Hamburg. . Olaf Scholz ist der klare Favorit im Rennen um das Bürgermeisteramt in Hamburg. Claudia Roth sieht bei der Bürgerschaftswahl gute Chancen für eine rot-grüne Regierung. Einen Alleingang der SPD wollen die Grünen verhindern.

Olaf Scholz ist der klare Favorit im Rennen um das Bürgermeisteramt in Hamburg. Der SPD-Spitzenkandidat liegt in den Umfragen so weit in Führung, dass nur noch Wenige am Sieg der Sozialdemokraten bei der Bürgerschaftswahl am Sonntag (20. Februar) zweifeln. Scholz profitiert davon, dass dem erst seit einem halben Jahr amtierenden Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) die Bekanntheit in der Bevölkerung fehlt. Also strahlt Scholz mit provokanter Gewissheit - auch weil sein aktueller Zuspruch komfortabel über dem der SPD im Bund liegt.

Mit einem einzig auf ihn zugeschnittenen Wahlkampf klopft der 52 Jahre alte Politprofi an der Rathaustür. Nur selten empfing er bundespolitische Prominenz, konzentrierte sich stattdessen auf seine Bürgerreihe „Olaf Scholz im Gespräch“. „Die Zustimmung wächst“, sagt Scholz im dapd-Interview und begründet dies damit, dass „die CDU zehn Jahre die falsche Politik gemacht hat“.

„Ich würde mich wieder so entscheiden“

Am 14. Juni 1958 in Osnabrück geboren, ging der Kaufmannssohn in Hamburg zur Schule und studierte Rechtswissenschaften. „Ich habe mich früh politisch engagiert. Mein Ziel war es jedoch, Rechtsanwalt zu werden“, sagt Scholz. Er sei gerne Anwalt gewesen, und nun sei er gerne Politiker. „Ich habe all das immer mit großer Begeisterung getan und würde mich wieder so entscheiden“, gesteht Scholz, der seit 1975 SPD-Mitglied ist.

Immer an seiner Seite steht seine Frau Britta Ernst, ebenfalls SPD-Politikerin. Natürlich bleibe momentan weniger Zeit für Zweisamkeit. „Ich habe in meinem Leben immer viel gearbeitet und dennoch viel Wert darauf gelegt, private Momente zu finden. Das ist uns immer gut gelungen und das wird uns auch in Zukunft gelingen, ob nun beim Wandern oder beim Kinobesuch“, sagt Scholz.

Auch fehlt dem Sozialdemokraten etwas, wenn er nicht regelmäßig joggen kann: „Ich bin kein Asket, aber schon jemand, der versucht, gesund zu leben.“ Seit er vor zehn Jahren mit dem Laufen angefangen habe, seien Sportarten wie Skilanglauf hinzugekommen, worüber sich seine früheren Sportlehrer sehr wundern würden, schmunzelt Scholz.

Als „Scholzomat“ verspottet

Politisch bekannt wurde er 2001, als er Hamburger Innensenator unter Ortwin Runde (beide SPD) wurde. Scholz erhielt allerdings kaum Gelegenheit zum Glänzen, weil die SPD die Wahl verlor und sich fortan gegen Ole von Beust (CDU) positionieren musste. Und während die Genossen tief zerrüttet ihre Wunden leckten, machte Scholz in Berlin Karriere. Zwar blieb er von 2000 bis 2004 Landeschef, doch beförderte ihn der damalige SPD-Bundeschef Franz Müntefering 2002 zum SPD-Generalsekretär und 2005 zum parlamentarischen Geschäftsführer. Scholz gilt seither als Organisationstalent und Strippenzieher, als fleißig und zielstrebig. Doch in jenen frühen Berliner Jahren wird er wegen seiner oft monotonen Rhetorik auch als „Scholzomat“ verspottet, worüber er heute gelassen lächelt.

2007 wurde Scholz Bundesarbeitsminister in der großen Koalition und feilte klug an seinem Profil. Nach dem Ende von Schwarz-Rot in Berlin kehrte er 2009 als Landeschef nach Hamburg zurück. „Wenn ich mir meine eigene politische Laufbahn so anschaue, dann sieht sie sehr wechselhaft aus“, sagt Scholz. Zur Freiheit gehöre, dass nicht immer alles planbar sei. „Ich wollte immer das, was ich gerade gemacht habe, gut machen - ein sehr handwerklicher Ansatz.“ Seine Zukunft sieht Scholz erst einmal in Hamburg.

Grüne wollen mitmischen

Auch die Grünen gehen mit großer Zuversicht in die Hamburg-Wahl. „Wir wollen zweistellig werden und eine Alleinregierung der SPD verhindern“, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Die Chancen für eine rot-grüne Koalition seien gut. Eine „sozial-ökologische“ Politik werde es nur mit den Grünen geben, nicht aber mit der SPD allein.

Die Hamburger wählen am Sonntag eine neue Bürgerschaft. Bei der jüngsten Wahl in der Hansestadt 2008 hatten die Grünen 9,6 Prozent der Stimmen erreicht. Roth sagte, ein zweistelliges Ergebnis wäre für die Grünen auch an sich ein Erfolg. Ziel sei aber, eine „Alleinherrschaft“ der SPD abzuwenden. Dafür würden die Grünen bis zur letzten Minute in Hamburg kämpfen.

Roth sagte, die rot-grüne Zusammenarbeit funktioniere heute völlig anders als vor einigen Jahren. „Stilprägend“ sei hier die Koalition in Nordrhein-Westfalen, wo SPD und Grüne eine „Politik auf Augenhöhe“ machten. „Da rappelt es auch mal im Karton“, sagte Roth. Aber es gebe Vertrauen und einen respektvollen Umgang miteinander.

In Hamburg sei der Wahlkampf zwischen SPD, Grünen, aber auch der CDU sehr fair verlaufen - „ohne Dreck, Unterstellungen oder Gerüchte“. In Baden-Württemberg dagegen mache CDU-Ministerpräsident Stefan Mappus einen „hoch unanständigen“ Wahlkampf und fahre auch persönliche Attacken gegen die Grünen. Die Baden-Württemberger wählen am 27. März einen neuen Landtag. Die Grünen sind dort im Rennen um den Posten des Ministerpräsidenten. (dapd)