Berlin. . Guttenbergs Rücktritt fällt mitten in die größte Reform, die die Bundeswehr je erlebt hat. Das Konzept stehe, sagte Guttenberg am Dienstag. Doch das stimmt nicht.

Jetzt ist er weg. Und die Truppe wieder allein. Mitten im größten Umbau der Bundeswehr seit ihrer Gründung verlieren die Streitkräfte den Mann an der Spitze. Karl-Theodor zu Guttenberg war nur rund 18 Monate im Amt. Welche Spuren er hinterlässt?

Dass er im November 2009 offen von „Krieg“ in Afghanistan sprach, wird ihm bis heute in weiten Teilen der Armee hoch angerechnet. Die bis dahin gepflegte rhetorische Verdruckstheit seines Vorgängers Franz Josef Jung (CDU), sie hatte ein für allemal ein Ende. Das kam gut an.

Befremden in der Kundus-Krise

Weniger gut kam an, was Guttenberg sich im Gefolge der Kundus-Affäre leistete. Den Befehl von Oberst Klein zum Luftschlag auf einen Tanklaster, bei dem über 100 Menschen starben, erst als angemessen, wenig später als unangemessen zu bezeichnen, löste einen Untersuchungsausschuss aus und in Soldatenkreisen Befremden. Das gilt auch für die Art und Weise, in der Guttenberg 2009 Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert binnen weniger Stunden entließ.

Im Verteidigungsministerium ist man noch heute er­staunt darüber, in welch kurzer Zeit Guttenberg es ge­schafft hat, den Tanker Bundeswehr auf Reformkurs zu reden. Die Aussetzung der Wehrpflicht, der Abbau von 250 000 auf 185 000 Soldaten plus Aufbau einer Berufsarmee, die weltweit einsetzbar ist, geistert seit Monaten durch die öffentliche Debatte – so als wäre sie schon gestemmt. Das Gegenteil ist aber der Fall.

Zu viel Tempo beim Personalabbau

Guttenberg bekräftigte in seiner Rücktrittsrede, das Konzept stehe und müsse von seinem Nachfolger nur noch ins Werk gesetzt werden. Im Ministerium selbst und außerhalb hält man dies für pures Wunschdenken. „Er hat zu viel Tempo gemacht, ohne ein ordentliches Streckenbuch in der Hand zu haben“, sagt ein mit dem Reformprozess Vertrauter.

Die Wehrpflicht ist zwar de facto schon auf Eis gelegt. Es werden keine Rekruten mehr eingezogen. Für adäquaten Ersatz ist gleichwohl nicht gesorgt. Die Zahl der Freiwilligen bleibt bislang deutlich hinter dem zurück, was nötig ist. Bleibt die Reform der Truppe nach dem Abgang des Ministers vorläufig eine Baustelle? Auszuschließen ist es nicht.