Berlin. .
Die Ehec-Quelle ist noch nicht gefunden, also wird weiter spekuliert: Einige Mediziner halten es für möglich, dass der gefährliche Erreger aus Biogasanlagen stammt. Gesundheitsminister Bahr räumt Engpässe in Krankenhäusern wegen Ehec ein.
Einige Veterinär- und Labormediziner halten eine Herkunft des tödlichen Ehec-Erregers aus Biogasanlagen für möglich. In den Gär-Behältern der immer zahlreicher werdenden Biogasanlagen entstünden Bakterien, die es zuvor noch nie gegeben habe, sagte Bernd Schottdorf, Gründer des mit 1500 Mitarbeitern größten privaten europäischen Medizinlabors Schottdorf MVZ in Augsburg, der „Welt am Sonntag“. Die Bakterien kreuzen sich Schottdorf zufolge in den Anlagen und verschmelzen miteinander. „Was da genau passiert, ist weitgehend unerforscht.“ Diese noch nie da gewesene Mischung aus Krankheitserregern werde dann als Düngemittel auf die Äcker gebracht.
Schottdorf hält es deshalb für dringend nötig, die Biogasanlagen in Deutschland schnell auf mögliche Krankheitserreger zu untersuchen. Sonst drohe möglicherweise die Gefahr weiterer Epidemien. Der Leiter der Agrar- und Veterinärakademie in Horstmar-Leer, Ernst Günther Hellwig, hält dies der Zeitung zufolge ebenfalls für vorstellbar.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) räumt ein, dass wegen des Ehec-Erregers in manchen Krankenhäusern Engpässe bei der Patientenversorgung entstanden sind. „Wir haben bei der Krankenversorgung eine angespannte Lage“, sagte Bahr der Zeitung „Bild am Sonntag“ (Onlineausgabe). Man könne dies aber bewältigen, indem fehlende Kapazitäten - etwa in den Städten Hamburg und Bremen - durch freie Plätze in den umliegenden Krankenhäusern ausgeglichen würden.
Das Blatt berichtete, am kommenden Mittwoch solle es vermutlich in Berlin einen Ehec-Krisengipfel geben, an dem Bundesverbraucherschutzministern Ilse Aigner (CSU) und alle Gesundheits- und Verbraucherschutzministern der Länder teilnähmen.
Katar verbietet Einfuhr von Gemüse aus Deutschland und Spanien
Aus Angst vor dem Keim hat nun auch Katar die Einfuhr von Gemüse aus Deutschland und Spanien verboten. Das Verbot gelte für Gurken, Tomaten und Salat aus den beiden Ländern, berichtete am Samstagabend die amtliche Nachrichtenagentur QNA. Die Gesundheitsbehörden des Golfstaates würden die Entwicklung weiter verfolgen „und notfalls nicht zögern, Gemüse aus allen europäischen Ländern zu verbieten“.
Nach Ehec-Infektionen sind in Deutschland bisher mindestens 18 Menschen gestorben, die genaue Quelle des Keims ist noch immer unklar. Wegen der unklaren Verbreitungswege des Darmkeims raten die deutschen Behörden weiterhin, vorsichtshalber vor allem in Norddeutschland Tomaten, Gurken und Blattsalate nicht roh zu essen. (rtr/dapd/afp)