Düsseldorf/Kreuztal..
Wenn den Verbrauchern Krombacher Pils nicht weiterhin so gut schmecken würde, könnte man die Brauerei boshaft als Erfrischungsgetränke-Spezialisten bezeichnen, der mit Alkohol am liebsten möglichst wenig in Verbindung gebracht werden möchte. 2010 jedenfalls haben alkoholfreies Pils und Weizen sowie Radler mit ihren deutlichen Zuwächsen die Bilanz des Marktführers in einem schwierigen Umfeld noch erfolgreich gestaltet.
Weniger der „sehr zufrieden stellende“ Ausstoß-Zuwachs der Marke Krombacher um 1,5 Prozent auf nunmehr 5,3 Millionen Hektoliter Pils, Alkoholfrei, Radler und Weizen als das bescheidene Plus der Gruppe (inklusive der deutlich gewachsenen Marken Schweppes und Orangina) von 0,8 Prozent auf 6,4 Millionen Hektoliter macht deutlich: Von der Souveränität, mit der Krombacher in früheren Jahren den Markt mit teils zweistelligen Zuwachsraten angeführt hat, ist nur noch wenig geblieben. Zwar stieg der Gesamtumsatz um 0,7 Prozent auf 647 Millionen Euro. An der älter werdenden Bevölkerung mit ihren anderen Verbrauchsgewohnheiten kommt aber auch eine familiengeführte Erfolgsbrauerei mittelfristig nicht mehr vorbei.
Cab und Fassbier schwächeln
Technik-Geschäftsführer Helmut Schaller drückte es so aus: „Wir sind mit dem Absatz in der Gruppe nicht sehr zufrieden, aber wir können damit leben.“ Besonders verdrießlich stimmte ihn, dass die hoch ambitioniert gestartete Mischgetränke-Marke Cab (Cola und Bier), die im Gegensatz zu Radler der Jugendszene zugerechnet wird, mit einem Ausstoß-Minus von fast 29 Prozent oder 45000 Hektoliter auf nur noch 111.000 Hektoliter im vergangenen Jahr regelrecht abstürzte. Und Schaller erwartet einen weiteren Rückgang: „Der Szene-Markt ist ausgereizt - wir werden das Spiel nicht weiter mitmachen, jedes Jahr ein neues Produkt anzubieten.“
Da auch der Fassbier-Ausstoß (minus 3,4 Prozent auf 719000 Hektoliter) und der Absatz der „sonstigen Marken“ Eichener, Rolinck, Rhenania Alt und Vitamalz schwächeln, richtet sich der Blick bei Krombacher nun fest auf die Erfolgsgaranten des vergangenen Jahres. Das sind neben dem in einem deutlich rückläufigen Markt auf hohem Niveau (4,5 Millionen Hektoliter) stabilen Pils-Absatz - jedes zehnte Pils, das in Deutschland getrunken wird, kommt aus Krombach - die weniger alkoholreichen Marken, die auf Fitness und Erfrischung setzen: Alkoholfrei (+8 Prozent auf 257 000 Hektoliter), Radler mit und ohne Alkohol (+9,4 % / 371 000) sowie Weizen, das auch alkoholfrei angeboten wird (+7,5 Prozent / 173 000 Hektoliter). Hier erzielte Krombacher die Zuwachsraten, die anderswo schmerzlich vermisst werden. Diese Stärken sollen nach Schallers Worten noch gestärkt werden - etwa durch Werbeauftritte von TV-Stars wie Franziska Schenk und Ulrich Meyer (SAT1) ab März.
In punkto Preiserhöhung hält man sich eher bedeckt: Im ersten Halbjahr nicht, aber danach laut Schaller „nicht mehr ganz auszuschließen.“