New York. . Bei einer Anhörung vor Gericht hat Dominique Strauss-Kahn am Montag wie erwartet auf „nicht schuldig“ plädiert. Dem ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird vorgeworfen, ein Zimmermädchen zum Oralsex gezwungen zu haben.

Als Dominique Strauss-Kahn in Begleitung seiner Frau Anne Sinclair vor dem Gericht in Manhattan aus einem schwarzen Van stieg, begrüßte ihn eine Gruppe lautstarker Frauen, die sich ihr Urteil über den unter Vergewaltigungsverdacht stehenden Franzosen bereits gebildet haben. "Schäm Dich", riefen die Demonstrantinnen, die sich als Zimmermädchen verkleidet hatten - wie das mutmaßliche Opfer, das der zurückgetretene IWF-Chef Mitte Mai in einem New Yorker Luxushotel massiv sexuell attackiert haben soll. Ihre Schreie waren bis in den 12. Stock des Gerichtsgebäudes zu hören, wo Strauss-Kahn sich kurz darauf in allen Anklagepunkten für unschuldig erklärte.

Sieben Minuten dauert sein Auftritt

Im dunklen Anzug trat der Ex-Direktor des Internationale Währungsfonds am Montag vor Richter Michael Obus, der in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal die Klageschrift verlas. In den Vorwürfen spiegelt sich der tiefe Fall eines Mannes wider, den nicht wenige bereits als kommenden Präsidenten Frankreichs gesehen hatten. Der Staatsanwaltschaft zufolge stürzte sich Strauss-Kahn am 14. Mai gegen Mittag in einer Suite des Hotels Sofitel nackt auf das Zimmermädchen, zwang sie zum Oralsex und versucht auch, gewaltsam Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben. Das mutmaßliche Opfer ist eine 32-jährige Einwanderin aus dem westafrikanischen Guinea.

Sieben Minuten dauerte der Auftritt von "DSK" vor Gericht, zwei Worte kamen aus seinem Mund: "Nicht schuldig", erklärte Strauss-Kahn mit leiser Stimme in Englisch, während sein Anwalt Benjamin Brafman neben ihm einen entschiedenen Gesichtsausdruck aufsetzte. Dem 62-jährigen Politiker werden unter anderem kriminelle sexuelle Akte, versuchte Vergewaltigung und Freiheitsberaubung zur Last gelegt, die theoretische Höchststrafe für alle Anklagepunkte beträgt 74 Jahre Haft. Nach dem Kurzauftritt vor Gericht stiegen Strauss-Kahn und seine Frau wieder in den schwarzen Van und fuhren zurück zu dem noblen Stadthaus im Szene-Viertel Tribeca, wo der Ex-IWF-Chef derzeit unter Hausarrest steht.

Anwalt sagt, es habe "keinerlei Zwang" gegeben

Brafman stellte sich unterdessen vor dem Gerichtsgebäude den Kameras und bekräftigte, dass sein Mandant unschuldig sei. Im Laufe des Verfahren werde sich herausstellen, dass es "keinerlei Zwang" gegeben habe, sagte Brafman. "Jede gegenteilige Andeutung ist einfach nicht glaubwürdig." Damit scheint sich die Vermutung zu bestätigen, dass die Verteidigung die Geschehnisse in der Hotelsuite in ihrer Strategie als einvernehmlichen Sex darstellen wird. In der vergangenen Woche hatten Strauss-Kahns Anwälte bereits in einer ominösen Erklärung verlauten lassen, über Informationen zu verfügen, die die Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens "schwer untergraben" würden.

Das mutmaßliche Opfer ist seit der Festnahme Strauss-Kahns untergetaucht, im Prozess wird sie ihrem mutmaßlichen Peiniger aber gegenübertreten müssen. Ihr Anwalt Kenneth Thompson erklärte, seine Mandantin werde vor Gericht den "schrecklichen sexuellen Angriff" schildern. "Sie ist eine würdevolle und ehrenhafte Frau", sagte Thompson vor dem New York Supreme Court. Geld, Macht und Einfluss von Strauss-Kahn könnten nicht verhindern, dass die Wahrheit ans Licht komme. "Was sie möchte, ist Gerechtigkeit", sagte Thompson.

Nächste Anhörung am 18. Juli

Die Frau hatte Strauss-Kahn bei einer Gegenüberstellung identifiziert, außerdem stießen die Ermittler bei einer forensischen Untersuchung der Suite offenbar auf Sperma und andere Spuren, die den Ex-IWF-Chef belasten. In den kommenden Wochen müssen Anklage und Verteidigung nun Beweismaterial zusammentragen, um ihre jeweilige Version der angeblichen Tat zu untermauern. Die nächste Anhörung setzte das Gericht für den 18. Juli an, bis zum Beginn der Hauptverhandlung dürften aber noch Monate vergehen. Dann werden nicht schreiende Frauen, sondern die Geschworenen über Schuld oder Unschuld Strauss-Kahns befinden. (afp)