Brüssel. . Der Italiener Mario Draghi wird ab November Chef der Europäischen Zentralbank. Der Notenbankchef ist die ideale Wahl für Deutschland. Nachdem der deutsche Kandidat Weber aus dem Rennen war, hatte sich auch Kanzlerin für ihn stark gemacht.
Dieser Banker ist Deutschland äußerst genehm: Der italienische Notenbank-Chef Mario Draghi wird ab November oberster Euro-Währungshüter.
Die europäischen Staats- und Regierungschefs ernannten Draghi wie geplant am Freitag zum Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Franzose Jean-Claude Trichet räumt turnusgemäß Ende Oktober den Chefsessel. Damit weiterhin ein Franzose im EZB-Führungsgremium vertreten ist, muss der Italiener Lorenzo Bini Smaghi bis Jahresende ausscheiden – Frankreich machte noch beim EU-Gipfel Druck, um diese Zusicherung zu erlangen.
Draghi war der einzige Kandidat für den EZB-Chefposten. Vor einigen Monaten wollte Deutschland für den Spitzenjob des Euro-Währungsraums den damaligen Bundesbank-Chef Axel Weber ins Rennen schicken. Doch Weber verweigerte sich.
„Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte“
Nach diesem Paukenschlag unterstützte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Kandidatur Draghis. „Er steht unseren Vorstellungen von Stabilitätskultur und solidem Wirtschaften sehr nahe.“, lobte sie. Aus Sicht des größten EU-Staats Deutschlands ist das angesichts der Schuldenkrise in Euro-Staaten wie Griechenland, Portugal und Irland sehr wichtig.
Draghi präsentierte als idealer Kandidat auch für die Deutschen. Der einstige Professor für Finanzwissenschaften erklärte, der Euro sei eine Erfolgsgeschichte. Und betonte: „Die Haushaltsdisziplin ist fundamental. Denn in einer Währungsunion ist es nicht akzeptabel, dass einzelne Staaten die anderen ausnützen.“ Zudem forderte der Italiener, das alle europäischen Staaten die Bundesrepublik als Beispiel nehmen sollten: „Deutschland hat seine Wettbewerbskraft verbessert, indem es strukturelle Reformen durchgeführt hat. Das muss das Vorbild sein.“
Kritik wegen Arbeit bei Goldman Sachs
Dass das nicht nur anbiedernde Äußerungen sind, zeigt Draghis Laufbahn. Nach seiner Professur an der Universität Florenz und Jahren bei der Weltbank in den USA arbeitete er ab 1990 in Italien – bei der Zentralbank und in Ministerien. Er gilt als einer derer, die den Verkauf staatlicher Unternehmen – die Privatisierung von Staatsvermögen – vorantrieben. Draghi tat sich auch hervor bei der Sanierung von Italiens Haushalt. Die war eine wichtige Voraussetzung, damit das Land 1999 den Euro einführen konnte. 2006 wurde Draghi Chef der italienischen Zentralbank – nach einem fast vierjährigen Zwischenstop im Ausland.
Dieser Auslandsjob sorgt dafür, dass Draghi nicht ganz unumstritten ist. Er arbeitete nämlich für die US-Investmentbank Goldman Sachs, deren Europageschäft er von London aus leitete. Das monierten EU-Parlamentarier, denen er jüngst Rede und Antwort stehen musste. Schließlich habe Goldman Sachs, so ihre Kritik, damals Griechenland geholfen, Schulden zu verschleiern. Draghi wehrte ab: „Ich hatte nichts mit diesem Geschäft zu tun.“