Kabul. . Bei einem Anschlag in Nordafghanistan sind zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen, drei wurden verletzt. Das Selbstmordattentat geschah auf einer Sicherheitskonferenz. Außenminister Westerwelle will die Truppen wie geplant reduzieren.

Bei einem schweren Selbstmordattentat in Nordafghanistan sind zwei deutsche Soldaten getötet und drei verletzt worden. Das teilte Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Samstag in Berlin mit. Unter den Verletzten sei auch General Markus Kneip, der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF in Nordafghanistan. Der Minister sprach den Angehörigen der Getöteten sein Beileid aus und wünschte den Verwundeten und speziell auch Kneip eine baldige Genesung.

Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam, Generalleutnant Rainer Glatz, sagte, auf den Gouverneurspalast in Talokan in der Provinz Tachar hätten höchstwahrscheinlich mehrere Selbstmordattentäter einen Anschlag verübt. Ihr Ziel sei eine deutsch-afghanische Delegation gewesen, die sich dort zu einer Sicherheitskonferenz getroffen habe.

Nach afghanischen Angaben hatte sich der Attentäter am Sitz des Gouverneurs der Provinz Takhar während eines Treffens hochrangiger Vertreter aus Politik und Militär in die Luft gesprengt. Offenbar war es ihm gelungen, mit einer Uniform verkleidet auf das Treffen zu gelangen. Zu dem Anschlag bekannten sich umgehend die Taliban.

Westerwelle: "Konflikt kann nicht militärisch gelöst werden"

Der blutige Selbstmordattentat ändert nach Aussage von Außenminister Guido Westerwelle nichts an der deutschen Strategie am Hindukusch. "Der gestrige Terroranschlag in Talokan erfüllt uns mit Schmerz und tiefer Trauer", sagte Westerwelle am Sonntag in der omanischen Hauptstadt Maskat. "Aber er darf und wird uns nicht davon abbringen, unsere Strategie in Afghanistan umzusetzen."

Ziel bleibe der baldige Beginn der Übergabe der Sicherheitsverantwortung und die erstmalige Reduzierung des Bundeswehrkontingents Ende des Jahres, betonte der FDP-Politiker. Bei allen Schwierigkeiten und Rückschlägen solle die Abzugsperspektive damit erstmals konkret sichtbar werden. "Gleichzeitig muss alles getan werden, um die Suche nach einer politischen Lösung zu unterstützen", sagte der Minister. "Denn der Konflikt in Afghanistan kann nicht militärisch, sondern nur politisch beigelegt werden."

"Kneips Zustand ist stabil"

Der Zustand von ISAF-Kommandeur Generalleutnant Markus Kneip sei stabil, heißt es. Er sei mit den anderen Verwundeten ins deutsche Feldlager im regionalen Aufbauteam Kundus gebracht worden.

Neben den Deutschen seien auch weitere Teilnehmer des Treffens getötet oder verwundet worden, heißt es beim Bundeswehr-Einsatzführungskommando. Die genaue Zahl sei noch unbekannt. Vor dem Treffen hatten die Soldaten des Ausbildungsschutzbataillons Kundus zusammen mit Kneip ihres Kameraden gedacht, der am Mittwoch bei einem Angriff mit Sprengladungen gefallen war.

Polizeichef unter den Opfern

Bei dem Anschlag wurde der Polizeichef Nordafghanistans und frühere Minister für Drogenbekämpfung, General Daud Daud getötet, sagte ein afghanischer Behördensprecher. Demnach kamen außerdem der Polizeichef der Provinz, ein Sekretär des Gouverneurs und ein Leibwächter Dauds ums Leben. Zehn Afghanen seien verletzt worden, darunter auch der Gouverneur Abdul Dschabar Takwa, der Verbrennungen an Kopf, Rücken und Händen erlitten habe, sowie sein Kameramann und acht Mitglieder der Sicherheitsdienste, sagte der Basech.

Talibansprecher Sabiullah Mudschahid sagte, der Anschlag sei Teil einer Kampagne zur Ermordung hochrangiger Beamter. Außerdem habe das Attentat die Pläne der afghanischen Streitkräfte für eine Offensive im Norden des Landes untergraben sollen, sagte er. Es habe ein Treffen zur Sicherheit auf dem Gelände des Gouverneursbüros in Tachar gegeben, sagte ein weiterer Behördenvertreter. "Zum Ende des Treffens, als wir gehen wollten, wartete ein Selbstmordattentäter auf dem Flur und sprengte sich in die Luft."

Osama bin Laden ist tot

Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot.
Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot. © AP
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ...
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ... © AP
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ...
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ... © AP
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ...
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ... © AFP
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte.
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte. © AP
"Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan", sagte der US-Präsident. Er selbst, so Obama, habe den geheimen Einsatz angeordnet. © REUTERS
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat.
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat. © AP
Der Terrorist Bin Laden ...
Der Terrorist Bin Laden ... © AP
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ...
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ... © Reuters
... auf das World Trade Center in New York ...
... auf das World Trade Center in New York ... © Reuters
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen.
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen. © Reuters
Seit dem stand Bin Laden auf der
Seit dem stand Bin Laden auf der "Most Wanted"-Liste des FBI ganz oben. 50 Millionen Dollar hatten die USA für Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Ergreifung führen. Doch aus dem Nichts ... © Reuters
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ...
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ... © REUTERS
... und verhöhnte seine Verfolger.
... und verhöhnte seine Verfolger. © REUTERS
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren.
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren. © AP
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks "El Kaida" ("Das Fundament"). © AP
"Er war ein junger Mann, der sich enthusiastisch für den heiligen Krieg einsetzte", beschrieb ihn der saudiarabische Ex-Geheimdienstchef Prinz Turki el Feisal in einem Fernsehinterview. "Er sprach wenig und erhob nie seine Stimme. Kurzum, er war ein netter Kerl." © AP
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den "Dschihad", den religiös motivierten Krieg. © AFP
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ...
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ... © AFP
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner.
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner. © AP
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen.
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen. © AFP
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem "Sieg für Amerika". © REUTERS
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern.
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern. © AP
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen  versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft.
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft. © AP
1/24

Erst vor zehn Tagen waren bei Zusammenstößen vor einem Bundeswehrlager in der selben Provinz zwölf Menschen getötet worden.

Westerwelle verurteilt den Anschlag

Außenminister Guido Westerwelle hat erschüttert auf den Selbstmordanschlag in Nordafghanistan reagiert. "Ich bin bestürzt über diesen barbarischen Terrorakt", sagte der FDP-Politiker am Samstag in der omanischen Hauptstadt Maskat. "Wir trauern um die Opfer und bangen um die Verletzten."

Westerwelle ist auf einer neuntägigen Reise unterwegs. Erste Station ist der Oman. Anschließend reist er weiter nach Indien, Australien, Neuseeland und Vietnam.

Auch der afghanische Präsident Hamid Karsai hat den tödlichen Selbstmordanschlag im Norden des Landes als "barbarischen Terrorakt" verurteilt. (dapd/ afp)