Berlin. . Die Grünen haben dem Atomausstieg notgedrungen zugestimmt. Sie glauben daran, dass die Entscheidung richtig ist. Doch eine andere Wahl hatten sie auch nicht, kommentiert Berlin-Korrespondent Miguel Sanches.

„Grün wirkt.“ Das war mal ein kesser Spruch im Wahlkampf. Nun aber ist es ein Fakt. Der Atomausstieg ist ein grüner Erfolg. Das Ja, aber-Votum ihres Parteitages ist richtig. Es wäre undifferenziert, ihn als Gütesiegel für Schwarz-Gelb darzustellen. Sie markierten die Unterschiede, machten aber klar, dass die Richtung stimmt.

Seit es die Grünen gibt, sind sie eine zerrissene Partei. Das hat ihr nicht geschadet. Es macht ihre Faszination aus. So groß waren die Differenzen in Berlin im übrigen nicht. Die Warheit ist: Das Vorgeplänkel war viel dramatischer als der Parteitag selbst. Für die einen ist das Glas halbvoll, für die anderen halbleer. Aber alle genießen den Ausstieg in vollen Zügen.

Es war kein Richtungskampf. Und doch war es richtig, sich einem Parteitag zu stellen. Man muss sich schon eher wundern, dass CDU und CSU, FDP und SPD nicht ihre Basis befragen.

Ein Nein zum Atomausstieg wäre bizarr gewesen

Ein Nein wäre bizarr gewesen. Die Zustimmung eröffnet viele Optionen. Eine verbesserte Enegiewende kann mal das Projekt von Schwarz-Grün werden. Warum nicht? Wer den Beifall, den Respekt für Klaus Töpfer miterlebt hat, für einen CDU-Politiker, weiß: Nichts ist unmöglich. Es gibt einen Link zur Union. Ein Hindernis für Schwarz-Grün hat sich erledigt, die Atomenergie. Und mit ihrem Parteitag haben die Grünen ihren Pragmatismus, ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis gestellt...

2017 mag als Ausstiegsdatum wünschenswert und besser als 2022 sein. Aber die fünf Jahre an Differenz hätten ein Nein nicht rechtfertigt. 2013, bei der nächsten Wahl, hat die Partei noch ein Thema, eine Aufgabe, eine Daseinsberechtigung. Aber spätestens 2022 haben sie ihren Gründungssauftrag erfüllt. Was kommt danach? Grüne Ideale haben auch eine Halbwertzeit. Irgendwann strahlen sie nicht mehr.