Washington. . Im Vergewaltigungsprozess gegen den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn soll die Staatsanwaltschaft New York Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers haben. Medienberichten zufolge habe das Zimmermädchen mehrfach gelogen.
Im Strafverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gibt es möglicherweise eine Wende. Die Anklage gegen Strauss-Kahn stehe kurz vor dem Zusammenbruch, berichtete die „New York Times“ am späten Donnerstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf mit dem Fall vertraute Justizbeamte. Für Freitag wurde zudem überraschend eine außerplanmäßige Anhörung Strauss-Kahns vor Gericht angeordnet.
Auch die Nachrichtenagentur Reuters beruft sich „auf einen mit dem Fall vertrauten“ Informanten, der den Artikel der „New York Times“ bestätige. Dem Zeitungsbericht zufolge hat die New Yorker Staatsanwaltschaft Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers. Die Ankläger glaubten nicht viel von der Aussage der Hotelangestellten, die Strauss-Kahn massive sexuelle Übergriffe während seines Aufenthalts in einem New Yorker Luxushotel vorwirft. Das aus Guinea stammende Zimmermädchen habe seit dem angeblichen Vorfall am 14. Mai wiederholt gelogen. So soll sich die 32-Jährige wegen eines Asylantrags verdächtig gemacht haben und zudem in kriminelle Aktivitäten, wie Drogenhandel und Geldwäsche, verwickelt sein. Daneben soll sie in den vergangenen zwei Jahren etwa 100.000 Dollar (etwa 70.000 Euro) „von verschiedenen Einzelpersonen“ erhalten haben, berichtete die „NYT“.
Sie schreibt auch von einem aufgezeichneten Telefongespräch der Frau, in dem sie die finanziellen Vorteile einer Beschuldigung Strauss-Kahns erörtert haben soll. Das Gespräch führte die Putzfrau demnach mit einem inhaftierten Mann kurze Zeit nachdem es nach ihren Angaben zu der Vergewaltigung gekommen sein soll.
Strauss-Kahn war zunächst auf die New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island gebracht und anschließend in Manhattan unter Hausarrest gestellt worden. Der Franzose weist die Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig. Sein Amt als Chef des Internationalen Währungsfonds legte er nieder. Die nächste Anhörung in dem Strafverfahren war ursprünglich für den 18. Juli angesetzt, am Donnerstagabend kündigte die Staatsanwaltschaft in New York jedoch überraschend für Freitagvormittag (11.30 Uhr Ortszeit, 17.30 Uhr MESZ) eine Anhörung Strauss-Kahns vor Gericht an, ohne weitere Details zu nennen.
Geringeres Fehlverhalten
Laut „NYT“ wollen die Staatsanwälte dem Richter gegenüber deutlich machen, „Probleme mit dem Fall“ zu haben. Sollten die schwerwiegenderen Vorwürfe gegen den Ex-IWF-Chef fallen gelassen werden, könnte der Hausarrest aufgehoben werden, schrieb die Zeitung weiter. Die Staatsanwaltschaft könnte Strauss-Kahn jedoch auch auffordern, sich hinsichtlich eines geringeren „Fehlverhaltens“ schuldig zu bekennen - gegen solch ein Szenario würden sich allerdings seine Anwälte wehren, hieß es.
Die französische Zeitung „Libération“ hatte am Donnerstag zudem kurz zuvor Strauss-Kahns Anwälte zitiert, wonach diese die Rechtmäßigkeit der Gegenüberstellung nach seiner Festnahme in Frage stellten und dies vor Gericht thematisieren wollten. Vor der Gegenüberstellung soll die Frau bereits mindestens zwei Mal das Gesicht Strauss-Kahns gesehen haben und ihn auf einem Foto identifiziert haben, das ihr Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Hotels zeigten. Anschließend soll sie ihn im Fernsehen erkannt haben.(afp)