Garmisch-Partenkirchen. . Garmisch-Partenkirchen hat sich für Olympia ausgesprochen. Im Bürgerentscheid sprach sich die Mehrheit der Bürger für eine Bewerbung aus. Jetzt muss sich die Stadt gegen die anderen Bewerber durchsetzen. Da könnte das Vortum ein Nachteil sein.

Als Thomas Schmid, Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, am Sonntagabend erste Analysen zum Bürgerentscheid präsentierte, klingelte plötzlich neben ihm ein Mobiltelefon. Es war nicht irgendein Klingelton, sondern das von Peter Fischer, dem Gesicht der Olympiabefürworter. Und der nimmt seine Anrufe stets zum Lied von Tina Turner entgegen: „Simply the Best“.

Die Zuschauer lachten und Fischer, vor Scham leicht errötet, drückte den Anruf schnell weg. Aber die Szene passte ins Bild, die Olympiabefürworter in Garmisch-Partenkirchen gewannen den Bürgerentscheid mit 58 Prozent. Aber ist die Münchner Bewerbung auch am 6. Juli in Durban die beste, wenn es dann in Südafrika um den Zuschlag für die Winterspiele 2018 geht?

Nächster Schritt: 45 Minuten Präsentation in Lausanne

Zumindest waren alle Verantwortlichen nach dem Sieg am Sonntag im Bürgerentscheid erleichtert darüber, dass sie jetzt die anstehenden entscheidenden Wochen „mit Rückenwind“ und „neu motiviert“ angehen können, wie es der Geschäftsführer der Bewerbergesellschaft Bernhard Schwank formulierte. „Wir gehen jetzt deutlich gestärkt in die Präsentation am 18. und 19. Juli in Lausanne“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Thomas Bach am Montag in einer Telefonkonferenz.

Am Genfer See können sich alle drei Bewerberstädte für die Winterspiele in sieben Jahren noch einmal vor den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit einem 45-minütigen Vortrag präsentieren, die auch in Durban über die Vergabe entscheiden. „Es wird sehr stark auf diese IOC-Tagung ankommen“, sagte der Weltskipräsident Gian-Franco Kasper im dapd-Interview und weiter: „Bei der letzten Vergabe von Olympischen Spielen hat Rio bei diesem Termin gewonnen, weil sie die Leute voll überzeugt haben. Die Präsentation dort wird auch diesmal wesentlichen Einfluss haben.“

„Einziger Bewerber mit offiziellem Bürgervotum“

Doch am Dienstag werden erst einmal die IOC-Inspektoren um deren Präsidentin Gunilla Lindberg ihren Bericht über die Tauglichkeit der Sportstätten aller drei Bewerberstädte München, Annecy (Frankreich) und Pyeongchang (Südkorea) vorstellen. Bei den favorisierten Südkoreanern liegt die Zustimmung bei rund 90 Prozent. Überzeugende Zahlen, die auch das IOC liebt. Dass sie für Garmisch-Partenkirchen in einer eigenen Umfrage 60 Prozent gemessen haben, sieht Thomas Bach nicht als Nachteil an. Im Gegenteil: „Das IOC wird den Bürgerentscheid positiv aufnehmen“, sagte Bach, „weil es mitbekommen hat, dass wir im kritischsten Ort eine hohe Zustimmung haben“.

Bach und seine Kollegen verweisen in diesem Zusammenhang immer wieder auf die Vorgänge von Vancouver, wo 2010 ebenfalls ein Bürgerentscheid stattfand. Die Zustimmung für Olympia in Kanada lag bei 63 Prozent - trotzdem hat Vancouver den Zuschlag erhalten. Das ist auch die Hoffnung der Verantwortlichen bei der Münchner Kampagne für die letzte Bewerbungsphase vor der Abstimmung Anfang Juli. Bach deutet deshalb einen vermeintlichen Nachteil gegenüber den Konkurrenten in einen Vorteil um: „München ist damit der einzige Bewerber im Rennen um 2018, der ein solches offizielles Bürgervotum vorweisen kann.“

Seehofer: „Die Bevölkerung hat immer recht“

Auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ist erleichtert, dass durch Bürgerentscheid in Garmisch-Partenkirchen „Klarheit geschaffen wurde“, wie er es ausdrückte. „Die Bevölkerung hat immer recht. Wir werden jetzt bis zur endgültigen Entscheidung alles in die Waagschale werfen, damit wir den Zuschlag kriegen.“

Der Bericht der Evaluierungskommission ist auf dem Weg nach Durban ein wichtiger Baustein. Thomas Bach hofft, dass in ihm die Stärken der Münchner Bewerbung im Umwelt- und Sportstättenkonzept betont werden. „Wir werden den Bericht aufmerksam durchlesen und die Argumente, die dort auftauchen, dann auch in unsere technische Präsentation in Lausanne einfließen lassen.“

Die Gegner geben nicht auf

Den Bewerbungsprozess werden auch die Kritiker in Garmisch-Partenkirchen weiter begleiten. Stoppen könne man die Bewerbung jetzt nicht mehr, sagte Axel Doering vom Netzwerk NOlympia nach dem Bürgerentscheid, fügte aber hinzu: „Stoppen kann man nur noch den Zuschlag.“

Trotzdem ist Bach davon überzeugt, dass der Dialog mit dem Gegner durch den Entscheid weiter bestehen bleibt: „Die Türen sind nicht geschlossen, und ich denke, dass nun die Möglichkeit besteht, den Dialog weiter zu verbessern.“ (dapd)