Paris. . Je tiefer der Fall des französischen Politikers Dominique Strauss-Kahn, desto heller erstrahlt das Antlitz seiner Frau. Anne Sinclair, seit 1991 die Frau an seiner Seite, kämpft wie eine Löwin für ihren über die New Yorker Sex-Affäre gestrauchelten Ehemann. Was für eine Frau.
Dominique Strauss-Kahn und Anne Sinclair: Seit zwanzig Jahren geben die beiden, jeweils 62 Jahre alt, ein schillerndes Powerpaar. Doch dann, an jenem verhängnisvollen 14. Mai, geschieht das Unfassbare. New Yorker Polizisten verhaften Strauss-Kahn wegen des Vorwurfs, im Hotel in Manhattan ein Zimmermädchen sexuell belästigt und vergewaltigt zu haben.
Manch andere wären vor Scham im Boden versunken, doch Anne Sinclair bewahrt die Contenance und holt – ganz „Grande Dame“ – zum wuchtigen Gegenangriff aus. Schon vom fernen Paris erklärt sie ihren Gatten für unschuldig und kolportiert die Komplott-Theorie: DSK als Opfer eines abgekarteten Spiels.
Die Unnachgiebige wirft sich schützend vor ihn
Die Frau an seiner Seite – im Falle Anne Sinclairs klingt dies stereotyp und ziemlich abgestanden. Denn in Wirklichkeit wirft sich die Unnachgiebige in der Schlacht der Rechts- und Staatsanwälte schützend vor ihn. Und boxt ihn erfolgreich raus – vor allem dank ihres immensen Reichtums: Gegen eine Kaution von einer Million Dollar und einer Bankgarantie über fünf Millionen Dollar plus elektronischer Fußfessel und Videoüberwachung kommt Strauss-Kahn auf freien Fuß. Es sind die härtesten Auflagen in der amerikanischen Justizgeschichte.
Die meisten Franzosen kennen die 62-Jährige nur als erfolgreiche Fernsehjournalistin. Beim größten französischen Fernsehkanal, dem Privatsender TF1, steigt sie in den Achtzigern von der erfolgreichen Moderatorin eines Polit-Magazins („Edition spéciale“) auf zur Generaldirektorin. Ende der 90er hört sie auf.
Geld war für sie nie ein Antrieb. Als Erbin des berühmten Kunsthändlers Paul Rosenberg gehört ihr nach Angaben der Zeitung „Le Parisien“ ein „kolossales Vermögen“ über zigmillionen Euro. Ein Reichtum, den das Paar zum Jammer der „Parti Socialiste“ nicht versteckte. Denn so viel Luxus will partout nicht passen zum Image eines Arbeiterführers.
Luxus-Residenz in Marrakesch
Dem Paar gehört eine Vier-Millionen-Dollar-Villa in Washington, eine Luxus-Residenz in Marrakesch und ein riesiges Apartment an der Pariser „Place des Vosges“, dem mit einem Quadratmeterpreis von 20 000 Euro teuersten Flecken der Seine-Metropole. Um den Hausarrest für DSK so angenehm wie möglich zu gestalten, hat Anne Sinclair im New Yorker In-Stadtteil Tribeca ein luxuriöses Stadthaus mit Heimkino, Bar, Dachterrasse und Wellnessbereich angemietet, das monatlich angeblich 60 000 Euro kosten soll.
Schon einmal stellt der als Schürzenjäger und Schwerenöter bekannte Dominique Strauss-Kahn seine Frau vor eine harte Prüfung. Diesmal hat der notorisch Untreue ein Verhältnis mit einer IWF-Mitarbeiterin namens Piroska Nagy. Was sonst diskret geregelt wird, zieht diesmal Ermittlungen nach sich. Hat Strauss-Kahn sein Amt missbraucht und Miss Nagy unrechtmäßig befördert? Die Antwort lautet Nein, das Verfahren wird eingestellt.
Und Anne Sinclair verzeiht ihm in aller Öffentlichkeit auch diesen Seitensprung. „Wir lieben uns wie am ersten Tag“, so schreibt sie in ihrem Internet-Blog.