Essen. . Die Zustimmung des Parlamentes zur Abschaffung der Studiengebühren am Donnerstag gilt als Formsache. Bald fordern wohl nur noch drei Bundesländer Beiträge. Aber es gibt Zweifler, dass das dauerhaft auch so bleibt.

Die Zustimmung des Parlamentes zur Abschaffung der Studiengebühren am Donnerstag gilt als Formsache. Bald fordern wohl nur noch drei Bundesländer Beiträge. Aber es gibt Zweifler, dass das dauerhauft so bleibt.

Eines seiner ersten Projekte war die Einführung von Studiengebühren in NRW: Ex-Wissenschaftsminister An­dreas Pinkwart (FDP) gilt als Vater der Studienbeiträge. Das erste Projekt seiner Nachfolgerin Svenja Schulze (SPD) ist ihre Abschaffung. Die Zustimmung zu ihrem Gesetzentwurf am Donnerstag im Parlament gilt nur noch als Formsache. Seit 2006 zahlten die Studierenden 1000 Euro im Jahr, ab dem Wintersemester 2011/12 soll damit Schluss sein. Als Kompensation für den finanziellen Ausfall erhalten die Hochschulen knapp 250 Millionen Euro pro Jahr aus der Landeskasse.

Saarland und Hessen bereits abgesprungen

Sieben Bundesländer haben nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil 2005 Studiengebühren eingeführt. Studenten gingen auf die Straße, besetzten Hörsäle, Professoren protestierten und Politiker stritten. Kaum etwas hat für so viel Unruhe an den Hochschulen gesorgt wie die Frage, ob Studenten für ihr Studium bezahlen sollen. Zwei Gebührenländer sind seither wieder abgesprungen, das Saarland und Hessen. Nun folgt NRW, und auch in Hamburg hat die SPD vor ihrem Wahlsieg versprochen, die Gebühren wieder abzuschaffen: „Mit uns wird das Studium bis zum Masterabschluss gebührenfrei sein“, heißt es im Regierungsprogramm der Hamburger SPD. Damit sind es nur noch drei: Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg, wo am 27. März gewählt wird. SPD und Grüne haben auch dort das Ende der Campusmaut versprochen. Blieben also noch zwei.

Ist das Projekt hochschulpolitisch damit auf lange Sicht gestorben? „Nicht wirklich“, sagt Prof. Dieter Dohmen vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Berlin. „Ich gehe nicht davon aus, dass es auf Dauer ohne Beiträge der Studenten geht“, sagt der Hochschulexperte. Ohne zusätzliche Finanzquellen müssten die Länder „früher oder später die Zuwendungen für die Hochschulen kürzen“, glaubt Dohmen. Mit Blick nach Düsseldorf sagt er: „Ich halte die Entscheidung für problematisch, auch wenn sie die politische Glaubwürdigkeit fördert.“

Anders beurteilt Michael Hartmann, Soziologie-Professor und Eliteforscher an der TU Darmstadt, den Schritt: „Das ist eine gute Entscheidung“, sagt er. „Es ist ein Zeichen für die Öffnung der Hochschulen. Denn vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien werden von den Studienkosten abgeschreckt.“ Die Abschaffung der Gebühren in NRW sei ein starkes bildungspolitisches Signal über die Landesgrenzen hinweg.

Studium für 50.000 Euro

Die Kosten für ein Studium seien auch für einen Studenten sehr hoch, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. „Diese Kosten werden gerne unterschlagen, man spricht immer nur über die Kosten für den Staat“, beklagt er. Auf Grundlage einer Befragung unter mehr als 16 000 Studenten geht das Studentenwerk davon aus, dass ein Bachelorabschluss den Studenten rund 30.000 bis 35.000 Euro kostet – ein Masterstudium mehr als 50 000 Euro. Darin sind sowohl Studiengebühren als auch Lebensunterhaltskosten wie Miete oder Bücher enthalten.

Deshalb jobben Studierende seit der Einführung der Studiengebühren noch mehr, so Grob. In NRW sind es rund neun Stunden in der Woche. Rund fünf Prozent aller Studenten müssen bundesweit trotzdem einen Kredit aufnehmen. Ein weiteres Viertel greift auf BAföG-Förderung zurück. Die Abschaffung der Gebühren werde vielen den Schritt ins Studium erleichtern. Grob sieht das positiv: „Es gibt keine bessere Versicherung gegen Arbeitslosigkeit als ein Hochschulstudium.“

Unser Pro & Contra zu Studiengebühren:

Contra
Pro