Essen. . Schwache Stimmen, wenig Bühnenpräsenz: Unter den Kandidaten der diesjährigen DSDS-Staffel scheint (erneut) kein Toptalent zu sein. RTL setzt daher auf Krawall und schürt Konflikte. Kandidat Nico aber schießt über das Ziel hinaus.

Im Recall bei „Deutschland sucht den Superstar“ setzte RTL auf Krawall. Kandidaten, die keinen Stunk machten, haben keine Sendezeit bekommen. Der Sender zeigte lieber Konflikte und schürte diese bisweilen selbst. Wie etwa beim Trio Nicole, Nina und noch einmal Nicole.

Die Drei verstehen sich, ihre Proben verlaufen reibungslos. Bis RTL bestimmt, dass eine vierte Kandidatin, die sehbehinderte Sibel, die Gruppe verstärken soll. Sibel verstärkt aber einzig das Konfliktpotenzial (Nicole: „Wir harmonieren übertrieben nicht“). Kurze Zeit später muss Sibel wieder gehen. Tränenreich verabschiedet sich die Österreicherin.

Gut, dass eine zweite Mädchengruppe ganz alleine für Zickenkrieg sorgt. Sabina hat keine Lust, zu proben. Das bringt Denise, Katharina und Asana auf die Palme. Am nächsten Tag wird es nicht besser. Zwei der jungen Frauen wollen den Text üben, Asana und Sabina kümmern sich lieber ums Schminken.

Skandal: Rassistische Äußerungen bleiben unkommentiert

Nicht nur in der Sequenz zeigt RTL seine Stärke. Die musikalische Untermalung der Sendung ist derart passend und originell, dass sich allein dafür das Einschalten lohnt. Die Frauen stylen sich zu dem Lied „Barbie Girl“, kullern Tränen, ertönt Coldplay („Fix you“) oder das Lied „Mad world“ von Michael Andrews und Gary Jules.

Menderes Bagci sorgte ein wenig für Glamour. Gesanglich aber war der Auftritt gewohnt schwach. (Foto: RTL)
Menderes Bagci sorgte ein wenig für Glamour. Gesanglich aber war der Auftritt gewohnt schwach. (Foto: RTL)

Komplett versagt allerdings hat RTL im Umgang mit Nico. Der Sänger mit den eisblauen Augen erweist sich im Recall als tickende Zeitbombe. Mit 12-stündiger Verspätung kommt der 23-Jährige zur Probe mit seinen Mitstreitern Shahin und Selam – um anzukündigen, seine Gruppenmitglieder „wegbomben zu werden.“ Er habe sich vorgenommen, Shahin und Selam „dahin zu katapultieren, wo die hergekommen sind – aus Afrika“, erklärt er voller Verachtung in der Stimme und mit abweisender Handbewegung. Diese rassistische Äußerung lässt unkommentiert RTL im Raum stehen. Ein Skandal.

Ein bisschen Glamour dank Menderes

Der folgende Auftritt von Nico ist katastrophal. Aggressiv und verstört steht er auf der Bühne. Moderator Marco Schreyl bezeichnet den Auftritt anschließend als „peinlich“. Juror Dieter Bohlen lässt Nico dennoch in die nächste Runde. Wer für Krawall sorgt, braucht bei DSDS offenbar kein Talent. Weil der 23-Jährige aber Ärger mit der Justiz hat, ist das Abenteuer „Deutschland sucht den Superstar“ für Nico dennoch beendet. Wegen Raubes und Körperverletzung muss der Berliner in den Knast.

Für keinen Krawall, aber für ein bisschen Glamour sorgte erneut Menderes. In goldener Hose und lilafarbenen Poloshirt tanzte er über die Bühne. Gesanglich aber war der Auftritt gewohnt schwach. So schwach, dass es für Menderes nicht reichte. „Jetzt bin ich wieder der Loser“, kommentierte Menderes seinen Abschied.

Wie es geht, zeigten Anna-Carina und Straßenmusiker Tobias. Ihre Darbietung von „Ohne dich“ von Selig war der beste musikalische Auftritt des Abends. Ganz ohne Drama erreichten sie die nächste Runde. Zusammen mit 33 anderen Kandidaten durften sie sich auf die Reise auf die Malediven machen. Mit knapper Kleidung und viel nackter Haut kämpfen die Kandidaten dort – so viel zeigte RTL schon – um den Einzug in die Live-Shows.