Essen. . Die Hauptversammlung des Energie-Konzerns Eon hat am Donnerstag in Essen mit Protesten von Atomkraftgegnern begonnen. Anders als beim Konkurrenten RWE blieb es aber weitgehend ruhig. Konzern überlegt Klage gegen Brennelemente-Steuer.

Gleicher Ort, gleiche Zeit, gleiches (Reiz)-Thema – und doch gab es einen Unterschied als der Energiekonzern Eon am Donnerstag-Vormittag in die Essener Grugahalle seine Aktionäre zur Hauptversammlung lud: Die Proteste vor der Halle fielen deutlich kleiner aus als vor zwei Wochen bei RWE. Demonstranten hielten Anti-Atomplakate in die Höhe und pfiffen mit Trillerpfeifen. Doch die von Attac und Robin Wood im Vorfeld angekündigten Proteste hielten sich im fast traditionellen Rahmen der Kernkraftgegner.

In der Halle keine Spur von Störern, die vor zwei Wochen die RWE-Hauptversammlung stürmten und RWE-Chef Jürgen Großmann bei seiner Rede massiv störten. Zwischenrufe? Fehlanzeige beim Statement des Eon-Vorstandsvorsitzenden Johannes Teyssen.

Der betonte zunächst die Eon-Stärke jenseits des Kernkraft-Geschäfts: Im Bereich Offshore-Wind sei Eon mittlerweile Weltmarktführer. Teyssen: „Heute betreiben wir weltweit 84 Windparks auf Land und auf See. Fast jede zweite Offshore-Windturbine des letzten Jahres weltweit haben wir gebaut.

Teyssen wies darauf hin, dass Eon in allen Bereichen Leistungen erbringt: „Wenn Erdgas eine größere Rolle im Energiesystem der Zukunft spielen soll und wird, dann steht Eon als europaweit größter Gashändler und als Betreiber der modernsten Gaskraftwerksflotte des Kontinents bereit. Mit einer regenerativen Kapazität von 8400 Megawatt, substanziellen Offshore-Schritten und mit großen Solarkraftwerken sei Eon der „National Champion“ Deutschlands auch auf diesem Gebiet.

„Wer keine Brücke will, kann auch keine Maut nehmen“

Teyssen deutete an, dass Eon durchaus erwägt, gegen die Brennelementesteuer zu klagen: Wir werden uns mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass es ohne positive Effekte aus einer Laufzeitverlängerung auch keine negativen Abschöpfungseffekte geben kann. Teyssen: Wer keine Brücke will, kann auch keine Maut nehmen.

Eon hatte im vergangenen Herbst angekündigt, bis 2013 rund 15 Milliarden Euro durch Verkäufe zu erlösen. Teyssen konnte vermelden, dass bereits Geschäfte im Wert von neun Milliarden Euro veräußert worden seien, die Nettoverschuldung sei im vergangenen Jahr um sieben Jahr abgebaut.

Doch der Umbau der Energiewelt lasse sich nicht beschleunigen oder verkürzen. Es könne nicht darum gehen, die Brücke der Kernenergie zu verkürzen oder zu verschmälern. „Das Wesen einer Brücke sei, dass sie geeignet ist, etwas „zu überbrücken“, so Teyssen. Damit steht fest, dass auch jede Alternative ihre ethischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachteile im Vergleich zum Brückenkonzept der Bundesregierung aus dem letzten Herbst haben wird.

Versteckter Seitenhieb auf RWE-Chef Großmann

„Selbst Vertreter anderer Energiekonzepte gestehen zu, dass bei einer wesentlich verkürzten Laufzeit deutscher Kernkraftwerke mehr fossile Kraftwerke gebaut werden müsen, dass es zu erheblichen Stromimporten kommen wird, die nicht auf erneuerbarer Energieerzeugung beruhen.“

Eon beteilige sich am öffentlichen Diskurs während des dreimonatigen Moratoriums, allerdings ohne Klageandrohung. „Wir haben Verständnis, dass die Politik diese Denkpause verordnet hat.“

Dies kann man auch als versteckten Seitenhieb auf RWE-Chef Großmann interpretieren. Theyssen begründete den Verzicht auf eine Klage gegen das Atom-Moratorium der schwarz-gelben Bundesregierung: Es galt neben den rechtlichen Unsicherheiten auch abzuwägen, welche sonstigen Vor- und Nachteile für das Unternehmen entstehen konnten: Der Vorstand habe nach dem Grundatz gehandelt: „Wenn man nichts gewinnen kann, kann man nur verlieren“.

Aktionärsvertreter begrüßen Vorstands-Kurs

Unterstützung erhielt Teyssen – im Gegensatz zu RWE-Chef Großmann vor 14 Tagen -- von den großen Aktionärsvertretern. Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz sieht im Klageverzicht keinen Schmusekurs, „wir unterstützen Sie in Ihrem Verhandlungsansatz.“ Eon solle auf dem Pfad der Energiewende voran gehen. „Voran gehen ist etwas anderes als vorweggehen“, leistete sich Hechtfischer ebenfalls eine Spitze gegen RWE. Auch Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger hält die Entscheidung für „klug“ vorsichtig zu sein.

Mehrfach gab es Applaus bei Teyssens Äußerungen zur Atomenergie. Nur ein einziger Zwischenruf („Ist doch alles Quatsch!“) aus dem Publikum war zu hören; Sicherheitspersonal begleitete den Zwischenrufer rasch Richtung Ausgang.

Applaus gab es auch beim Hinweis Theyssens, dass ein Gutachter bestätigt hat, dass das Kraftwerk in Datteln weitergebaut werden kann.