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Nach dem Tod von El-Kaida-Führer Osama bin Laden sieht der Zentralrat der Muslime gute Chancen für einen erfolgreichen Kampf gegen den Terror. Der Vorsitzende Aiman Mazyek ist sich sicher: “Muslime sind dabei Teil der Lösung.“

Welche Symbolkraft hat der Tod des El-Kaida-Führers Ihrer Meinung nach?

Aiman Mazyek: Er war der Staatsfeind Nummer 1 der USA und stand im direkten Kontext mit dem 11. September. Der Tod von bin Laden hat daher sicherlich eine große symbolische Bedeutung im Kampf gegen den Terrorismus. Aber der langfristige Kampf wird anders geführt, da müssen wir ganz andere Wege gehen.

Wie könnte das aussehen - insbesondere jetzt nach dem Tod von Osama bin Laden?

Mazyek: Wir haben momentan in den muslimischen Ländern großartige Chancen: Die Menschen rufen nach Freiheit und Demokratie und wollen die Regime nicht. Das müssen wir jetzt unterstützen, denn Ungerechtigkeit zu beseitigen ist der nachhaltigste Weg den Terrorismus auszutrocknen, um El-Kaida und den anderen Banden das Handwerk zu legen. Muslime sind Teil der Lösung. Sie sind Partner im Kampf gegen den Terror. Und schließlich sind die meisten Opfer weltweit Muslime selber bei Terroranschlägen.

Mit welchen Gefühlen haben Sie den Tod bin Ladens aufgenommen?

Mazyek: Mit Erleichterung, aber auch mit Überraschung, weil ich ihn schon längst für tot erklärt habe.

Fühlen Sie sich als Muslime in der Meinung der Öffentlichkeit unter Generalverdacht gestellt?

Mazyek: Die Bevölkerung unterscheidet in der Regel kaum zwischen Muslimen und sogenannten Islamisten. Alles wird in einen Topf geworfen. Da muss in den westlichen Ländern ein Umdenken stattfinden: Es muss eine ganz klare Trennlinie geben zu der verschwindend kleinen Minderheit der Radikaler, die hochgefährlich ist und den Islam pervertiert und instrumentalisiert.

Unterschwellig wird immer wieder eine Verbindung zwischen Muslimen und Extremisten vermutet, wenn ein schrecklicher Anschlag passiert, als ginge es um einen Kampf „Islam gegen westliche Welt“. Solange das noch viele Bürger glauben, haben wir insgesamt ein großes Problem.