Krefeld. .

Der Angeklagte im Fall Mirco hat den Mord an dem zehnjährigen Jungen gestanden. Zur Tat selbst wolle er sich vor Gericht allerdings nicht einlassen, erklärte sein Anwalt. Bei den Eltern entschuldigte sich der Angeklagte nicht.

Olaf H. erschien in ordentlichem Anzug und Krawatte zum Prozessauftakt am Landgericht Krefeld, lächelte freundlich den Richter an - und schwieg. Sein Mandant wolle sich nicht persönlich zur Tat einlassen, erklärte der Anwalt; doch nicht, weil Olaf H. mauern wolle. "Ihm fehlen einfach die Worte." Über seinen Anwalt Gerd Meister räumte der 45-jährige Familienvater allerdings die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Wesentlichen ein, "um den Eltern Gewissheit zu geben". Er gestand, den Jungen aus dem nordrhein-westfälischen Grefrath am 3. September vergangenen Jahres entführt, missbraucht und erdrosselt zu haben. Nur mit dem Messer, wie es ihm die Staatsanwaltschaft ebenfalls vorwirft, will er nicht auf das Kind eingestochen haben.

Tat sei "unentschuldbar"

Seinem Mandanten sei klar, dass er "einen schweren Gang" vor sich habe, dass er für lange Zeit ins Gefängnis müsse, sagte der Anwalt und attestierte der Polizei "gute Arbeit". Die Beweislage sei erdrückend. Und so wurden Olaf H. am ersten Prozesstag zunächst sämtliche Protokolle der polizeilichen Vernehmungen vorgelesen: im Wortlaut, Frage, Antwort, Frage. Antwort... Durch ein kurzes Nicken, gelegentlich auch ein leises "Ja" bestätigte der Angeklagte, dass alles richtig sei, was er damals gesagt hatte. Nur die Version der Geschichte, die er damals dem Gutachter erzählt habe, die war wohl falsch. "Beim Leben seiner Tochter", hatte Olaf H. da geschworen, dass er Mirco nichts getan habe. "Von dieser Version nehmen wir Abstand", erklärte Gerd Meister. "Wir bleiben bei unserem Geständnis."

Bei den Eltern wollte sich H. nicht für seine Tat entschuldigen: "Sie ist unentschuldbar", sagte der Verteidiger. Mircos Eltern treten in dem Prozess als Nebenkläger auf, waren zum Prozessauftakt aber nicht erschienen. Auch andere Zeugen sind für die beiden ersten Prozesstage noch nicht geladen.

Anwalt: Angeklagter wollte sich an Mirco sexuell vergehen

Laut Meister war der Angeklagte am Abend des 3. September zufällig auf Mirco gestoßen, als dieser auf dem Weg nach Hause war. Er habe den Zehnjährigen in sein Auto geholt und sei mit ihm an einen Feldweg gefahren. Dort habe er versucht, sich an dem Jungen sexuell zu vergehen. Da der Angeklagte merkte, dass das "nicht sein Ding" sei, habe er von dem Jungen abgelassen, erklärte der Verteidiger. Anschließend habe er den Zehnjährigen getötet, um die Tat zu verbergen; nicht "aus Frust über eine ausgebliebene Erektion", betonte H. über seinen Anwalt. Die Staatsanwältin hatte dies in der Anklageschrift so formuliert.

H. war im Januar festgenommen worden und hatte die Ermittler zur Leiche des Jungen auf einem Acker nördlich von Grefrath geführt. Zuvor hatte die Polizei insgesamt 145 Tage vergeblich nach Mirco gesucht. Dabei setzten die Ermittler eine der größten Suchaktionen der vergangenen Jahre in Gang: Zeitweise waren bis zu 1000 Beamte im Einsatz.

Für den Prozess sind zunächst 15 Verhandlungstage angesetzt. Erst übermorgen soll in die Beweisaufnahme eingestiegen werden. Mit einem Urteil wird nach jetzigem Stand am 30. September gerechnet.

(mit Material von afp und dapd)