Tokio. . Die radioaktive Strahlung in Tokio, Japan, steigt. Etliche Rundfunk-Korrespondenten quartieren sich in Osaka ein. Nur Robert Hetkämper (ARD) und Christoph Wanner (N24) harren noch aus.
Die Atom-Katastrophe im japanischen Fukushima – sie scheint unaufhaltsam. Selbst in der rund 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio erreichte die radioaktive Strahlung am Dienstag kritische Werte. Kein Wunder, dass sich inzwischen etliche Rundfunk-Korrespondenten in Sicherheit brachten.
Infos für Japan-Reisende
Das Atom-Unglück in Japan gilt juristisch als „höhere Gewalt“. Wer aktuell eine Pauschalreise dorthin gebucht hat, kann den Vertrag kündigen und das Geld zurückverlangen. Dies gilt allerdings nicht beim Kauf von Einzel-Flugtickets: „Im Zweifel muss der Flug bezahlt werden, selbst wenn man nicht fliegt“, sagt Beate Wagner, Reiserrecht-Expertin bei der Verbraucherzentrale NRW. Fluglinien wie Lufthansa, British Airways oder ANA zeigen sich aktuell aber kulant und ermöglichen kostenlose Umbuchungen, zum Teil (ANA) auch kostenlose Stornierungen. Ob Reiseveranstalter Kündigungen akzeptieren, hängt von der Beurteilung des Auswärtigen Amtes (AA) ab. Bei einer „Reisewarnung“ - wie zuletzt Ägypten und Tunesien betreffend - „ist die Rechtslage klar“, sagt Beate Wagner. Aktuell gilt für Japan eine „Teilreisewarnung“ für die betroffene Erdbebenregion. Das AA rät jedoch derzeit generell vor „nicht notwendigen Reisen nach Japan“ ab. Beate Wagner: „Wir halten auch solche Sicherheitswarnungen für eine ausreichende Begründung, eine Reise zu stornieren“. (dae/WE)
Aktuelle Informationen beim Japanischen Fremdenverkehrsbüro in Deutschland gibt es hier.
Die ARD fuhr zunächst eine Doppelstrategie. Wie Martin Gartzke vom für „ARD aktuell“ zuständigen NDR erklärte, sind die Hörfunk-Korrespondenten Peter Kujath und Carsten Vick mit dem Team des Hörfunk-Studios ins 500 Kilometer weiter südlich gelegene Osaka umgezogen. Auch Studioleiter Philipp Abresch werde mit einem Teil des TV-Teams folgen. Ariane Reimers – vor kurzem aus Peking, China, nach Japan beordert – sei mit einem Team im Nordosten der Hauptinsel unterwegs. Der aus Singapur eingeflogene Korrespondent Robert Hetkämper und eine kleine Crew bleiben Gartzke zufolge „bis auf Weiteres in Tokio“.
Sicherheit hat oberste Priorität
Zugleich fügte NDR-Sprecher Gartzke hinzu, die Sicherheit von ARD-Teams und Ortskräften habe „oberste Priorität“. Falls nötig, ziehe die ARD das gesamte Personal „vorübergehend komplett“ ab. Das Erste holt sich zur Einschätzung der Lage Informationen der japanischen Regierung, die sie aber mit einer Einschätzung des Außenministeriums in Berlin abgleiche. Ferner stimme sich das Erste mit dem Zweiten ab, hieß es.
Das ZDF hat seine Truppe bereits verkleinert. Das 18-köpfige Team, das neben Journalisten aus Technikern und Familienmitgliedern bestehe, sei aus Tokio abgezogen worden. Um die Berichterstattung kümmern sich vorerst die Korrespondenten Jörg Brase und Johannes Hano sowie zwei weitere Kollegen in dem 400 Kilometer südwestlich von Tokio gelegenen Osaka, wie ZDF-Sprecher Jörg Berendsmeier erklärte.
Mit Geiger-Zähler ausgestattet
Auch RTL hat reagiert. Nach Angaben des erkennbar besorgten Sendersprecher Matthias Bolhöfer ist Korrespondent Roger Saha bereits von Tokio nach Osaka geflogen, sein Kollege Carsten Lueb werde dort erwartet. Zwei weitere RTL-Reporter verließen Japan vorerst: Sascha Szebel und Niels Büngen.
N24-Korrespondent Christoph Wanner wollte am Dienstag die Entwicklung in Tokio noch abwarten. Sendersprecherin Kristina Faßler versicherte, Wanner könne die Gefahren radioaktiver Strahlung selbst sehr gut einschätzen. Er sei mit einem Geiger-Zähler ausgestattet. Zudem verfüge er über Erfahrung mit einem GAU: Wanner habe vor 25 Jahren von der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl, Ukraine, berichtet. Faßler betonte, Wanner dürfe selbst entscheiden, ob und wann er die Stadt oder gar das Land verlassen wolle. Faßler: „Der Sender macht keinerlei Druck.“