Santiago de Chile. . 70 Tage waren die 33 chilenischen Bergleute in der Kupfermine San José eingeschlossen. Die Bilder ihrer spektakulären Rettung gingen um die Welt. Doch fast ein Jahr später hat sich an der Sicherheit für Bergleute in Chile kaum etwas verändert.

Mit Spannung verfolgten Millionen Menschen vor dem Fernseher die Rettung der 33 verschütteten Bergleute in der chilenischen Atacama-Wüste. Fast ein Jahr ist es her, dass die Mineros gerettet wurden und fast ein Jahr ist es her, dass Staatspräsident Sebastián Pinera in einem BBC-Interview versprach, für mehr Sicherheit in den Minen zu sorgen. „Verändert hat sich seitdem nichts“, beklagt Manfred Warder, Generalsekretär der Internationalen Föderation der Chemie-, Energie-, Bergbau- und Fabrikarbeitergewerkschaften (ICEM).

Der Präsident hatte zugesichert, innerhalb von 90 Tagen eine internationale Konvention für Arbeitssicherheit in Bergwerken zu ratifizieren. Diese sieht beispielsweise vor, dass eine Grube immer zwei Ausgänge haben muss und ein Bergmann bei möglicher Gefahr sofort seinen Arbeitsplatz verlassen kann. Regeln, die in der San-José-Mine nicht galten. „Wir sind empört, dass der Präsident seine Zusagen nicht hält“, sagt Warder.

Beinahe unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit ereignete sich Anfang November 2010 ein weiteres Grubenunglück in Chile. Bei einer unkontrollierten Dynamitexplosion kamen zwei Bergleute ums Leben. Die Unglückmine lag nur wenige Kilometer von der San-José-Mine entfernt.

Bergleute verklagen Regierung

Die geretteten Bergleute haben inzwischen Klage gegen die Regierung wegen Fahrlässigkeit eingereicht. An der Klage beteiligen sich 31 der im vergangenen Jahr verschütteten 33 Kumpel.

Der Anwalt der Bergleute fordert vom chilenischen Staat eine Entschädigung von 540.000 Dollar (380.000 Euro) für jeden der 31 Minenarbeiter. Die Bergleute werfen der staatlichen Geologie- und Minenbehörde vor, die Sicherheitsvorschriften in der Mine vor dem Unglück nicht überprüft zu haben.

Der Bergarbeiter Claudio Yañez sagte dem Sender CNN Chile, es habe bereits zuvor Unfälle in der Grube gegeben, und diese sei bereits einmal geschlossen worden. In den Jahren 2005 und 2007 habe es zudem zwei Todesfälle in der Mine gegeben.

Knapp ein Jahr nach der Rettung erinnert das ZDF am 19. Juli um 20.15 Uhr mit der Dokumentation „An einem Tag in Chile“ an das Unglück in der Atacama-Wüste. (Mit Material von afp)

Die Geretteten von San José

Nummer 1: Florencio Avalos. Der 31-jährige zweite Vorarbeiter trat als erster die Reise an die Oberfläche an, weil er als der fitteste galt.
Nummer 1: Florencio Avalos. Der 31-jährige zweite Vorarbeiter trat als erster die Reise an die Oberfläche an, weil er als der fitteste galt. © AFP
Nummer 2: Mario Sepulveda Espina. Der 40-Jährige gewann mit seinen Auftritten in den Videobotschaften aus dem Untergrund die Herzen der Chilenen. Keiner jubelte nach der Rettung wie er.
Nummer 2: Mario Sepulveda Espina. Der 40-Jährige gewann mit seinen Auftritten in den Videobotschaften aus dem Untergrund die Herzen der Chilenen. Keiner jubelte nach der Rettung wie er. © AFP
Nummer 3: Juan Illanes. Der 52 Jahre alte frühere Soldat ist verheiratet und sorgte unter Tage für Disziplin.
Nummer 3: Juan Illanes. Der 52 Jahre alte frühere Soldat ist verheiratet und sorgte unter Tage für Disziplin. © AFP
Nummer 4: Carlos Mamani. Der 24-Jährige ist der einzige Bolivianer unter den Verschütteten. Seinetwegen reiste auch der Bolivianische Präsident Evo Morales zum Bohrloch. Mamani hatte erst fünf Tage vor dem Unglück in der Grube angefangen.
Nummer 4: Carlos Mamani. Der 24-Jährige ist der einzige Bolivianer unter den Verschütteten. Seinetwegen reiste auch der Bolivianische Präsident Evo Morales zum Bohrloch. Mamani hatte erst fünf Tage vor dem Unglück in der Grube angefangen. © AFP
Nummer 5: Als Jimmy Sanchez der Kapsel entsteigt, hält er ein Banner des Fußballclubs Universidad de Chile hoch. Mit 19 ist der junge Vater eines Babys der jüngste der Gruppe.
Nummer 5: Als Jimmy Sanchez der Kapsel entsteigt, hält er ein Banner des Fußballclubs Universidad de Chile hoch. Mit 19 ist der junge Vater eines Babys der jüngste der Gruppe. © AFP
Nummer 6: Osman Araya wird von seiner Frau Angelica in Empfang genommen. Der 30 Jahre alte Familienvater hatte beschlossen, Ende August den gefährlichen Job in dem Bergwerk aufzugeben. Dann stürzte die Grube ein.
Nummer 6: Osman Araya wird von seiner Frau Angelica in Empfang genommen. Der 30 Jahre alte Familienvater hatte beschlossen, Ende August den gefährlichen Job in dem Bergwerk aufzugeben. Dann stürzte die Grube ein. © AFP
Nummer 7: Jose Ojeda, Der 47-Jährige ist Witwer und Diabetiker. Zwei seiner Neffen warteten auf ihn.
Nummer 7: Jose Ojeda, Der 47-Jährige ist Witwer und Diabetiker. Zwei seiner Neffen warteten auf ihn. © REUTERS
Nummer 8: Claudio Yanez auf dem Weg ins Hospital. Der 34-Jährige beschwerte sich über die Nikotinpflaster, die ihm statt der geforderten Zigaretten heruntergeschickt wurden.
Nummer 8: Claudio Yanez auf dem Weg ins Hospital. Der 34-Jährige beschwerte sich über die Nikotinpflaster, die ihm statt der geforderten Zigaretten heruntergeschickt wurden. © AFP
Nummer 9: Mario Gomez betet nach seiner Ankunft über Tage. Mit 63 Jahren ist er der Älteste und Erfahrenste. Schon als Zwölfjähriger fuhr er zum ersten Mal in ein Bergwerk ein.
Nummer 9: Mario Gomez betet nach seiner Ankunft über Tage. Mit 63 Jahren ist er der Älteste und Erfahrenste. Schon als Zwölfjähriger fuhr er zum ersten Mal in ein Bergwerk ein. © AFP
Nummer 10: Alex Vega. Der 31-Jährige sparte auf ein eigenes Haus für seine Familie. Sein Vater half bei den Rettungsarbeiten - unter falschem Namen, weil das Angehörigen untersagt war.
Nummer 10: Alex Vega. Der 31-Jährige sparte auf ein eigenes Haus für seine Familie. Sein Vater half bei den Rettungsarbeiten - unter falschem Namen, weil das Angehörigen untersagt war. © AFP
Nummer 11: Jorge Galleguillos. Der 55-Jährige hat zuvor bereits zwei Bergwerksunfälle überlebt und muss Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen.
Nummer 11: Jorge Galleguillos. Der 55-Jährige hat zuvor bereits zwei Bergwerksunfälle überlebt und muss Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen. © AFP
Nummer 12: Edison Pena. Der 34 Jahre alte Elvis-Presley-Fan bat die Retter, ihm ein Foto der Sonne in die Tiefe zu schicken.
Nummer 12: Edison Pena. Der 34 Jahre alte Elvis-Presley-Fan bat die Retter, ihm ein Foto der Sonne in die Tiefe zu schicken. © REUTERS
Nummer 13: Carlos Barrios. Der 27-Jährige lebt von seiner Frau getrennt und ist Vater eines fünfjährigen Sohns.
Nummer 13: Carlos Barrios. Der 27-Jährige lebt von seiner Frau getrennt und ist Vater eines fünfjährigen Sohns. © AFP
Nummer 14: Victor Zamora spricht mit dem chilenischen Präsidenten Sebastian Pinera. Der gelernte Automechaniker ist 34, hat einen vier Jahre alten Sohn und sandte seiner schwangeren Frau Gedichte.
Nummer 14: Victor Zamora spricht mit dem chilenischen Präsidenten Sebastian Pinera. Der gelernte Automechaniker ist 34, hat einen vier Jahre alten Sohn und sandte seiner schwangeren Frau Gedichte. © AFP
Nummer 15: Victor Segovia vor dem Krankenhaus in Copiapo. Als
Nummer 15: Victor Segovia vor dem Krankenhaus in Copiapo. Als "Schreiber" der Gruppe führte der 48-Jährige Tagebuch. Er ist Elektriker, hat fünf Kinder und spielt Gitarre. © REUTERS
Nummer 16: Daniel Herrera, 37. Er fuhr früher Taxi und Lkw und ist Junggeselle. Im Lager der Angehörigen warteten seine Mutter und seine Schwester auf ihn.
Nummer 16: Daniel Herrera, 37. Er fuhr früher Taxi und Lkw und ist Junggeselle. Im Lager der Angehörigen warteten seine Mutter und seine Schwester auf ihn. © AFP
Nummer 17: Omar Reygadas, 56, hielt bei seiner Rettung eine Bibel in der Hand. In drei Jahrzehnten unter Tage war der 56-Jährige dreimal verschüttet. Er ist verwitwet und hat sechs Kinder, 14 Enkel und vier Urenkel, der vierte kam zur Welt, während er in der Tiefe festsaß.
Nummer 17: Omar Reygadas, 56, hielt bei seiner Rettung eine Bibel in der Hand. In drei Jahrzehnten unter Tage war der 56-Jährige dreimal verschüttet. Er ist verwitwet und hat sechs Kinder, 14 Enkel und vier Urenkel, der vierte kam zur Welt, während er in der Tiefe festsaß. © AFP
Nummer 18: Esteban Rojas betet nach seiner Rettung, seine Frau hält ihm ein Bild der Gottesmutter hin. Während der Gefangenschaft unter Tage sagte der 44-Jährige seiner Frau zu, sie 25 Jahre nach der standesamtlichen Trauung auch kirchlich zu heiraten. Das Paar hat drei Kinder.
Nummer 18: Esteban Rojas betet nach seiner Rettung, seine Frau hält ihm ein Bild der Gottesmutter hin. Während der Gefangenschaft unter Tage sagte der 44-Jährige seiner Frau zu, sie 25 Jahre nach der standesamtlichen Trauung auch kirchlich zu heiraten. Das Paar hat drei Kinder. © REUTERS
Nummer 19: Pablo Rojas kommt im Krankenhaus an. Der 45-Jährige begann mit der Arbeit in der Mine erst sechs Monate vor dem Unglück, um seinem Sohn das Medizinstudium finanzieren zu können.
Nummer 19: Pablo Rojas kommt im Krankenhaus an. Der 45-Jährige begann mit der Arbeit in der Mine erst sechs Monate vor dem Unglück, um seinem Sohn das Medizinstudium finanzieren zu können. © REUTERS
Nummer 20: Dario Segovia. Der 48-Jährige ist sein Leben lang Minenarbeiter gewesen. Bereits vor 40 Jahren nahm sein Vater ihn mit ins Bergwerk. Über seine Rettung kann sich eine große Familie freuen: Segovia hat zwölf Geschwister sowie sechs Kinder aus zwei Ehen.
Nummer 20: Dario Segovia. Der 48-Jährige ist sein Leben lang Minenarbeiter gewesen. Bereits vor 40 Jahren nahm sein Vater ihn mit ins Bergwerk. Über seine Rettung kann sich eine große Familie freuen: Segovia hat zwölf Geschwister sowie sechs Kinder aus zwei Ehen. © AFP
Nummer 21: Yonni Barrios Rojas. Bereits sein halbes Leben arbeitet der 50-Jährige in dem Bergwerk. Wegen seiner Ausbildung als Ersthelfer diente er der Gruppe als Sanitäter. In seiner Abwesenheit lernten sich seine Frau und seine Liebhaberin kennen.
Nummer 21: Yonni Barrios Rojas. Bereits sein halbes Leben arbeitet der 50-Jährige in dem Bergwerk. Wegen seiner Ausbildung als Ersthelfer diente er der Gruppe als Sanitäter. In seiner Abwesenheit lernten sich seine Frau und seine Liebhaberin kennen. © AFP
Nummer 22: Samuel Avalos wird von seiner Frau umarmt. Früher arbeitete der 43-Jährige als Straßenverkäufer. Von dem Job im Bergwerk versprach er sich mehr Geld.
Nummer 22: Samuel Avalos wird von seiner Frau umarmt. Früher arbeitete der 43-Jährige als Straßenverkäufer. Von dem Job im Bergwerk versprach er sich mehr Geld. © AFP
Nummer 23: Carlos Bugueno wird von Chiles Präsidenten im Empfang genommen. Der 26-Jährige steckte zusammen mit seinem Kindheitsfreund Pedro Cortez in der Tiefe fest. Der Fußballfan erreichte, dass Spiele nach unten übertragen wurden.
Nummer 23: Carlos Bugueno wird von Chiles Präsidenten im Empfang genommen. Der 26-Jährige steckte zusammen mit seinem Kindheitsfreund Pedro Cortez in der Tiefe fest. Der Fußballfan erreichte, dass Spiele nach unten übertragen wurden. © REUTERS
Nummer 24: Jose Henriquez mit seiner Frau. Der 55-Jährige rief unter Tage eine Gebetsgruppe ins Leben. Er ist Vater von Zwillingstöchtern und arbeitet seit 33 Jahren im Bergwerk.
Nummer 24: Jose Henriquez mit seiner Frau. Der 55-Jährige rief unter Tage eine Gebetsgruppe ins Leben. Er ist Vater von Zwillingstöchtern und arbeitet seit 33 Jahren im Bergwerk. © AFP
Nummer 25: Reanan Avalos. Er ist der Bruder des ersten Geretteten, Florencio Avalos. Der 29-Jährige ist erst seit fünf Monaten in der Mine beschäftigt.
Nummer 25: Reanan Avalos. Er ist der Bruder des ersten Geretteten, Florencio Avalos. Der 29-Jährige ist erst seit fünf Monaten in der Mine beschäftigt. © AFP
Nummer 26: Claudio Acuna winkt nach seiner Rettung. Der 35-Jährige hat zwei Kinder und machte seiner Freundin unter Tage einen Heiratsantrag.
Nummer 26: Claudio Acuna winkt nach seiner Rettung. Der 35-Jährige hat zwei Kinder und machte seiner Freundin unter Tage einen Heiratsantrag. © AFP
Nummer 27: Franklin Lobos. Er fuhr die Bergarbeiter im Bus zur Arbeit. Der 53-Jährige war früher Profifußballer, er hat zwei Töchter.
Nummer 27: Franklin Lobos. Er fuhr die Bergarbeiter im Bus zur Arbeit. Der 53-Jährige war früher Profifußballer, er hat zwei Töchter. © AFP
Nummer 28: Richard Villaroel Gdoy. Die Frau des 23-Jährigen erwartet in wenigen Wochen ein Kind.
Nummer 28: Richard Villaroel Gdoy. Die Frau des 23-Jährigen erwartet in wenigen Wochen ein Kind. © REUTERS
Nummer 29: Juan Carlos Aguilar umarmt einen seiner Retter. Der 46-Jährige arbeitet im Bergwerk, seit er 19 ist. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Nummer 29: Juan Carlos Aguilar umarmt einen seiner Retter. Der 46-Jährige arbeitet im Bergwerk, seit er 19 ist. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. © REUTERS
Nummer 30: Raul Bustos umarmt seine Frau. Der Wasserbauingenieur verlor seine Arbeit, als bei einem Tsunami Anfang des Jahres seine Werft zerstört wurde. Er heuerte in der Mine an, 20 Stunden Busfahrt von seiner Frau und den zwei Kindern entfernt.
Nummer 30: Raul Bustos umarmt seine Frau. Der Wasserbauingenieur verlor seine Arbeit, als bei einem Tsunami Anfang des Jahres seine Werft zerstört wurde. Er heuerte in der Mine an, 20 Stunden Busfahrt von seiner Frau und den zwei Kindern entfernt. © AFP
Nummer 31: Pedro Cortez. Der Elektriker hat bei der Installation des Kommunikationssystems geholfen, das die verschütteten Kumpel mit der Außenwelt verband. Bei einem früheren Grubenunglück hat der 25-Jährige einen Finger verloren. Er lebt von seiner Frau getrennt, beide haben eine Tochter.
Nummer 31: Pedro Cortez. Der Elektriker hat bei der Installation des Kommunikationssystems geholfen, das die verschütteten Kumpel mit der Außenwelt verband. Bei einem früheren Grubenunglück hat der 25-Jährige einen Finger verloren. Er lebt von seiner Frau getrennt, beide haben eine Tochter. © AFP
Nummer 32: Der 28-Jährige wurde während der Gefangenschaft unter Tage Vater einer Tochter. Das Mädchen heißt Esperanza - Hoffnung.
Nummer 32: Der 28-Jährige wurde während der Gefangenschaft unter Tage Vater einer Tochter. Das Mädchen heißt Esperanza - Hoffnung. © AFP
Nummer 33: Es ist geschafft! Nach über 22 Stunden wird als letzter Luis Alberto Urzua gerettet. Der 54-Jährige war Vorarbeiter. Seiner Führung soll es zu verdanken sein, dass die Bergleute zweieinhalb Wochen mit Notfallrationen überlebten, die für 48 Stunden gedacht waren.
Nummer 33: Es ist geschafft! Nach über 22 Stunden wird als letzter Luis Alberto Urzua gerettet. Der 54-Jährige war Vorarbeiter. Seiner Führung soll es zu verdanken sein, dass die Bergleute zweieinhalb Wochen mit Notfallrationen überlebten, die für 48 Stunden gedacht waren. © AFP
1/33