Essen. . Nach der Atom-Katastrophe in Japan sind viele Deutsche verunsichert. Sind Sushi, Sojasauce und Miso-Paste noch sicher? Verbraucherschützer geben Entwarnung. Doch Händler rechnen damit, dass japanische Produkte bald knapp werden.

Deutschland und Japan trennen mehr als 9000 Kilometer Luftlinie. Doch die Angst vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln hat auch deutsche Verbraucher erfasst. Seit der Reaktor-Katastrophe von Fukushima klingelt bei Händlerin Bianca Hönekopp in Neuss ständig das Telefon. Ihre Firma „Wankwai“ gehört zu den größten Importeuren für asiatische Lebensmittel in Deutschland. Zum Sortiment zählen auch japanische Spezialitäten wie Sojasaucen, Tees und Sushi-Zutaten. „Viele Anrufer sind total panisch“, sagt Hönekopp. „Bis die Lage nicht geklärt ist, nehme ich keine Produkte aus Japan mehr an. Da bleibe ich garantiert drauf sitzen.“

Dabei sei die Sorge der Verbraucher völlig unbegründet. Die letzte Lieferung aus Japan hat die Neusser Großhändler am 8. März erreicht. „Die Container sind mehrere Wochen auf See unterwegs“, sagt Hönekopp. Nach der Katastrophe sei noch keine Ware eingetroffen. Das bestätigt auch das NRW-Verbraucherschutzministerium. Seit vergangener Woche werden die japanischen Importe an den Flughäfen in Düsseldorf und Köln und am Duisburger Hafen kontrolliert. „Im Moment können wir ganz klar ausschließen, dass radioaktiv verseuchte Lebensmittel nach NRW gekommen sind“, sagt Ministeriums-Sprecher Frank Seidlitz. Bedenkliche Funde habe es bislang nicht gegeben.

Deutschland bezieht nur wenige Lebensmittel aus Japan

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Auch die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch gibt vorerst Entwarnung: Sowohl im Sushi-Restaurant als auch im Supermarkt könnten die Verbraucher derzeit mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Produkte noch aus der Zeit vor dem Reaktor-Unglück stammten, beruhigt Foodwatch-Sprecher Martin Rücker. Zudem sei der Handel zwischen Deutschland und Japan inzwischen nahezu komplett zum Erliegen gekommen.

Viele Spezialitäten würden ohnehin nicht aus Japan selbst eingeführt, da dies zu teuer sei, sagt Händlerin Hönekopp. Der japanische Reiswein Sake etwa werde in den USA gebraut. Auch 98 Prozent der Shiitake-Pilze in Deutschlands Ladentheken kommen aus europäischem Anbau, erklärt Franz Schmaus vom Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer.

Die Deutschen beziehen grundsätzlich nur wenige Nahrungsmittel aus Japan. Das belegen auch Zahlen des Bundesverbraucherschutz-Ministeriums. So importierte Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 900.000 Tonnen Fisch. Gerade einmal 60 Tonnen stammten aus Japan. Hinzu kommen geringe Mengen Würzsaucen, Tees, Algen, Ingwer und Meeresfrüchte.

NRW-Ministerium kündigt weitere Kontrollen an

Dennoch blicken jetzt alle mit Bangen nach Japan und zu den Nachbarländern. An ein Szenario mag Foodwatch-Experte Rücker gar nicht denken: „Die Situation würde sich dramatisch ändern, wenn es etwa zu atomaren Niederschlägen über China käme, das viel mehr Lebensmittel nach Europa liefert.“ Die Lebensmittel-Kontrollen würden natürlich weitergeführt, versichert indes Frank Seidlitz vom NRW-Verbraucherschutzministerium. Noch ist es ungewiss, aber vielleicht könnten sie die kommenden Jahre nötig werden. Schließlich werden auch heute noch – 25 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl – radioaktive Belastungen in Pilzen und Wildfleisch aus Süddeutschland gemessen.

Großhändlerin Hönekopp hat derweil einen Rat für alljene, die auf japanische Produkte nicht verzichten möchten: „Am besten sollte man sich jetzt ein paa r Vorräte an japanischer Sojasauce und anderen Lebensmitteln zulegen. Ich rechne damit, dass das alles bald knapp werden wird.“