Essen. . Angst vor der radioaktiven Wolke aus Japan: Die Menschen hierzulande decken sich aus Vorsorge mit Geigerzählern und Jodtabletten ein. Dabei raten Experten dringend von Panik-Handlungen ab.

Die Atomkatastrophe in Japan versetzt offenbar auch hierzulande die Menschen in Angst. Seit einigen Tagen steigt die Nachfrage nach Geigerzählern rasant. Auch Jodtabletten finden im Internet offenbar reißenden Absatz.

„Seit ein paar Tagen ist der Verkauf von Geigerzählern immens gestiegen“, bestätigte eine Sprecherin des Elektronikhändlers Conrad gegenüber DerWesten. Obwohl die Messgeräte mehrere hundert Euro kosten, sind sie bei Conrad derzeit praktisch ausverkauft. Nur in wenigen Filialen gebe es noch vereinzelt Produkte, so die Sprecherin.

Auch bei Google lässt sich das Interesse an Geigerzählern gut messen. Etwa vier Mal häufiger als sonst wurde der entsprechende Suchbegriff in den vergangenen vier Tagen aufgerufen. Praktisch mit Beginn der Katastrophe in Japan schnellen die Suchanfragen in die Höhe.

Bundesamt: Geigerzähler nicht notwendig

Im Bundesamt für Strahlenschutz hat man zwar Verständnis für die Sorge der Menschen, beruhigt aber: "Für Deutschland sind momentan keine Strahlenschutzmaßnahmen notwendig", so eine Sprecherin. Außerdem könne ein Geigerzähler zwar allgemein radioaktive Belastung messen. "Für die gesundheitliche Bewertung ist es jedoch wichtig, dass ich weiß, welche Stoffe ich messe".

Das BfS weist deshalb auf das eigene Frühwarnsystem hin. Die Behörde betreibt auf dem Schauinsland im Südschwarzwald ein hochempfindliches Messlabor. Von dort ließe sich eine Strahlenbelastung frühzeitig erkennen, versichert das BfS.

Aus Vorsorge decken sich die Menschen auch mit Jodtabletten ein. Beim Internetversandhändler Amazon.com sind Jodtabletten in den vergangenen drei Tagen auf Platz 1 und 2 der Bestsellerliste im Bereich Gesundheit geklettert. Bei der deutschen Ausgabe Amazon.de sieht es zwar anders aus, doch auch in den deutschen Apotheken nehmen die Anfragen zu, bestätigt die Bundesapothekerkammer. Sie erwartet zudem, dass das „Thema in den nächsten Tagen an Fahrt gewinnen wird“. Spezielle, hoch dosierte Jodtabletten können bei einem Atomunfall die Aufnahme von radioaktivem Jod im Körper blockieren.

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    Vorbeugende Einnahme bringt nichts

    Allerdings rät die Bundesapothekerkammer von einer vorbeugenden Einnahme von Jod ab. Die Bundesbürger sollten Jodtabletten, wenn überhaupt, nur nach ausdrücklicher behördlicher Aufforderung einnehmen, erklärte die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Erika Fink. Eine Einnahme der Mittel auf eigene Faust sei ausdrücklich nicht zu empfehlen. Auch die vorbeugende Einnahme von Jodtabletten bringe nichts.

    Radioaktives Jod wird vom Körper über die Luft, über Nahrung und Getränke oder über die Haut aufgenommen. Es reichert sich in der Schilddrüse an und kann dort zu Organschäden führen. Eine mit Jod gesättigte Schilddrüse wird weniger oder kein radioaktives Jod aufnehmen. Deshalb kann durch die Einnahme von Jodtabletten die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert werden. Jodtabletten schützen aber nicht vor anderen radioaktiven Stoffen.

    Für die Blockade der Aufnahme radioaktiven Jods reicht nach Angaben der Apothekerkammer im Regelfall eine einmalige Einnahme von Kaliumiodid als Notfallmedikament. Erwachsene über 45 Jahren sollten zudem grundsätzlich keine hoch dosierten Jodtabletten einnehmen, da diese das Risiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen erhöhen. Auch wer zum Beispiel auf Jod überempfindlich reagiert oder eine Schilddrüsenüberfunktion hat, sollte auf die vorbeugende Jodeinnahme verzichten.

    Deutschland wohl nicht von möglicher Wolke bedroht

    Experten und das Bundesumweltministerium sehen allerdings keine Gefahr, dass sich eine radioaktive Wolke von Japan bis nach Deutschland ausbreiten würde. Vor allem den Pazifik-Raum sieht der Wetterdienst Meteomedia in erster Linie betroffen. Eine Sprecherin hatte Ende vergangener Woche gegenüber DerWesten betont: „Je nach Windlage würde die Radioaktivität sich wahrscheinlich in ähnlicher Weise ausbreiten, wie es die Tsunami-Wellen am Freitag getan haben“ – also in Richtung USA, Südamerika. Aber auch Indonesien und Australien könnten, je nach Windrichtung, betroffen werden. (mit afp)