Benghasi. .
Misrata ist nach Angaben der Aufstädischen in Libyen wieder unter schwerem Beschuss: Am Samstag hatten die Rebellen gemeldet, die Truppen Gaddafis seien auf dem Rückzug. NATO will Drohnen-Angriffe fortsetzen.
Die libysche Rebellenbastion Misrata ist nach Angaben der Aufständischen trotz des vermeintlichen Rückzugs der Regierungssoldaten unter schweren Beschuss geraten. Die Truppen von Machthaber Muammar Gaddafi hätten in den frühen Morgenstunden mit der Bombardierung der westlichen Stadt begonnen und im Tagesverlauf nicht nachgelassen, sagte ein Rebellensprecher am Sonntag. Ziel seien das Stadtzentrum sowie drei Wohnviertel gewesen. Mindestens 36 Menschen kamen den Aufständischen zufolge bei den Angriffen am Wochenende ums Leben. Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte die Regierung auf, die UN-Resolution umzusetzen und Angriffe auf Zivilisten zu beenden.
Ob die Aufständischen zu Recht den Rückzug der Regierungstruppen aus Misrata gefeiert hatten, wurde auch im eigenen Lager bezweifelt. Ein Rebellensprecher aus der Hochburg Benghasi sagte, er glaube nicht, dass sich die Soldaten wirklich zurückzögen. Auch Großbritannien zeigte sich skeptisch. Die Regierungstruppen könnten unter dem Deckmantel des Rückzugs Taktiken von Aufständischen übernehmen und ohne Uniformen und Panzer vorgehen, sagte Außenminister William Hague der BBC. Zuvor hatten gefangen genommene Soldaten berichtetet, ihnen sei der Rückzug aus Misrata, der drittgrößten libyschen Stadt, befohlen worden. In den erbitterten Kämpfen um Misrata sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen.
Am Samstag hatten Gaddafis Truppen die Stadt Jafran im Westen des Landes erobert. Mehr als einen Monat nach Beginn der westlichen Luftangriffe gibt es somit keine Anzeichen dafür, dass die Aufständischen den autokratischen Herrscher vertreiben können.
NATO will Drohnenangriffe in Libyen fortsetzen
Trotz der Gefahr, bei ihren Einsätzen auch Zivilisten in der Nähe militärischer Einrichtungen zu treffen, will die NATO ihre Drohnenangriffe in Libyen fortsetzen. „Wir rufen die Zivilisten in den betroffenen Regionen auf, sich von den Truppen des Regimes, von militärischen Einrichtungen und Ausrüstung wenn möglich fernzuhalten, damit wir mit größerem Erfolg und minimalem Risiko für die Zivilisten treffen können“, erklärte der Vizekommandeur des NATO-Einsatzes in Libyen, Russ Harding, am Sonntag. Die NATO werde weiterhin alles tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Predator-Drohnen erlaubten es der NATO, vorsichtiger und präziser zu treffen.
Am Samstagnachmittag hatte erstmals eine US-Drohne nahe der libyschen Stadt Misrata Raketenwerfer zerstört. Am Abend wurde nach NATO-Angaben in der Hauptstadt Tripolis eine Boden-Luft-Rakete zerstört. Der Abschuss habe verzögert werden können, als festgestellt worden sei, dass sich neben der Rakete eine fußballspielende Gruppe Zivilisten aufhielt. Es sei gewartet worden, bis die Gruppe gegangen sei. Dies sei ein „perfektes Beispiel“ der komplexen Situation, der sich die NATO-Truppen bei ihrem Einsatz täglich ausgesetzt sähen, hieß es. (rtr/afp)