Essen. . In Japan werden erhöhte Strahlenwerte gemessen. Aber was heißt das eigentlich? Was passiert, wenn Menschen in Kontakt kommen mit Stoffen wie Jod 131, Caesium 137 oder Plutonium? Hier einige Antworten.

Radioaktive Strahlung ist eigentlich nichts Besonderes. Sie ist immer da, sie begleitet uns ein Leben lang. Ein atomarer Unfall aber kann die normale Strahlenmenge, die Menschen aufnehmen, vieltausendfach übersteigen. Mit furchtbarsten Folgen.

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Grundsätzlich gilt: „Es gibt keine harmlose Strahlendosis.“ Das sagt Dr. Razvan Galalae, Strahlentherapeut am Marienhospital in Herne. Gemessen wird die Dosis mit der Maßeinheit „Sievert“. Wir alle sind einer normalen Strahlung von zwei bis drei Millisievert (MSV) im Jahr ausgesetzt. „Wenn ein Erwachsener in seinem Leben 100 MSV aufgenommen hat, ist sein Krebsrisiko erhöht. Bei Kindern können schon 10 MSV reichen“, erklärt Dr. Tomas Jung (Bundesamt für Strahlenschutz).

Symptome: Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Blutarmut.

Ein Super-GAU in einem Kernkraftwerk setzt unglaubliche Strahlenmengen frei. Der menschliche Körper hält diese Belastung nicht aus. „Auf dem Reaktorgelände in Fukushima sollen 400 MSV je Stunde gemessen worden sein. Nach zweieinhalb Stunden würde ein Mensch also einem Sievert ausgesetzt sein. Schon bei einem halben Sievert ist eine Strahlenerkrankung möglich. Symptome: Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Blutarmut. Ein Sievert löst erste Todesfälle aus, sagt Thomas Jung. Zwei Sievert führen nach wenigen Tagen zum Tod.

Die gefährlichen Radionuklide gelangen in die Luft, in den Boden, in Pflanzen, Tiere und menschliche Körper. Sie heißen Jod 131, Caesium 137 und Plutonium. Jod-Tabletten schützen die Schilddrüse vor Jod 131. Gegen Caesium und Plutonium hingegen ist fast kein Schutz möglich. Vor allem die hoch gefährlichen Gamma-Strahlen durchdringen fast jedes Material. „Sogar einen Schutzanzug aus Blei“, erklärt Razvan Galalae. Gegen Caesium 137 gibt es keine Medizin. Es bleibt in der Umwelt, verseucht noch Jahrzehnte später die Nahrung von Menschen und Tieren.

Nur die Flucht hilft

Über die Haut und über die Schleimhäute (Augen, Mund, Atmung) gelangt die Strahlung in den Menschen. Extrem empfindlich reagieren die Schilddrüse und die Brustdrüsen der Frau. Wahrscheinliche Folge: Krebs. Herz, Nieren und, Lunge ergeht es nicht besser, „Letztlich verträgt jedes Organ nur eine bestimmte Dosis. Wird sie überschritten, dann ist das Organ geschädigt“, so Galalae.

Die Experten sind sich einig. Im Grunde hilft nach einem Super-GAU nur eines: So schnell wie möglich weit weg vom Unglück! Wer das nicht kann, sollte im Haus bleiben und die Fenster schließen. Schutzkleidung und Atemmasken werden empfohlen.

Thomas Jung warnt die Bürger in Deutschland: Niemand sollte hier „vorsorglich“ Jodtabletten schlucken. Die Gefahr, die von einer Überdosierung ausgehe, sei wesentlich größer als die von einer radioaktiven Wolke in Japan am anderen Ende der Welt.