Essen. . Eingeschlossen in der Erde, ein steinerner Sarg, so schien es. Doch nach 70 Tagen wurden alle 33 Kumpel aus der chilenischen Kupfermine in San José gerettet. Eine ZDF-Doku erzählt ihre Geschichte.

„Estamos bien en el refugio, los 33“ (Es geht uns gut im Schutzraum, allen 33). Diese auf einen Zettel gekritzelte Nachricht, bewegt am 22. August 2010 die ganze Welt. In der Kupfermine San José in Chile sind Bergleute verschüttet, 700 Meter unter der Erde. 17 Tage lang weiß niemand, was mit den Männern geschehen ist. Doch dann ist der Kontakt da, der Zettel weckt Hoffnungen, das „Wunder von San José“ beginnt.

Knapp ein Jahr danach erinnert das ZDF an das Unglück in der Atacama-Wüste, Dienstag, 19. Juli, 20.15 Uhr. „An einem Tag in Chile“ heißt die Dokumentation des Südamerika-Korrespondenten Andreas Wunn. Er ging dafür in die Wüste, sprach mit den Minenarbeitern, ihren Angehörigen und mit jenen, die nach 70 Tagen die Rettung möglich machten. Mit Spielszenen, Originalaufnahmen und Interviews wird das „Wunder“ rekonstruiert. „Doku-Fiction“ heißt das im Fachjargon.

Was bringt Menschen dazu, in Dunkelheit, Staub und Stille nicht die Hoffnung zu verlieren? Es braucht starke Persönlichkeiten wie den Schichtleiter Luis Urzúa, der seine Kollegen an den langen Tagen unter Tage so viel Beschäftigung verordnet, dass nicht zu viele düstere Gedanken aufkommen. Es braucht „Spaßvögel“ wie Mario Sepúlveda, eine Art Minen-Moderator, der die Kumpel 70 Tage lang bei Laune hält. „Die Mine weint und frisst Fleisch“ ist einer der Sprüche, die sich Bergleute, die zum ersten Mal dort einfuhren, anhören mussten. Erdrutsche waren keine Seltenheit in dieser Mine. Doch keiner ahnte eine Katastrophe dieser Kategorie.

Der Film kratzt das Grauen, das dort unten zeitweise herrschte, meist nur oberflächlich an. So ruhig, so nachdenklich, so freundlich wirken die Interviewten. Das Happy End überlagert vieles: dass sich die Männer während der längsten Schicht ihres Lebens stritten und gegenseitig Prügel androhten. Dass in dem kleinen Schutzraum die Idee vom kollektiven Selbstmord die Runde machte.

Die Erinnerung an das „Wunder von Lengede“ lehrt, dass die psychischen Belastungen von Verschütteten noch Jahre und Jahrzehnte nachwirken.

Der Anführer kommt zuletzt

Die Rettungsaktion in der Wüste geriet jedenfalls zum weltweiten Medienspektakel. Im „Campamento Esperanza“ (Lager der Hoffnung) tummeln sich Reporter und Politiker. Sie machen das Unglück zum Event, während die Frauen und Kinder der Verschütteten auf Nachrichten aus der Tiefe warten.

Am 13. Oktober 2010 um 21.55 Uhr ist das Wunder vollbracht. Luis Urzúa, der Anführer, ist der letzte Bergmann, der aus der Tiefe gezogen wird. Seine ersten Worte sind heute in Chile wohl ebenso bekannt wie der Spruch „Es geht uns gut“ auf dem Zettel: „Herr Präsident, ich melde meine Schicht ab!“