Berlin. . Es ist bestätigt: Der Präsident der Bundesbank Axel Weber legt sein Amt vorzeitig nieder. Damit wird er auch nicht an die EZB-Spitze wechseln.

Bundesbank-Chef Axel Weber wirft Ende April das Handtuch. Weber werde nach genau sieben Jahren an der Spitze von Deutschlands Notenbank aus dem Amt scheiden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag nach einem gut einstündigen Gespräch Webers mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Seibert sagte, Weber habe persönliche Gründe für den Rückzug zum 30. April genannt. „Die Bundeskanzlerin und Bundesfinanzminister Schäuble haben diese Entscheidung mit Respekt für Professor Webers persönliche Gründe zur Kenntnis genommen.“ Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Was Weber nun vorhat, blieb im Dunklen. Seit einiger Zeit halten sich Gerüchte, er könnte zur Deutschen Bank wechseln.

Weber steht nun auch nicht mehr für die Nachfolge von EZB-Chef Jean-Claude Trichet zur Verfügung. Wer auf den 53-jährigen Ökonomen bei der Bundesbank folgen wird, solle kommende Woche bekanntgegeben werden, sagte Regierungssprecher Seibert. Eine Sprecherin der Europäischen Zentralbank (EZB), in deren geldpolitischem Rat Weber sitzt, wollte sich zu der Personalie nicht äußern. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bedauerte den Abgang Webers.

Zwei Tage Verwirrspiel

Mit der Entscheidung endet ein zweitägiges Verwirrspiel um Weber. Er hatte indirekt bereits Mitte der Woche seinen Rückzug angedeutet und nach Informationen aus Kreisen erklärt, er stehe ab Frühjahr 2012 nicht mehr für eine zweite Amtszeit bei der Bundesbank zur Verfügung. Reuters hatte zudem erfahren, dass Weber aus dem Rennen um die Trichet-Nachfolge aussteigt. Dessen Amtszeit endet regulär am 31. Oktober dieses Jahres. Weber hatte neben dem italienischen Zentralbankchef Mario Draghi als der aussichtsreichste Kandidat für den Topjob gegolten.

Wer auf Weber bei der Bundesbank nachfolgt ist unklar. Als aussichtsreich gilt Merkels Chef-Wirtschaftsberater Jens Weidmann, den sie allerdings dem Vernehmen nach nicht ziehen lassen will. Für eine Übergangszeit könnte der eigentlich im Frühjahr aus dem Amt scheidende bisherige Vize Webers, Franz-Christoph Zeitler, die Amtsgeschäfte in Frankfurt führen. Angeblich Interesse hat Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret, ein ehemaliger Banker.

Ob Deutschland nach dem Abgang Webers überhaupt noch einen Kandidaten für die Trichet-Nachfolge ins Rennen schicken will, blieb offen. Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte in Berlin nur, Deutschland habe „nie erklärt, dass es auf einem deutschen Kandidaten besteht“. Am Donnerstag hatte die FDP noch gefordert, Deutschland müsse unbedingt auf einem eigenen Kandidaten bestehen. Mögliche Optionen könnten der deutsche Chef des Euro-Rettungsfonds, Klaus Regling, oder EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark sein. Regling hat keine Erfahrung als Geldpolitiker, Stark gehört dem EZB-Direktorium bereits seit einigen Jahren an und darf nach den Statuten auf keinen Fall länger als bis 2014 bleiben - er wäre also nur ein Übergangspräsident und das in schweren Zeiten.

SPD: Blamage für Merkel

Die Opposition sieht im Abgang Webers eine Blamage für die schwarz-gelbe Bundesregierung und greift die Kanzlerin frontal an. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte „Spiegel online“, Merkel habe Weber zum Verzicht auf eine EZB-Kandidatur gedrängt. „Merkel hat ihren Kandidaten hängenlassen, jetzt zieht er die Konsequenzen.“ Der Rückzug Webers lege das „personalpolitische Desaster dieser Regierung in Europa offen“. In Regierungskreisen hatte es zuvor geheißen, Merkel hätte Weber im Falle einer Kandidatur unterstützt. Dies sei ihm auch bekannt gewesen. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte unterdessen der „Stuttgarter Zeitung“, Merkel habe Weber „ganz offensichtlich aus dem Amt gejagt“.

Italiens Wirtschaftsminister Giulio Tremonti setzte den Werbefeldzug für Draghi fort. Der Kandidat seines Heimatlandes für die EZB-Spitze sei eine exzellente Wahl, allerdings sei die Berufung eines neuen Chefs für die Zentralbank der Euro-Zone „keine Frage der Nationalität“. Nach dem Rückzug Webers gelten neben Draghi nun auch der Chef der Zentralbank von Luxemburg, Yves Mersch, und der finnische Notenbankgouverneur Erkki Liikanen als denkbare Kandidaten. (rtr)