Rom. . Wilde Sex-Partys mit minderjährigen Frauen soll Italiens Ministerpräsident Berlusconi gefeiert haben. Er selbst bestreitet das. Doch jetzt muss er sich vor Gericht verantworten. Berlusconi drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Der italienische Staatschef Silvio Berlusconi muss sich in einem beschleunigten Verfahren vor dem Mailänder Gericht verantworten. Das entschied Ermittlungsrichterin Cristina Di Censo. Es geht um den Vorwurf des Amtsmissbrauchs und der Begünstigung der Prostitution Minderjähriger. Auf diese Vergehen stehen Haftstrafen bis zu 15 Jahren.
In Italien ist es möglich, auf Voranhörungen zu verzichten, wenn die Beweislage der Staatsanwaltschaft ausreichend ist. Mindestens ausreichend, wenn nicht erdrückend scheint sie zu sein. Denn die Staatsanwaltschaft ließ den Ministerpräsidenten und die jungen Frauen, die bei den berüchtigten Bunga Bunga Partys ein- und ausgingen, monatelang abhören. Einige hundert Seiten an belastendem Material seien zusammen gekommen.
Ruby soll Berlusconi erpresst haben
Berlusconis Frauen
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Konkret geht es um mehrere junge Frauen, die unter 18 Jahren gewesen sein sollen, als sie bei den Sex-Partys in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand mitgemacht haben. Seit Monaten gibt es in Italien kein anderes Thema mehr. Mittlerweile tauften die Italiener die Villa Arcore in „Villa Hardcore“ um. Über ein Dutzend junger attraktiver Frauen soll der Cavaliere sich wie einen Harem gehalten haben. Sie alle kamen – wie sie oft in Interviews sagten – immer wieder gerne, weil Berlusconi sie großzügig entlohnte. 5000 Euro drückte er ihnen für ihre Dienste in die Hand. Manche Auserwählten bekamen sogar eine Wohnung geschenkt, andere durften gratis in Luxusappartments wohnen.
Die berühmteste unter ihnen ist die bildhübsche Marokkanerin Karima el-Mahroug. Sie nennt sich Ruby Rubacuori (Ruby Herzensbrecherin) und wurde erst im November 2010 18 Jahre alt. Nach Missbrauch durch zwei Verwandte und Gewalttaten durch den Vater, wie sie in Fernsehinterviews berichtete, wuchs sie in Heimen auf. Sie arbeitete als Bauchtänzerin, Escort-Girl und Prostituierte. Sie, so die Staatsanwaltschaft, soll schon vor etlichen Monaten ständiger Gast bei den Partys des 74-Jährigen gewesen sein.
Sie war es auch, die von Berlusconi nach vielen Geldgeschenken fünf Millionen Euro verlangt haben soll. Die Summe sei aber nicht geflossen, sagt Ruby. Bei den Partys soll es nicht nur um Geld, Sex und Erpressung gegangen sein, sondern auch um Drogen, steht in den Akten der Staatswaltschaft, die in Italien nicht wie ein Staatsgeheimnis gehütet werden. Vieles aus den Papieren kam schon vor Wochen an die Presse.
Berlusconi will mit den Mädchen nur Lieder gesungen haben
Es war Ruby, die vor Monaten von der Polizei festgenommen worden war, weil sie gestohlen haben soll. Aus dem Gewahrsam heraus rief sie Berlusconi an, der sich dann persönlich einschaltete und die Polizei anwies, Ruby frei zu lassen. Sie sei eine Nichte des ägyptischen Staatschefs Mubarak. Erst nachdem sich der Ministerpräsident selbst eingeschaltete hatte, ließen die Polizisten sie gehen. Amtsmissbrauch heißt das in der Sprache der Staatsanwaltschaft. Berlusconi hat seine Einlassung nicht bestritten, sagt aber, er habe Schaden von Italien abwenden wollen und außerdem helfe er immer gerne, wenn Menschen in Not sind.
Die Vorwürfe bestreitet der Cavaliere. Es seien immer nur harmlose Treffen gewesen, bei denen Witze erzählt und Volkslieder gesungen worden seien. Die Aussagen der Mädchen hören sich deutlich anders an.
Die Methoden der Staatsanwaltschaft, die ihn und die jungen Frauen monatelang abhören ließ, bezeichnet der 74-Jährige als Stasimethoden. Man wolle ihn nur aus dem Amt jagen. Seine Anwälte werden Einspruch einlegen. Der Prozess ist für den 6. April terminiert.
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