Berlin. . NRW-Verbraucherminister Remmel will die Einfuhr spanischer Gurken wieder erlauben. Näheres soll heute geklärt werden. Allerdings solle wegen des Darmerregers Ehec weiterhin vor dem Verzehr von Rohkost gewarnt werden.
Nordrhein-Westfalen, Bayern und das Saarland wollen die Importbeschränkungen für spanische Gurken offenbar aufheben. Ein Sprecher von NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) bestätigte, dass noch am Freitag eine Länder-Telefonkonferenz zum weiteren Vorgehen stattfinden wird.
Die Testatpflicht für spanische Gurken wird wohl aufgehoben, nachdem sich vor wenigen Tagen gezeigt hat, dass spanische Gurken offenbar doch nicht Quelle für Infektionen sind. Gleichzeitig bleibt aber wohl die Verzehrempfehlung, auf Rohkost weiterhin zu verzichten, gültig. Ursachenforschung und Überprüfung des heimischen Gemüses soll von NRW intensiviert werden. Ein Sprecher des Ministeriums wollte sich nicht konkret dazu äußern.
Merkel nimmt Behörden wegen Ehec in Schutz
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat unterdessen mit dem spanischen Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero über die Folgen der Ehec-Infektionen gesprochen. Beide Seiten seien sich einig gewesen, dass es jetzt vorrangig darum gehe, die Infektionsquelle des Erregers zu identifizieren, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.
Merkel habe zudem großes Verständnis gezeigt für die wirtschaftliche Notlage des spanischen Gemüsesektors, der unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher leide. Auch deutsche und andere europäische Gemüseerzeuger seien hiervon betroffen.
Merkel habe aber auch auf die Verpflichtung der deutschen Behörden hingewiesen, die Bürger in allen Phasen zu informieren und die Analyseergebnisse an das europäische Schnellwarnsystem zu übermitteln. Wie Seibert erklärte, hätten Merkel und Zapatero vereinbart, dass sich Deutschland und Spanien auf europäischer Ebene um Hilfen für die betroffenen europäischen Landwirte bemühen.
Spanien hatte am Mittwoch erklärt, rechtliche Maßnahmen gegen die Hamburger Gesundheitsbehörde wegen der Ehec-Warnung in Betracht zu ziehen. Entgegen ursprünglicher Warnungen hatte sich herausgestellt, dass Salatgurken aus Spanien nicht die Ursache für die lebensgefährlichen Infektionen waren. Spanische Bauern haben nach eigenen Angaben bereits 200 Millionen Euro durch den Absatzeinbruch verloren.
Ehec-Lösung nächste Woche?
Auf der Suche nach Therapie und Schutz gegen das gefährliche Darmbakterium Ehec erwarten Forscher in der kommenden Woche konkrete Ergebnisse. „Wir erhoffen uns im Laufe der nächsten Woche Hinweise zur Verhinderung weiterer Infektionen“ sagte Professor Dag Harmsen vom Universitätsklinikum Münster am Freitag in einem Radio-Interview. Zunächst müsse geklärt werden, was den Ehec-Keim so aggressiv mache. Dazu liefen derzeit verschiedene Untersuchungen. „Wir rechnen damit, dass wir bald genügend Daten haben, um Hinweise auf die Ursache der Aggressivität dieses Klons geben zu können“, sagte Harmsen.
Mit den bisherigen Erkenntnissen könne Patienten noch nicht geholfen werden. Woher der Ehec-Erreger genau komme, sei noch nicht geklärt. Die genauere Kenntnis des mutierten Bakteriums und Vergleichsuntersuchungen an anderen Keimen werden aber Hinweise auf den Ursprung zulassen.
Forscher aus Münster und Darmstadt hatten nach eigenen Angaben das Erbgut des Ehec-Bakteriums gelesen. Danach handelt es sich um eine Art Hybrid-Klon, der Eigenschaften unterschiedlicher Erreger in sich vereint. Simone Günther von Life Technologies in Darmstadt sagte: „Wir haben in Rekord-Geschwindigkeit entschlüsselt.“ (rtr/dapd)