Washington. .
Das Exekutivkomitee des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat die französische Finanzministerin Christine Lagarde zur neuen IWF-Direktorin ernannt. Das wurde am Dienstag in Washington bekannt gegeben.
Die französische Finanzministerin Christine Lagarde ist zur neuen Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewählt worden. Der Exekutivrat des IWF bestimmte Lagarde am Dienstag in Washington nach eigenen Angaben zur ersten Frau an der Spitze der internationalen Organisation. Die Französin soll demnach am 5. Juli die Nachfolge ihres wegen Vergewaltigungsvorwürfen zurückgetretenen Landsmannes Dominique Strauss-Kahn antreten. Damit bleibt der IWF-Spitzenposten in Zeiten der Euro-Schuldenkrise in europäischer Hand.
Die 55-jährige Französin soll ihre fünfjährige Amtszeit nach IWF-Angaben am 5. Juli antreten. Die Wahl Lagardes war erwartet worden, nachdem sich nach China und Russland kurz vor der entscheidenden Sitzung des Exekutivrats auch die USA und Brasilien hinter die europäische Kandidatin gestellt hatten. Einziger Gegenkandidat war der mexikanische Zentralbankchef Agustín Carstens.
Lagarde zeigte sich "zutiefst geehrt"
Beide Bewerber seien vom Exekutivrat als "gut qualifizierte Kandidaten" eingestuft worden, heißt es in einer Erklärung des IWF. Auf Grundlage des erwünschten Profils und "nach Berücksichtigung aller relevanten Informationen über die Kandidaturen" habe sich das 24-köpfige Gremium schließlich "im Konsens" für Lagarde entschieden.
Lagarde zeigte sich "zutiefst geehrt". Während der Wirtschafts- und Finanzkrise habe der IWF für seine 187 Mitgliedsstaaten gute Arbeit geleistet, erklärte die Französin. "Ich werde es zu meinem übergreifenden Ziel machen, dass unsere Institution weiter allen Mitgliedern mit dem gleichen Schwerpunkt und dem gleichen Geist dient." Der unterlegene Carstens wünschte Lagarde für ihre neue Aufgabe alles Gute. Die Französin werde eine "sehr kompetente" IWF-Direktorin sein, sagte er.
Mit Lagarde setzt sich die seit der IWF-Gründung 1944 herrschende Tradition fort, dass die Europäer den Chefsessel des Währungsfonds besetzen. Dies beruht auf einer ungeschriebenen Abmachung mit den USA, wonach diese Anrecht auf die Spitze der Schwesterorganisation Weltbank haben. Angesichts ihres wachsenden Einflusses in der Weltwirtschaft stellen die Schwellenländer die Aufteilung der Spitzenposten bei den internationalen Finanzinstitutionen zwischen Europa und den USA zunehmend in Frage. Allerdings konnten sie sich auf keinen gemeinsamen Kandidaten für die Nachfolge Strauss-Kahns verständigen.
Lagarde galt auch als Favoritin, weil der Währungsfonds derzeit eng in den Kampf gegen die Schuldenkrise in der Euro-Zone eingebunden ist. Zu den dringendsten Problemen, die auf die neue IWF-Chefin warten, zählt die drohende Staatspleite in Griechenland. Ihr Amtsantritt wird aber von einer juristischen Unsicherheit begleitet: Frankreichs Justiz entscheidet am 8. Juli, ob sie im Zusammenhang mit staatlichen Entschädigungen für den Skandalunternehmer Bernard Tapie Ermittlungen wegen Amtsmissbrauch gegen Lagarde einleitet. (afp/dapd)