mutmaßlichen Täters zeigen einen blonden, blauäugigen Mann.
Der Mann habe legal zwei Waffen besessen, meldete die norwegische Nachrichtenagentur NTB und habe einem Schützenverein angehört. Durch seine Tätigkeit in einem Agrarbetrieb hätte er leicht an größere Mengen Düngemittel herankommen können, aus denen sich Sprengstoff herstellen lässt.
Der Verdächtige gehörte nach Polizeierkentnissen keiner der bekannten rechtsextremen Bewegungen Norwegens an und hatte in seiner Polizeiakte nur Einträge wegen kleinerer Vergehen. "Er war nicht auf unserem Radar und wäre er in einer Neo-Nazi-Gruppe in Norwegen aktiv gewesen hätten wir ihn auf dem Radar gehabt", sagte ein Polizist. Trotzdem könnte es sein, dass er von der rechtsextremen Ideologie inspiriert worden sei. In den 90er-Jahren führten Neo-Nazi-Gruppen in Skandinavien eine Reihe von Morden und Überfällen durch. Doch seitdem verhielten sie sich ruhig. "Sie haben ein Führungsdefizit. Wir haben diese Gruppen ziemlich gut unter Kontrolle", sagte der Polizist.
Verdächtiger wohnte im Westen Oslos
Der Verdächtige bewohnte eine Wohnung in einem viergeschossigen Wohnhaus im Westen Oslos. Vor der Tür parkte am Samstag ein Polizeiauto und Polizisten bewachten den Eingang.Internetbeiträge des Verdächtigen legten nahe, dass er politische Ansichten habe, die nach rechts gingen und islamfeindlich seien, sagte Polizeichef Sveinung Sponheim dem Sender NRK. Ob sich seine Motivation für die ihm zur Last gelegten Taten jedoch daraus gespeist haben, müsse man erst noch sehen.
Das Grauen von Utoeya
Auf der Facebook-Seite beschreibt sich der Mann als "konservativ" und "christlich". Er sei der Leiter eines Bio-Bauernhofs, Junggeselle und interessiere sich für die Jagd sowie für Computer-Kriegsspiele wie "World of Warcraft" und "Modern Warfare 2". Die einzige Twitter-Nachricht, die von dem Konto mit dem genannten Namen verschickt wurde, stammt vom 17. Juli und ist ein Zitat des englischen Philosophen John Stuart Mill, wonach ein Mensch mit Überzeugung stärker ist als 100. 000 Menschen, die nur ihre eigenen Interessen vertreten.
"Es ist seltsam, dass er sich nicht selbst getötet hat"
Die Polizei vernahm den Verdächtigen zuerst auf der Insel Utoya und später auf einem Revier in Oslo. "Es ist seltsam, dass er sich nicht selbst getötet hat, wie die Kerle, die diese Schulmassaker angerichtet haben", sagte der Polizist. "Es ist gut, dass er es nicht getan hat. So können wir vielleicht ein paar Antworten über seine Motivation erhalten."
Nach Ansicht der Ermittler ist der festgenommene Mann sowohl für die Explosion in Oslo, als auch für das Massaker im Jugendlager der regierenden sozialdemokratischen Partei verantwortlich. Allerdings schlossen sie nicht aus, dass weitere Personen beteiligt waren. Der Polizei sagte, es sei für eine Person nicht unmöglich die Angriffe alleine durchzuführen. "Er ist offensichtlich eiskalt. Aber so nah an die Regierung heranzukommen ist einfach. Die Straßen sind in dieser Gegend offen", sagte der Polizist. (ap)