Essen. . Die CDU-Gesundheitsexpertin Karin Maag will Eltern jugendlicher Komatrinker zur Kasse bitten, wenn sie wiederholt betrunken im Krankenhaus landen. Wie eine neue Studie beweist, ist das sogenannte Komasaufen unverändert ein großes Problem.

Die CDU-Gesundheitsexpertin Karin Maag will die Eltern jugendlicher Komatrinker zur Kasse bitten, wenn sie wiederholt betrunken im Krankenhaus landen. „Dann sollten die Eltern die Rechnung für den Krankenhausaufenthalt bezahlen“, sagte Maag den Zeitungen der WAZ-Gruppe.

Die Kosten, die pro Nacht anfielen, bezifferte sie auf 800 bis 1000 Euro. So will Maag erreichen, dass die Eltern ihre Kinder stärker auf die Gefahren von Alkohol hinweisen und vom Trinken abhalten.

Einmal im Monat im Rausch

Denn nach wie vor ist Komasaufen bei Jugendlichen in, wie aus einer neuen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervorgeht. Von den 18- bis 25-jährigen Frauen und Männern haben sich 2010 jede Vierte beziehungsweise jeder Zweite mindestens einmal im Monat einen richtigen Rausch angetrunken. Insgesamt aber ist der Alkoholkonsum bei den Zwölf- bis 25-Jährigen zurückgegangen

Nach Einschätzung der Bundesdrogenbeauftragten Mechthild Dyckmans (FDP) ist der hohe Alkoholkonsum bei einem Teil der jungen Menschen ein gesellschaftlichen Problem. „Beim harten Kern der Risikotrinker gab es im Vergleich zu vorherigen Untersuchungen keine Veränderungen“, ergänzte BZgA-Direktorin Elisabeth Pott.

Junge Männer trinken pro Woche 111 Gramm reinen Alkohol

Laut der Umfrage gab 2004 in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen etwa jeder Fünfte (21 Prozent) an, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu trinken. Im Vorjahr lag dieser Anteil bei rund 13 Prozent. Demgegenüber tranken sich 16,7 Prozent der minderjährigen Jugendlichen innerhalb eines Monats in einen Rausch, also konsumierten mindestens fünf alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit. 2004 waren es noch 22,6 Prozent. Dyckmans sagte, vor allem bei Jungen und jungen Männern sei das „Binge-Trinken“ weitverbreitet. So trank sich im vergangenen Jahr jeder Fünfte 12- bis 17-Jährige mindestens einmal im Monat ins Koma, bei den 18- bis 25-Jährigen war es sogar jeder Zweite. Nach Einschätzung Potts ist Alkohol nach wie vor das Suchtmittel Nummer eins bei jungen Menschen.

Kinder und Jugendliche hätten zwar ihre ersten Rauscherfahrungen etwas später, jedoch immer noch zu einem Zeitpunkt, wo sie laut dem Jugendschutzgesetz (ab 16 Jahre) keinen Alkohol trinken dürften, erläuterte Dyckmans. „Unter 16-Jährige trinken noch zu oft zu viel.“ Aus der Umfrage unter 7.000 Personen im Juli 2010 geht hervor, dass das erste Glas Alkohol im Alter von 14,5 Jahren getrunken wurde. 2004 lag der Wert bei 14,1. Den ersten Rausch erlebten die Jugendlichen mit 15,9 Jahre (2004: 15,5).

Jugendlichen fehlen die Vorbilder

Trotz der Erfolge in der Prävention ist laut der Studie der wöchentliche Pro-Kopf-Konsum hoch. So konsumierten die 18- bis 21-jährigen Männer in diesem Zeitraum im Durchschnitt 111 Gramm reinen Alkohol, die Frauen 40,5. Bei den 16- und 17-Jährigen tranken die Jungen 86,6 Gramm und die Mädchen 32,5 Gramm. Für die Altersgruppe der 12- bis 15 Jährigen wurden danach 15,1 Gramm Alkohol für die Jungen und 8,1 Gramm für die Mädchen ermittelt. Angesichts dieser Werte erklärte Dyckmans: „Die Jugend ist jedoch nicht die Generation Suff, was bei den Erwachsenen nicht so gesagt werden kann.“ Pott kritisierte, der Alkohol werde „in unserer Gesellschaft generell bagatellisiert.“ Somit fehlten die Vorbilder für die Jugendlichen.

Erstmals wurden die Jugendlichen innerhalb der Studie nach ihren Trinkmotiven und ihrer Einstellung zum Alkohol befragt. Das Ergebnis: „Sie trinken, um Spaß zu haben, Hemmungen zu überwinden und weniger schüchtern zu sein.“ Für ihr Verhalten sei zudem das Umfeld wichtig - je mehr und je häufiger Alkohol etwa im Freundeskreis getrunken werde, desto höher sei der eigene Alkoholkonsum, lautet das Fazit. (Mit Material von dapd)